Die Bilder an Mario Rumpfs Wand zeigen einige seiner Einsätze als Feuerwehrmann. Ende des Jahres wird er seinen Hut nehmen und die Tür zum Kapitel des Kreisbrandmeisters schließen. Foto: Seiss

Nach 25 Jahren ist Schluss. Leidenschaft wird weiter brennen. Seine Devise: "Net schwätze, mache!"

Kreis Rottweil - Seit April ist er in Altersteilzeit, Ende des Jahres hängt er die Uniform des Kreisbrandmeisters in den Schrank. Mario Rumpf ist ein Mann der Taten. Dennoch erzählt er im Gespräch so einiges über die vergangenen 25 Jahre.

In Flammen stehende Gebäude, brennende Fahrzeuge, Feuerwehrmänner auf einer Drehleiter: All diese Einsatzerinnerungen prägen die Bürowände von Kreisbrandmeister Mario Rumpf. Hinter jedem Fotomotiv steckt eine alltägliche Situation eines Feuerwehrmannes, wie auch Mario Rumpf es seit nunmehr 40 Jahren ist. Wird der Kreisbrandmeister zum Einsatz gerufen, lässt er alles stehen und liegen – jede Minute zählt. Dabei ist es egal, ob das nachts um drei bei Schneefall und Minusgraden ist, oder er das Grillen mit der Familie abrupt unterbrechen muss. Und teils offenbaren sich am Einsatzort belastende Bilder.

"Ich will es nicht mehr sehen", sagt Mario Rumpf mit Blick auf seine Entscheidung, sich nach 25 Jahren als Kreisbrandmeister nicht noch einmal fünf Jahre für das Amt zur Verfügung zu stellen. Außerdem, und das sagt er ganz gelassen: "Mit 60 bist du keine 25 mehr."

Wer sein Nachfolger wird, weiß Rumpf noch nicht. Die Stelle wird ausgeschrieben. "2018/2019 gibt es einen massiven Umbruch." Besorgt in die Zukunft blicken müsste man deshalb nicht. "Was im Landkreis an jungen Kommandanten nachwächst, das sind hoch motivierte und menschlich richtig gute Leute", sagt Rumpf über die neue Generation, die die "alte Riege an Wehrmännern" nun nach und nach ablöst.

Im vergangenen Vierteljahrhundert war er der "Wächter" über die 2100 aktiven Feuerwehrleute der insgesamt 21 Wehren im Kreis. Als Chef der Feuerwehr sieht er sich aber nicht. Mehr als technischer Berater und wertfreier Beobachter, quasi als "Aufpasser im Einsatz", der notfalls auch befugt ist, die Einsatzleitung zu übernehmen. Das allerdings, und das zeige auch die Qualität der Kommandanten, sei in all den Jahren nur ein Mal vorgekommen.

In seinem Amt ist er nicht nur Feuerwehrmann, sondern auch Politiker

In seinem Amt, das betont Rumpf, sei er nicht nur Feuerwehrmann, sondern auch Politiker. Politiker insbesondere deshalb, weil die Interessenvertretung der Wehren vor dem Kreistag in sein Aufgabengebiet fällt. Stolz ist er daher beispielsweise auf das Projekt "zentrale Feuerwehrwerkstatt" in Schramberg. "Dort haben wir ein einzigartiges Abrechnungssystem eingerichtet, bei dem alles über die Kreisumlage läuft." Das diene solidarisch allen Gemeinden, schildert er.

Hauptamtlich ist Rumpf Brandschutzsachverständiger im Landkreis Rottweil. Damit ist er nicht nur im Katastrophen- und Brandschutz selbst, sondern bereits vorbeugend aktiv tätig. Ein echter Meister seines Fachs also.

"Die Jahre sind einfach vergangen", lässt Mario Rumpf seine jahrzehntelange Feuerwehrtätigkeit Revue passieren. Sein Gesicht ist dabei entspannt. Er lächelt. Gerade als er dabei ist zu erzählen, was er schon alles erlebt hat, klingelt das Telefon. "Oh, da muss ich schnell rangehen", entschuldigt er sich. Es geht um ein Seminar an der Landesfeuerwehrschule. Rumpf hat noch letzte organisatorische Details zu klären. Er verabschiedet sich, legt auf.

"Rückblickend kann ich sagen: Ich habe alles richtig gemacht. Und ich bin gut angekommen hier." Denn ursprünglich kommt Rumpf aus Böblingen. Dort ist er der Feuerwehr vor 40 Jahren beigetreten. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Rohrdorf bei Nagold zog Rumpf mit seiner Familie vor 25 Jahren nach Dunningen.

Das war im Herbst 1993. "Diese Entscheidung habe ich nie bereut", sagt er heute. Wenngleich das damals ein gewisses Maß an Mut verlangte, erinnert er sich. Denn für das Kreisbrandmeisteramt in Rottweil hat er sein Haus verkauft und mit der Familie einen Neustart gewagt. Dieser, das gibt Rumpf erfreut zu, wurde ihm leicht gemacht. "Die Kommandanten haben mich von Anfang an richtig gut unterstützt."

Das Motto "Geht nicht, gibt’s nicht" sei in all den Jahren sein Ansporn gewesen. "Net schwätze, mache!", lautete seine Devise. "Im Einsatz hat man nicht die Zeit, zehn Mal abzuwägen. Entweder man macht es, oder man macht es nicht." Insgesamt, so Rumpf, sei die Feuerwehr in Deutschland ein weltweit einzigartiges System.

"Es basiert auf dem Ehrenamt. Und die Bereitschaft dazu ist da", bricht er eine Lanze für all die freiwilligen Feuerwehrmänner, die rund um die Uhr bereit sind, anderen zu helfen und in manchen Situationen ihr eigenes Leben riskieren. Und das trotz der gestiegenen Anforderungen im Berufsalltag, ruft Rumpf in Erinnerung.

Eines der Probleme der heutigen Zeit sei es nämlich, Beruf, Familie und Ehrenamt in Einklang zu bringen. "Der Feuerwehrkommandant, der seinen Posten 25 Jahre ausfüllt, ist ein Auslaufmodell."

Auch wenn für Mario Rumpf das Kapitel als Aktiver bald beendet ist, er "Kittel und Helm in den Schrank hängt", wird seine Flamme für die Feuerwehr weiterhin in ihm brennen. Diese lodert nicht nur im Gespräch immer wieder auf. Das zeigt sich auch in seinem kameradschaftlichen Plädoyer zum Abschied: "Das Miteinander der Wehren ist sehr gut. Das ist ein zukunftsorientierter Job. Hier kannst du glücklich werden."