So sah der Gipsbruch bei Bochingen im Juni 2015 aus. Der Lastwagenverkehr sorgte damals für Unmut. Foto: Archiv

Mehr als 80 Prozent Aushubmaterial ist weg. Ende absehbar. Bankettschäden zwischen Bösingen und Epfendorf.

Kreis Rottweil - Die Großbaustelle Stuttgart 21 zieht immer noch weite Kreise. Insgesamt 8,8 Millionen Tonnen Aushub und Ausbruchmaterial gilt es abzutransportieren. Auch der Kreis Rottweil bekam einiges davon. Mit einer Kleinen Anfrage an den Landtag wurde nun abgeklopft, wieviel genau.

Anfang November fuhr der 6000. Zug mit Aushub von der Stuttgart-21-Baustelle weg. Insgesamt 6,6 Millionen Tonnen sollen schon abtransportiert worden sein. "Mehr als 80 Prozent sind damit weg, das Ende der Transporte ist absehbar", hatte Wolf-Dieter Tigges, der Leiter der Zentalen Baulogistik bei der Deutschen Bahn (Projekt Stuttgart – Ulm) gesagt.

Der AfD-Abgeordnete Emil Sänze nahm das wohl zum Anlass, im Dezember eine sogenannte Kleine Anfrage im Landtag zu stellen.

Darin fragt er nach dem Volumen des Aushubmaterials und danach, über welche Entfernung mit welchen Verkehrsträgern das Material insbesondere in den Raum Rottweil transportiert wird. Zudem will er wissen, welche Schäden durch die Lastwagen-Transporte an den jeweiligen Straßen entstanden sind.

8,8 Millionen Tonnen

Anfang Februar gab es nun die Antwort von Verkehrsminister Winfried Hermann. Nach Angaben der DB werden insgesamt 8,8 Millionen Tonnen Aushub und Ausbruchmaterial von den Baustellen abtransportiert.

Der Großteil sei dabei über den Schienenweg abgefahren worden. Mehr als 6000 Zugladungen habe es gegeben, von denen jede etwa 40 Lastwagen-Fahrten mit Aushub ersetzen würden. Lediglich 1,3 Prozent des Materials seien per Lastwagen abtransportiert worden.

Dazu, welche Menge wohin genau und unter Einsatz welcher Verkehrsträger transportiert wird, mache DB keine Angaben, da Vertragsverhältnisse grundsätzlich nicht offengelegt würden.

Im Kreis Rottweil finde die Deponierung beziehungsweise Verwertung des Materials vor allem im Rahmen der allgemeinen Auffüll- und Rekultivierungspflicht von Steinbrüchen statt. Genaue Routen, Tages- und Jahresmengen seien der Landesregierung nicht bekannt.

Zu diesen Steinbrüchen zählt unter anderem das Gipsabbaugelände in Deißlingen-Lauffen. Dort rollte der erste Zug mit gut 1000 Tonnen Aushubmaterial im Oktober 2014 ein. 1,5 Millionen Tonnen sollten bis März vergangenen Jahres dort abgeliefert werden.

Lauffen war damit einer von zwei Orten in Baden-Württemberg, an den Züge den Aushub brachten. Alles andere rollte über die Straße, so etwa nach Bochingen. Die Erde stammt aus dem Bau des Fildertunnels Richtung Flughafen. Mehr als eine Million Tonnen wurden und werden zu den zwei Gipsbrüchen bei Oberndorf transportiert. Die Transporte haben 2015 begonnen und sollten zehn Jahre lang dauern.

In Sachen entstandene Straßenschäden durch Aushubtransporte antwortet Hermann auf Sänzes Anfrage, dass der Transport dem durch die Widmung vorgesehenen Zweck der Straße entspreche. Für die Beseitigung der Schäden sei der Baulastträger zuständig. Eine finanzielle Entschädigung sei im Staatshaushaltsplan nicht vorgesehen.

Bezifferbare Schäden seien ohnehin nur in einem Fall bekannt. Im Zuge der K 5563 von Bösingen bis Epfendorf sei es zu Bankettschäden gekommen. Das habe den Landkreis etwa 10.000 Euro gekostet.

"Im Übrigen konnten weder an der A 81 noch an den Landes- oder Kreisstraßen bislang eine übermäßige Abnutzung oder gar Schäden festgestellt werden, die Lkw-Transporten von im Zusammenhang mit der S-21-Baustelle anfallenden Schüttgütern zugeordnet werden können."