Kreisbauernverband lädt zur Diskussion mit EU-Politikern. Landwirte bemängeln Nachschulungsregelung.
Kreis Rottweil - Den Bauern im Landkreis stinkt so manches – das machten sie gestern beim Vor-Ort-Termin auf dem Hof von Ernst und Beate Schmid in Sulz-Bergfelden klar.
Eingeladen zur Diskussion mit der agrarpolitische Sprecherin der FDP im Europäischen Parlament, Britta Reimers, und dem stellvertretenden Vorsitzenden der Liberalen im Europäischen Parlament, Michael Theurer, hatte der Kreisbauernverband.
Schmid betreibt auf einem Hof eine Jungsauenaufzucht mit rund 1400 Plätzen und treibt dazu rund 100 Hektar Ackerland und an die 30 Hektar Grünland um. Und er hat, ebenso wie seine Kollegen, die Nase voll davon, in den Medien von einigen Teilen der Bevölkerung aber auch von Politikern als Tierquäler diffamiert zu werden.
Schließlich lebe man von seinen Tieren, und da sollte es unterm Strich doch noch wirtschaftlich sein, den Betrieb zu führen. Da stieß er bei Britta Reimers auf offene Ohren. Die EU-Politikerin weiß, wovon sie spricht, denn sie nennt selbst einen Milchviehbetrieb in Norddeutschland ihr eigen.
Sie sieht, ebenso wie ihr Parteikollege Theurer, die landwirtschaftlichen Betriebe als mittelständische Unternehmen an. Zu viele Auflagen in Sachen Umweltschutz, so wichtig der auch sei, machten eine Wirtschaftlichkeit aber oft unmöglich.
Dabei müsse es doch im Sinne aller sein, dass die Höfe in Familienhand blieben. Denn nur der, der seinen Kindern etwas weitergeben wolle und könne, werde einen Hof auch nachhaltig führen.
Die Landwirte ärgert auch, dass sie oft darauf angesprochen würden, jede Menge Subventionen zu erhalten. "Es wird das Essen und damit der Verbraucher subventioniert und nicht der Landwirt", wollte der Vorsitzende des Kreisbauernverbands, Manfred Haas, deshalb festgestellt haben.
Die Bürokratie stößt den Bauern auf. Da gebe es manchmal Rückforderungen in Höhe von Centbeträgen, die oft nicht einmal die Kosten für das Porto, geschweige denn die Arbeitszeit eines Beamten, der sich damit zu beschäftigen hat, deckten. Hier, so versprach Michael Theurer, sei man gerade dabei, eine Lösung herbeizu führen.
Die meisten Landwirte hätten heutzutage ein Studium der Agrarwirtschaft abgeschlossen. Trotzdem sollten sie alle fünf Jahre zu einer Nachschulung. Ein Bauer aus dem Kreis meinte dazu: "Zeigen Sie mir mal einen Arzt oder Architekten, der sich sowas gefallen lassen muss." Das habe auch etwas mit der Wertschätzung des Berufsstandes zu tun. Bei Britta Reimers rennt er mit seinem Ansinnen offenbar offene Türen ein. Auch sie hätte gern eine andere Situation.