Während das Schild auf den Abstand hinweist .... Foto: Otto

Schüler fahren dicht gedrängt. Landratsamt: Zu wenig Kapazitäten vorhanden. Planung läuft noch.

Kreis Rottweil - Die Situation sagt eigentlich alles: Eine Schülerin aus dem Kreis fotografiert das im Bus am Fenster hängende Schild "Halten Sie möglichst zwei Meter Abstand voneinander" – während sie eingequetscht zwischen vielen anderen im Mittelgang steht. Wo sind die angekündigten Zusatzbusse? Wir haben nachgefragt.

Dass die Schüler im Kreis in Corona-Zeiten teilweise dicht gedrängt im Schulbus fahren müssen, obwohl vor dem Schulstart propagiert wurde, dass dies mit Hilfe zusätzlicher finanzieller Mittel vom Land möglichst vermieden werden soll, sorgt für Ärger. Unverständnis gibt es vor allem deshalb, weil die Schüler schließlich in den Schulen mit viel Aufwand nach Gruppen strikt getrennt werden. Vorlaufzeit, so meinen viele, sei bis zum Schulstart ja nun genug gewesen.

Laut Landratsamt erst eine Beschwerde eingegangen

Am Mittwoch hat das Landratsamt in Rottweil auf unsere Anfrage hin Stellung genommen. Es gebe einige wenige Verstärkerbusse, es fehle jedoch an Kapazitäten. Bislang sei außerdem erst eine Beschwerde zu überfüllten Bussen beim Nahverkehrsamt eingegangen.

"Im Landkreis werden Verstärkerbusse eingesetzt", erklärt Sprecherin Brigitte Stein. Beispielsweise sei dies durch die SBG auf der Linie 7440 Wilflingen-Rottweil der Fall. Andere Linien werden nicht genannt.

Fahrer in Kurzarbeit

Der Landkreis habe eine Woche vor Schulbeginn von der geplanten Initiative des Landes Kenntnis erhalten. Noch am selben Tag habe man in enger Abstimmung mit dem Verkehrsverbund Rottweil (VVR) die Verkehrsunternehmen über das beabsichtigte Förderprogramm des Landes informiert und um Rückmeldung bis 9. September gebeten, wie viele (Reise)-Busse nebst Fahrer für Verstärkerfahrten zur Verfügung stehen würden. Leider sei größtenteils gemeldet worden, dass weder Fahrzeuge noch Busfahrer zur Verfügung stünden. "Im Moment liegen uns zwei positive Rückmeldungen vor, die jedoch noch weiterer konkreter Abstimmung bedürfen", so Stein. Eine verlässliche Einsatzplanung sei deshalb nicht rechtzeitig möglich gewesen.

Es brauche eine gewisse Vorlaufzeit und es müssten in diese Planung auch Schüler einbezogen werden, die aktuell aufgrund des guten Wetters noch mit dem Fahrrad in die Schule fahren oder von den Eltern gefahren werden. Es sei deshalb noch nicht absehbar, wo es zu überfüllten Bussen kommt. Hinzu komme, dass die Stundenpläne erst nach etwa 14 Tagen verbindlich feststehen und es auch coronabedingt noch zu Verschiebungen kommt.

Doch wie kann es sein, dass die Busunternehmen gerade jetzt keine Kapazitäten haben? Aktuell seien zahlreiche Reisebusse abgemeldet, die Fahrer befänden sich in Kurzarbeit und seien somit nicht sofort reaktivierbar, heißt es dazu von Seiten des Landratsamts. Viele Fahrer müssten außerdem erst für den Schulbusverkehr geschult werden.

Andere Stundenpläne?

Und das Landratsamt argumentiert damit, dass in der ersten Woche meist kein Regelunterricht stattfinde und alle nahezu gleichzeitig aus haben. Die Lage werde sich noch entzerren. Eine wirksame Maßnahme für die Verkehrsunternehmen sei es, wenn mehr Schüler erst zur zweiten Stunde Schule hätten.

Soweit bislang bekannt, will das Land 80 Prozent der entstehenden Kosten für Verstärkerbusse übernehmen. Das Förderprogramm sei zunächst bis zu den Herbstferien befristet. Der längerfristige Einsatz von Verstärkerbussen müsste von den Kreisgremien beschlossen werden.

In FDS neun Fahrzeuge

Zum Vergleich sei ein Blick über die Kreisgrenze erlaubt: Im Raum Freudenstadt hatte der Verkehrsverbund schon vor dem ersten Schultag über die zusätzlich eingesetzten Busse und die Strecken informiert. Neun Verstärkerbusse werden seit Tag eins auf besonders frequentierten Linien eingesetzt. Damit wolle man "den Infektionsschutz der Schüler optimieren und damit die Anstrengungen der Schulen unterstützen", heißt es. Auch hier wird jedoch betont, dass nur eine begrenzte Anzahl von Bussen und Fahrern zusätzlich zur Verfügung stünden.

Das Landratsamt in Rottweil betont: Ein wesentliches Instrument gegen eine Ansteckung in den Bussen werde weiter der Mund-Nasenschutz sein. Bisher seien "besondere Ansteckungsgeschehnisse" in Bussen nicht bekannt.

Dass die Bussituation jedoch die ganzen Bemühungen in den Schulen ad absurdum führt, steht wohl außer Frage.