Gut zu Fuß bleiben sollen Senioren bis ins hohe Alter in vielerlei Beziehung: Dadurch soll vor allem auch der möglichst lange Verbleib in den eigenen vier Wänden ermöglicht werden. Foto: Büttner

Senioren im Landkreis Rottweil sollen gut zu Fuß bleiben: Für 190 .000 Euro verspricht Maßnahmenkatalog zahlreiche Multiplikatoreffekte.

Kreis Rottweil - Dass ein gescheiter Kreisseniorenplan für eine immer älter werdenden Bevölkerung gute Früchte trägt, leuchtet eigentlich jedem ein. Auch Kreisräten, die in der Arbeitsgruppe nicht vertreten waren, ging – nach teilweise abwertendem Gezerfe – zur großen Wertigkeit der neuen Errungenschaft doch noch ein Licht auf.

Wieso in der jüngsten Sitzung des Sozial-, Kultur- und Verwaltungsausschusses des Kreistags bei der Vorstellung der mit viel Akribie und Sachverstand entstandenen konzeptionellen Errungenschaft mit guten und wichtigen Handlungsempfehlungen für möglichst attraktive Lebensbedingungen für Senioren sich wiederholt Bedenkenträger zu Wort meldeten, dürfte deren Geheimnis bleiben, zumal der Plan am Ende der Debatte allseits wohlwollend und mit der Absicht, jährlich einen sich daraus ergebenden Impulsbeitrag von 190 000 Euro aus dem Kreishaushalt zu finanzieren, zur Kenntnis genommen wurde.

Vielleicht wollten die vor allem aus den Reihen der CDU in Erscheinung tretenden Kritikaster auch ihrem Parteifreund Georg Schumacher etwas in die Parade fahren. Dieser, der an diesem Sitzungstag für den abwesenden Landrats Wolf-Rüdiger Michel als Gremiumsvorsitzender fungierte, hatte eingangs den Tagesordnungspunkts die vom Aulendorfer Büro "neuLand", einem Spezialisten für Tourismus-, Standort- und Regionalentwicklung, moderierte Arbeit, die von Vertretern der Kreistagsfraktionen und von Vertretern der Träger- und Interessengruppen geleistet wurde, ordentlich gelobt. Auch Sozialdezernent Bernd Hamann spricht von einem guten Wurf, der in einer außergewöhnlich positiven und zielführenden Arbeitsatmosphäre entstanden sei.

Josef Bühler von "neuLand" brachte in einer Präsentation die Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen dann nüchtern auf den Punkt: Schlicht eine seniorengerechtere Kommunalentwicklung solle bewirkt werden. Um für ältere Menschen ein wertschätzenderes Klima zu gewährleisten, sollte an so mancher Stellschraube gedreht werden, um Hilfsstrukturen zu verbessern.

Vom Startpaket für lokale Steuerungskreise wie Seniorenbeiräte oder -foren über seniorengerechte Hilfen für die eigene Häuslichkeit und das bessere Vertrautwerden mit dem ÖPNV bis zur Darstellung aller Informationen auf einer Internetplattform reicht der Maßnahmenkatalog, zu dessen Anpassung und Verbesserung es auch laufend Dialogveranstaltungen geben soll. Das Thema Gesundheit wird im Kreisseniorenplan deshalb nicht weitreichend beleuchtet, weil dazu im leader-Programm maßgebliche Dinge verankert seien und sich deshalb hier eine konzeptionelle Verzahnung anbiete, betonte Bühler.

Dass die durch den Plan erhoffte Steigerung der Lebensqualität Älterer im allgemeinen und im besonderen nicht unbedingt monetär messbar ist, betonte Bühler im Hinsehen auf skeptische Nachfragen nach den Kosten des Vorhabens. Nachdem Kreisräte wie Eberhard Pietsch und Martin Schwellinger (beide CDU) dazu mit Blick auf den kommenden Kreishaushalt lamentiert hatten und dabei auch die finanzielle Belastung durch die Flüchtlingsproblematik ins Feld geführt wurde, setzte Bernhard Tjaden (FWV) diesem Vorhalt die zuvor von Hamann gemachte Feststellung entgegen, dass allein schon durch die Vermeidung von zehn Pflegeheimplätzen 180.000 Euro weniger im Kreishaushalt zu Buche schlügen. Für Selma Müller (ÖDP) ist der Plan mit seinen Förderanreizen auch als Weckruf an die Gemeinden zu verstehen. Winfried Hecht (SPD) sieht die Gemeinden bei der Problembewältigung sehr unterschiedlich aufgestellt. Gleichwertige Lebensumstände für alle Senioren im Kreisgebiet seien das Ziel.