Sie geben sich alle Mühe, doch es sind – immer wieder – aus unterschiedlichen Gründen zu wenige Müllmänner im Landkreis im Einsatz. Foto:  ALBA Group

Auch bei Alba fehlen Fahrer für Müllfahrzeuge. Digitalisierte Tonne ist momentan kein Thema im Landkreis.

Kreis Rottweil - Muffelnde Mülltonnen sorgen schnell für Ärger bei den Bürgern. Funktioniert die Abfuhr nicht wie gewohnt, beschweren sie sich beim Abfallwirtschaftsamt. Im Kreis Rottweil ist dies seit Sommer immer wieder der Fall. Doch die Probleme des Müllentsorgers Alba sind vielschichtig.

Bruno Rees ist ein zurückhaltender Mensch. Zumindest, wenn es um die Bewertung der Müllentsorgung im Kreis Rottweil geht. Die nämlich funktioniert seit Mitte Juli nicht immer reibungslos. Das bestätigt der Leiter des Abfallwirtschaftsamtes beim Landkreis auf Nachfrage: "Wir bekommen das mit, weil sich viele Leute beschweren." Ändern kann Rees wenig daran.

Er gibt die Beschwerden an den Müllentsorger im Landkreis, die Alba Group, weiter. Für deren Schwierigkeiten aber zeigt er durchaus Verständnis. Die Probleme des Entsorgers seien vielfältig, erklärt der für das südliche Württemberg zuständige Regionalleiter Hannes Oesterle. Vor allem fehlten der Alba im Süden Fahrer für die Müllfahrzeuge.

Die ganze Branche habe Schwierigkeiten, Fahrer zu finden, die im Besitz einer Fahrerlaubnis der Klassen C oder CE sind, also einen Lastwagen oder einen Lastwagen mit Hänger fahren dürfen. Rund 150.000 fehlten bundesweit. Diesen Fachkräftemangel könne man auch nicht durch eine höhere Bezahlung ausgleichen, erklärt er.

Fahrer für Müllfahrzeuge fehlen bundesweit

Die Alba bezahle branchenübliche Tarife. Ein Bündel von Maßnahmen zur Personalakquise trage zudem erste Früchte, erklärt Oesterle. "Dazu gehören unter anderem Plakate an Fahrzeugen und Betriebsstätten, Zeitungsanzeigen, Anzeigen auf Internetplattformen, Ansprache von Fahrschulen und vieles mehr. Außerdem versuchen wir, durch eine Vielzahl von internen Maßnahmen eine eventuelle Fluktuation zu vermeiden."

Besonders brisant war die Lage im vergangenen August: "Bürger bleiben auf Ihrem Müll sitzen", titelte der Schwarzwälder Bote in Rottweil und schrieb von erbosten Bürgern, die tagelang auf die Müllabfuhr warten mussten. Schuld war nach Angaben der Alba ein sehr hoher Krankenstand, gepaart mit der Urlaubszeit.

Inzwischen seien neue Leute eingestellt worden, sagt Oesterle. "Personell sind wir nach Überwindung der überdurchschnittlichen Krankheitsausfälle in den letzten Wochen ausreichend besetzt."

Der Geschäftsführer wirbt um Verständnis für die dennoch immer wieder auftretenden Verzögerungen bei der Müllabfuhr, etwa am Rottweiler Turmfest am ersten Oktoberwochenende. Da wurden die Biotonnen in einem Teil des Stadtgebiets am Samstag nicht abgeholt und muffelten bis Montag vor sich hin.

Neuem Personal fehle einfach die nötige die Ortskenntnis. Damit seien die Fahrer langsamer als erfahrene Müllwerker und könnten Touren vor Beginn der Pflichtruhezeit unter Umständen nicht zu Ende fahren. Grund für die Verzögerungen in Rottweil sei zudem ein ungeplanter Fahrzeugausfall durch einen Unfall gewesen. "Hinzu kamen krankheitsbedingte Ausfälle einiger Mitarbeiter."

Digitalisierung spart Personal und CO2

Langfristig verspricht sich Oesterle von der Digitalisierung Erleichterung bei der Müllentsorgung. Momentan allerdings zeigt im Kreis Rottweil nur die auf das Smartphone herunterladbare Müll-App abfall+ den digitalen Wandel in der Abfallwirtschaft an.

Sie erinnert Kunden per Weckruf an Abfuhrtermine und bereitet die Informationen des Abfallkalenders digital auf. Per Push-Nachricht kann Alba auch Verzögerungen in der Abfuhr melden. Doch dabei wird es in den kommenden Jahren nicht bleiben, ist Oesterle sicher.

Denkbar sind unterschiedliche Modelle der Abfallentsorgung. Sie reichen vom Müllwiegesystem, das der Landkreis Sigmaringen momentan testet, bis zur "Müllabfuhr on demand". Bei letzterem gebe es gar keine festen Abfuhrtage mehr, erläutert Oesterle. Stattdessen registriere der digitalisierte Mülleimer, wann er voll ist und melde dies sowohl an das Rechenzentrum des Müllentsorgers als auch an den Besitzer. Ähnlich wie derzeit beim Sperrmüll würden dann nur die gemeldeten Behälter geleert. Die seien aber dann auch wirklich voll.

Das ist bei festgelegten Abfuhrterminen längst nicht der Fall. Viele der im Landkreis Rottweil täglich zwischen 5000 und 6000 geleerten Bio-, Rest- und Papierabfallbehälter seien nur teilweise gefüllt. Oesterle betont neben der Effizienz den Umweltaspekt des smarten Müllsystems.

Geringere Fahrten mit den Müllfahrzeugen sparten nicht nur Fahrer ein, sondern auch Kohlendioxid (CO2), rechnet er vor. Je nach Tour verbrauche ein Müllwagen zwischen 55 und 75 Liter Diesel auf 100 Kilometer, in der Stadt auch mal mehr.

Achtjahresvertrag läuft noch bis 2020

Vorerst aber bleibt es im Kreis Rottweil bei den gewohnten braunen, blauen und schwarzen Tonnen. Bis ins Jahr 2020 läuft der Müllentsorgungsvertrag zwischen Landkreis und Alba noch. Doch die Mitarbeiter des Abfallwirtschaftsamts überlegen bereits jetzt, wie der nächste Achtjahresvertrag aussehen könnte. "Wir schauen, was der Markt bietet, und was für den Kreis Rottweil sinnvoll ist", erklärt Fachmann Bruno Rees.

Mit dem Müllwiegesystem etwa kann er sich nicht anfreunden. Dabei wird die Mülltonne am Fahrzeug gewogen, der Besitzer zahlt nur den gewogenen Abfall. Da gebe es so viele Ungenauigkeiten, im Winter etwa hänge Schnee und Eis an der Tonne und verfälsche das Wiegeergebnis, ist sein Eindruck.

Zudem sieht er Ärger unter Nachbarn voraus. "Da werden Eimer geschützt wie das Auto." Für Rees ein Unding. Denkbar sei für ihn dagegen die Einführung eines Müllidentsystems. Dadurch ließen sich die Müllbehälter den Besitzern genau zuordnen, säumige Zahler würden schneller erfasst. Bevor aber in Rottweil die Elektronik in der Mülltonne Einzug hält, wird die Müll-App einziges Zeichen der Digitalisierung in der Müllentsorgung bleiben.