Der Kriminaldauerdienst kommt wohl nicht nach Tuttlingen. Foto: Nädele

Kripo bleibt in Rottweil. Innenministerium reagiert überrascht auf Regele-Vorstoß.

Kreis Rottweil - Das Ringen um den Standort des Kriminaldauerdiensts (KDD) in einem neuen Polizeipräsidium Konstanz scheint entschieden. Der KDD soll nach Singen verlegt werden. Das Innenministerium reagiert auf Anfrage überrascht, dementiert aber auch nicht.

Gerhard Regele ist einer, der um ein direktes Wort nicht verlegen ist – auch, wenn’s unbequem werden könnte. Am Rande der Vorstellung der Kriminalitäststatistik für das Jahr 2017 erzählt der Polizeipräsident auf Nachfrage eines Journalisten, dass die zuständige Projektkommission entschieden habe, den KDD des künftigen Polizeipräsidiums Konstanz von Rottweil nach Singen zu verlegen. Tuttlingen ist damit aus dem Rennen.

Im neuen Präsidiumszuschnitt sind ab Januar 2020 die Landkreise Rottweil, Schwarzwald-Baar, Tuttlingen und Konstanz zusammengefasst. Die Frage nach dem Warum beantwortet Regele damit, dass die anderen zur Wahl stehenden Standorte zu große Nachteile für einen zentralen KDD besäßen. Damit sei Tuttlingen, obwohl aus polizeilicher Sicht wegen seiner zentralen Lage und Nähe zum Kripo-Standort Rottweil als Favorit gehandelt, vom Tisch.

Bislang ist der KDD bei der Kriminaldirektion in Rottweil angesiedelt. Dort wird im 24-Stunden-Dienst gearbeitet. Immerhin: Mit der Umsetzung der neuen Struktur verbleibt die Kriminalpolizeidirektion mit ihren Sektionen in Rottweil. "Das ist Konsens", sagt Regele.

Beim Innenministerium nachgefragt, reagiert man überrascht auf den Vorstoß des Tuttlinger Polizeipräsidenten. Solange keine offizielle Entscheidung der mit der Polizeistrukturreform beauftragten Kommission vorliege, wolle das Innenministerium nichts bestätigen. Ein Dementi hört sich aber (auch) anders an. Zusammengefasst heißt das: Die Katze ist zwar aus dem Sack, die Politik möchte aber ihre Entscheidungshoheit nicht ausmanövriert wissen.

Laut Regele wird die Kabinettsvorlage zur Standortfrage des KDDs gerade vorbereitet. Ende April soll diese im Kabinett behandelt werden. Das Innenministerium hingegen erklärt, zeitnah an die Öffentlichkeit gehen zu wollen, sobald sich die Standortfrage entschieden habe. Und wirft hinterher: Werde Singen alter und neuer Standort des KDD, müsse das Kabinett gar nicht entscheiden. Das Innenministerium wolle dennoch "zeitnah" an die Öffentlichkeit treten.

Auch Ekkehard Falk, früherer Konstanzer Polizeipräsident und Gesamtprojektverantwortlicher für die Umsetzung der Reform der Polizeireform, verweist auf Nachfrage zwar ebenfalls auf das Innenministerium, betont aber auch die Vorteile eines KDD-Standorts Singen. Die da wären: die Nähe zur Autobahn und die Tatsache, dass Singen ein Kriminalitäts-Brennpunkt ist. Jetzt, wo Regele vor Journalisten gesprochen habe, müsse das Innenministerium "Farbe bekennen". Dass die Kripo in Rottweil bleibe, konnte aber auch Falk bestätigen.

Zur Kripo in Rottweil und dem KDD in Singen wird es außerdem drei dezentrale Standorte sogenannte KK’s, also Kriminalkommissariate, geben. Nämlich in Tuttlingen, Villingen-Schwenningen und in Konstanz. Zu klären bleibt allerdings, wie die Verteilung der Beamten zu regeln ist. Regele: "Über die Stärke der Kommissariate wird noch zu sprechen sein." Personell vollführe man einen "Tanz auf der Rasierklinge". Auf die von der Landesregierung versprochenen 900 Vollzugsbeamten müsse man warten, bis diese ihre Ausbildung beendet haben. Dann würden sicherlich auch die Kripo in Rottweil sowie der stark belastete KDD personell gestärkt.