Spannend: Mit dem Smartphone können die Ergebnisse aus den Wahlbezirken wie in Rottweil abgerufen werden. Etwas nach 19 Uhr stand es gestern für den gesamten Landkreis fest. Foto: Nädele

Aus 49 werden 43 Sitze. CDU bleibt stärkste Kraft. Freie Wähler sind ihr auf den Fersen. Ade, FDP. Mit Kommentar.

Kreis Rottweil - Die großen Überraschungen bleiben aus: Die Kreistagswahl hat nicht zu tektonischen Verschiebungen bei den Fraktionen geführt. CDU und Freie Wähler gewinnen dazu, ebenso Grüne und SPD. Dass die FDP weiter abschmiert, ist mittlerweile nicht verwunderlich.

Der Kreistag schrumpft, sollte das vorläufige Ergebnis Bestand haben und es nicht noch zu weiteren Ausgleichssitzen kommen. Bislang sind es drei. Das neue Gremium besteht demnach nur noch aus 43 Sitzen nach 49 bei der Wahl 2009. Stärkste Fraktion ist und bleibt die CDU (15 Sitze, zuvor 17), gefolgt von den Freien Wählern (FWV, zwölf, 2009: 13), die sich hauptsächlich aus amtierenden Rathauschefs wie dem Schramberger Oberbürgermeister Thomas Herzog oder ehemaligen wie dem Rottweiler Ex-OB Thomas Engeser speisen.

Die CDU bekommt bei etwas geringerer Wahlbeteiligung (sie ging von 50,7 auf 49,6 Prozent zurück) fast 2900 Stimmen mehr (jetzt sind es 121 200) und kommt damit auf 36,1 Prozentpunkte. Die FWV schaffen 27,8 Punkte (ein Plus von 2,1). Leichte Gewinne verzeichnen SPD (0,9 Punkte, jetzt 15 Prozent) und Grüne (um 1,3 auf 6,4), während die ÖDP einen Verlust von 0,9 Prozentpunkten hinnehmen muss (6,4 Prozent). Grüne und ÖDP haben je drei Sitze, die SPD sechs. Die FDP stürzt auch auf Kreisebene ab. Sie verliert im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren fast die Hälfte an Wählerstimmen – von 49 320 gehen sie auf 27 700 zurück, ihr Anteil schrumpft von 14,1 auf 8,3 Prozent. Die Fraktion ist im neuen Kreistag mit nur noch vier Kreisräten vertreten.

Das Ergebnis zeigt: Die Kreistagswahl ist eine Persönlichkeitswahl. Der Zuspruch für die Fraktionen/Parteien hängt von den Kandidaten ab. So erzielt die CDU in Bösingen mit 57,5 Prozentpunkten ihr bestes Ergebnis, was an Rainer Hezel liegen dürfte, der dem dortigen Ortsverband vorsteht. Noch stärker ist die CDU in Epfendorf (61 Prozent) und Hardt (60,9).

In Deißlingen wiederum ist die SPD top – das ist schon traditionell so und kam auch dem Deißlinger Bürgermeister zugute, der als Kandidat auf der SPD-Liste erstmals in den Kreistag einzog. Fluorn-Winzeln fällt auch aus dem Rahmen. In der Doppelgemeinde erreichen die Freien Wähler über 55 Prozent der Stimmen, die ÖDP kam hier auf stolze 21,7 Prozent. 

Kommentar: Eine Chance

Armin Schulz

Die CDU-Fraktion im Kreistag hält den ersten Platz, die Bürgermeisterriege der Freien Wähler mit zwölf Sitzen aber auch ihre starke Position. Ob das gut für den Kreis ist? Zuletzt hatte es den Anschein, als würden die Schultes im Kreistag lieber ihr eigenes Süppchen kochen.

So sah es zumindest bei der leidigen Diskussion um das Landratsamt-Hochhaus aus. Sicher, als Bürgermeister fühlt man sich dem eigenen Flecken näher als der Kreisstadt, als Rottweil. Dabei tritt auch immer wieder der unterschwellige Konflikt zu Tage, den es seit der Debatte um die Schließung des Schramberger Krankenhauses gibt. Die Gräben zwischen Schramberg und Rottweil scheinen zwar nicht mehr unüberbrückbar wie noch vor zwei, drei Jahren. Aber zugeschüttet sind sie auch nicht. Das zu vollenden, wäre eine gute Chance für den neuen Kreistag.