Nicht nur die Luft soll in Lauterbach prima sein, bald auch die Ortsdurchfahrt. Selbst wenn die Kosten explodieren. Foto: Wegner

Neue Straße durch Lauterbach kostet fast eineinhalb Millionen Euro mehr. Arbeiten sollen im Sommer beginnen.

Kreis Rottweil - Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht in Bezug auf die neue Ortsdurchfahrt von Lauterbach. Die gute: Mit dem Bau soll im Sommer begonnen werden. Die schlechte: Der Ausbau kostet immens mehr.

Der Rottweiler Kreisrat Gerhard Aden (FDP) ist keiner, der ein Blatt vor den Mund nimmt. Das hat er noch nie gemacht. So also sagt er in der Kreistagssitzung, als über den Ausbau der Ortsdurchfahrt von Lauterbach gesprochen wird: "Da muss Mist gebaut worden sein." Der Grund für diese durchaus wenig schmeichelhafte Kommentierung: Die Bauarbeiten verteuern sich von 2,44 auf 3,89 Millionen Euro. "Exorbitant" sei das, so Aden. Und er stellte die Frage, warum das so sei und ob man sich das als Kreis wirklich leisten wolle.

Kreisrat Aden nimmt kein Blatt vor den Mund

Auch eine andere Straßenbaumaßnahme wird teurer, um fast 40 Prozent: die Instandsetzung der Kreisstraße zwischen Schönbronn und Sulgen. Ursprünglich veranschlagt waren 630.000 Euro, jetzt müssen 880.000 aufgebracht werden, rechnet das Straßenbauamt vor.

Natürlich sind das Entwicklungen, die auch den Finanzdezernenten des Landkreises, Gerald Kramer, nicht unberührt lassen. Dass man für beide Maßnahmen nun plötzlich knapp 1,7 Millionen Euro mehr bezahlen muss, darüber zeigt sich Kramer in der Sitzung nicht erfreut. Um solche Überraschungen zukünftig nicht mehr erleben zu müssen, habe man sich mit dem Straßenbauamt bereits zusammengesetzt und vereinbart, tiefer in die Planung einzusteigen, sollten die Bauarbeiten von Bach oder Fels tangiert sein. Mit der Planungstiefe hängt es offensichtlich in der Tat zusammen, wie gut die Kostenschätzung zutrifft, erklären Amtsleiter Martin Osieja und sein Mitarbeiter Joachim Hilser. Je mehr man in einer Frühphase plane, desto teurer werde diese. "50 Prozent davon können sie dann in die Tonne kicken", so Hilser. Dezernent Kramer will die Mehrkosten nunmehr bei der Planung in Kauf nehmen. Diese werde dann zwar teurer, dafür aber sicherer.

Auch die Zeit ist ein Faktor, der zu Mehrkosten führen kann. Das sagt der Kreisrat der Freien Wähler, Thomas Engeser. Die Planungsverfahren dauerten viel zu lang, bemängelt er.  Das trifft auf die Ortsdurchfahrt von Lauterbach zu. Bereits im November 2011 hat der Kreistag den Straßenausbau für entsprechende Förderprogramme angemeldet. Sechseinhalb Jahre später, im Juni 2018, erhält der Kreis einen positiven Bescheid. Danach wurde die Planung verfeinert – mit dem bekannten Effekt, dass die Erneuerung des Straßenstücks 4,165 Millionen Euro kostet. Die Gemeinde Lauterbach zahlt davon 275.000 Euro.

Teurer wird die Sanierung der Straßenbauverwaltung aus drei Gründen: Zum einen müsse massiv in den dortigen Hang eingegriffen werden. Erfahrungen aus den jüngsten Hangrutschungen fließen mit ein. Die Kosten für die Stützwand erhöhen sich von 550.000 auf 1,25 Millionen Euro. Für Steinschlagschutzzäune und Netze fallen weitere 155.000 Euro an. Zum anderen kann Teer aus der alten Straße nicht wie gedacht vor Ort belassen werden. Durch ein spezielles Verfahren wären die Schadstoffe langfristig gebunden worden. Das ist inzwischen verboten. Teerreste müssen entsorgt werden.

Klaus Schätzle vermisst einen Radstreifen

Das kostet über eine halbe Million Euro. Und der Faktor Zeit spielt auch mit hinein. Aufgrund von Preissteigerungen rechnet das Straßenbauamt mit Mehrausgaben von 200.000 Euro. Das Regierungspräsidium hat eine höhere Förderung in Aussicht gestellt, ein Entscheid liegt noch nicht vor. Im Sommer soll mit den Arbeiten begonnen werden, sie könnten im kommenden Jahr abgeschlossen sein. Ganz kritiklos wurde die Planung nicht entgegengenommen: SPD-Kreisrat Klaus Schätzle missfällt, dass es keinen Radstreifen gibt. Auch Grünen-Kreisrätin Sonja Rajsp meint: "Man sollte etwas für Radfahrer machen."   Auch für ein 2,8 Kilometer langes Straßenstück zwischen Schönbronn und Sulgen muss eine Viertelmillion Euro mehr ausgegeben werden. Diese Differenz ergibt sich, nachdem aus einer einfachen eine detaillierte Kostenberechnung erstellt worden ist. So steht nun fest, dass Grundstückszufahrten angeschlossen, Schächte und Schachtabdeckungen repariert und Entwässerungsmulden instand gesetzt werden müssen.