Zwei Chefärzte der Helios Klinik Rottweil haben für ihre Kollegen auf der Intensivstation ein Intubations-Aquarium entworfen. Mittlerweile hat die Konstruktion den ersten Praxistest bestanden. Auch die Helios Kliniken in Pforzheim und in Berlin-Buch arbeiten damit. Foto: Helios Klinik

Chefärzte entwerfen Intubations-Aquarium. Patienten versorgen ohne Gesundheit der Mitarbeiter zu gefährden.

Kreis Rottweil - In Zeiten von Corona ist Kreativität gefragt – in jeder Hinsicht. Zwei Chefärzte der Helios Klinik Rottweil haben jetzt für ihre Kollegen auf der Intensivstation kurzfristig eine Idee in die Tat umgesetzt: ein Intubations-Aquarium.

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Die Helios Klinik Rottweil steht, wie alle Krankenhäuser, vor noch nie dagewesenen Herausforderungen. Die größte davon ist, möglichst viele schwerkranke, ansteckende Patienten optimal zu versorgen, ohne dabei die Gesundheit der Mitarbeiter zu gefährden. "Eine besonders kritische Situation ist das Intubieren von Patienten auf der Intensivstation", erklärt Martin Maunz, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I im Rottweiler Krankenhaus. Dabei wird dem Patienten ein Beatmungsschlauch in die Luftröhre eingeführt.

Thorsten Lukaschewski, Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, ergänzt: "In diesem Moment werden kleinste Luftpartikel, also Aerosole frei, in denen die Viruslast sehr hoch ist. Das Infektionsrisiko für die Ärzte und das Pflegepersonal, die direkt am Patienten sind, steigt trotz Schutzausrüstung."

Die Tatsache, dass er und seine Kollegen auf der Intensivstation in den nächsten Tagen und Wochen viele Patienten an Beatmungsmaschinen anschließen müssen, ließ Martin Maunz auch am Wochenende keine Ruhe. Auf einem Foto aus einer chinesischen Klinik entdeckte er eine transparente Brücke, die zum Intubieren einfach über den Kopf des Patienten gelegt worden war. "Ich dachte, das könnte man für uns noch verbessern", erinnert sich Martin Maunz.

Idee überzeugt in Berlin

Sein Kollege, Jan Oliver Kaufhold, Chefarzt der Frauenklinik in der Helios Klinik Rottweil, ließ sich von der Idee sofort begeistern. Innerhalb kürzester Zeit entstand in seiner Garage ein erster improvisierter Prototyp und aus dieser Konstruktion eine technische Zeichnung, die Kaufhold an einen auf Kunststoffbau spezialisierten Betrieb weiterleitete. Dessen Geschäftsführer Uwe Schaufler aus Dettingen/Teck ließ sich von der Begeisterung der Mediziner anstecken und baute übers Wochenende gleich vier Intubations-Aquarien, die am Dienstag in den Praxistest gingen – zwei in Rottweil, zwei dank kollegialem Austausch und enger Vernetzung im Helios Klinikum Pforzheim.

Der Chefarzt der Klinik für Intensiv- und Notfallmedizin in Pforzheim, Felix Schuhmacher, teilt die Meinung der Rottweiler Ärzte. Die Konstruktion sei absolut geeignet für die Praxis und ein hervorragender Schutz für die Ärzte.

Geschäftsführerin Cornelia Koch betont: "Es ist mir extrem wichtig, dass wir für unsere Patienten weiterhin einsatzfähig bleiben – etwa dadurch, dass wir Schutzmaterialien personalisieren und mehrfach verwenden. So können wir trotz angespannter Liefersituation auch weiterhin für Ärzte und Pflege entsprechend Ausrüstung zur Verfügung stellen."

Den kreativen Vorschlag, beim Intubieren mit dem speziell entworfenen Plexiglasschutz zu arbeiten, begrüßt sie sehr: "Wir müssen alles tun, um die Ansteckungsgefahr für unsere Mediziner und unsere Pflegekräfte auf ein Minimum zu reduzieren."

Inzwischen, nicht einmal eine Woche seit Entwicklung des ersten Prototypen, haben zehn Exemplare des Intubations-Aquariums den Weg nach Berlin angetreten. Dort kommen sie auf der Intensivstation im Helios Klinikum Berlin-Buch zum Einsatz. Den dortigen Chefarzt Anästhesie und Perioperative Medizin, Jochen Strauß, hatte die Idee aus Rottweil nämlich absolut überzeugt.