Markus Walter (links) und Rudolf Welte von der Kriminalpolizei Rottweil haben mit ihrer Ermittlungsgruppe entscheidend zur Aufklärung beigetragen. Foto: Cools

Polizisten aus vier Ländern decken illegale Transporte auf. Razzien fördern zahlreiche Funde zutage.

Bregenz/Kreis Rottweil - Zu einem bedeutenden Schlag gegen den grenzüberschreitenden illegalen Waffenhandel kam es im November 2017 in Deutschland und Österreich. Für die Rottweiler Kriminaldirektion, der ein Großteil des Erfolgs zuzuschreiben ist, war es der erste Fall dieser Größenordnung

Begonnen hatten die Ermittlungen im Juni 2017, als die Rottweiler Kriminalinspektion I, zuständig für Kriminalität mit Waffen, den Hinweis auf einen illegalen Händler aus Hechingen (Zollernalbkreis) bekam. Dieser war angesichts dessen, was die Beamten noch herausfanden, jedoch zu vernachlässigen. Den Rottweiler Ermittlern, die das Verfahren bis September vergangenen Jahres leiteten, gelang es, einen ganzen Waffenhändlerring zu sprengen.

Für die Staatsanwaltschaften Hechingen und Stuttgart observierten sie Tatverdächtige und vollzogen die Reise der illegalen Waffen nach, um festzustellen, dass das Netzwerk nicht nur bis Frankreich, sondern auch nach Österreich und in die Schweiz reichte.

Nach einer intensiven länderübergreifenden Ermittlungsarbeit führten gleichzeitige Razzien in Österreich, Deutschland, Frankreich und der Schweiz am 9. November 2017 zu einer reichen Ausbeute. Nicht nur Handfeuer- und Langwaffen sowie Munition – in Österreich gleich 200 Kilo – wurden sichergestellt, auch einige Tatverdächtige wurden dingfest gemacht..

Im engen Schulterschluss hätten Beamte der verschiedenen Länder zusammengearbeitet, lobt Kriminaloberrat Markus Walter von der Rottweiler Polizei die erfolgreiche Kooperation. Einzig die Sprachbarriere habe im Kontakt mit Frankreich manchmal zu Schwierigkeiten geführt, doch mit Hilfe des deutsch-französischen Zentrums in Kehl sei man auch diesbezüglich schnell zurechtgekommen.

Länderübergreifende Zusammenarbeit funktioniert bestens

"Wir waren immer tagesaktuell auf Ballhöhe", betont Walter. Ein Ermittlungsverfahren dieser Größenordnung gelinge nur mit Hilfe vieler guter Akteure. "Wir wussten, dass ein Transport nach Deutschland bevorsteht", berichtet Ermittlungsleiter erster Kriminalhauptkommissar Rudolf Welte, wie man den Händlern entscheidend auf die Spur kam.

Schließlich war klar, dass der Lieferant für die Tätergruppen in Deutschland aus Vorarlberg stammt. So entwickelte sich ein ganzes Netz aus Hinweisen mit Tatverdächtigen und Spuren. Bei den Tätern habe es sich auch in Deutschland um Deutsche türkischer Abstammung gehandelt, die miteinander bekannt waren, so Walter. Es sei eine Art "Handel im Bekanntenkreis" gewesen.

Die Haft der Hauptverdächtigen, eines 61- und eines 37-Jährigen aus dem Raum Ludwigsburg, sei ausgesetzt worden, da diese als Familienväter mit festem Umfeld zu betrachten seien. Sie hätten wohl einige Waffen für sich selbst gehortet, andere nach Toulouse weitergeleitet. Der Fall sei "eine absolute Ausnahme für Deutschland", betont Walter. Die Tatverdächtigen hätten sich aber noch nicht zu ihren Beweggründen geäußert.

Nach Aussage von Uta Bachmann, Leiterin des Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung in Vorarlberg, sind die Waffen wohl eine Art Statussymbol gewesen. Für einen terroristischen Hintergrund oder Ähnliches gebe es keine Anhaltspunkte, stellt sie klar. Waffenliebhaberei und das Bestreiten des Lebensunterhalts hätten im Vordergrund gestanden.