Daniel Peter (links) und Sarina Muchow (rechts) (beide Mitarbeiter Gesundheitsamt Prävention) und Petra Sostak (Mitte). Foto: Müller

Medizin: Modellprojekt zur ambulanten Versorgung ermittelt Bedarf an Gesundheitszentren.

Kreis Rottweil - Zwar scheint die hausärztliche Versorgung im Landkreis aktuell gesichert, doch zeichnen sich Nachfolgeschwierigkeiten ab – ein mittelfristiges Problem. Ein Modellprojekt soll zur Zukunft der Hausärzte im Kreis mehr Klarheit schaffen.

Aktuell sind im Landkreis 86,5 Hausarztstellen besetzt. Entsprechend der Einwohnerzahl von rund 135  700 Einwohnern entspricht dies einem Arzt für 1570 Patienten. Dass sich dieses Verhältnis in den nächsten Jahren verschlechtern wird, belegt auch ein Bericht der kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg.

38 Prozent der Hausärzte im Landkreis sind über 60 Jahre alt und treten in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Bis 2023 müssen laut einer Studie der Universität Heidelberg im Landkreis Rottweil 33 Hausarztstellen neu besetzt werden. Doch es sei absehbar, dass sich junge Mediziner nicht um eine Nachfolge reißen, weiß Petra Sostak vom Gesundheitsamt Rottweil.

Es fehlt an Nachwuchs im ländlichen Raum

Für Nachwuchsmediziner sei eine eigene hausärztliche Praxis oft unattraktiv, erklärt die Medizinerin. Das liege zum einen an den Arbeitsbedingungen. Viele junge Ärztinnen legen zwecks Familienplanung Wert auf ein Angestelltenverhältnis, nicht selten in Teilzeit. Zudem schreckten eine langfristige örtliche Bindung und die wirtschaftliche Verantwortung für eine Praxis junge Ärzte ab.

Besonders im ländlichen Raum sei dies ein Problem. Die Lösung könnten lokale Gesundheitszentren sein, eine Kooperationsform mehrerer Ärzte.

"Der Hausarzt als Einzelkämpfer gehört bald der Vergangenheit an", sagt auch Heinz-Joachim Adam, der Leiter des Gesundheitsamts.

Wie der angedeutete Wandel im Landkreis vonstatten gehen könnte, wird derzeit im "Modellprojekt zur ambulanten medizinischen Versorgung in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg" zu ermitteln versucht. Bei dem vom Sozialministerium geförderten und unter wissenschaftlicher Begleitung durchgeführten Projekt sollen die Akteure für die regionale medizinische Zusammenarbeit an einen Tisch gebracht werden.

Zum Start des Projekts wurde eine 25-köpfige Lenkungsgruppe aus Vertretern der drei beteiligten Landkreise, der Gemeinden, der Kreisärzteschaft, der kassenärztlichen Vereinigung, des Sozialministeriums, des Forschungsinstituts Quaestio und der Universität Frankfurt gebildet. Die Bevölkerung soll sich mittels Bürgerdialogen zu Wort melden können.

Fragen wie "Wo droht in naher Zukunft Unterversorgung und wo besteht demnach Bedarf an einem Gesundheitszentrum", "Wo und wie könnte das Modell realisiert werden?" und "Woher kommen die Patientenströme und welche Fahrdistanzen müssen Patienten dafür auf sich nehmen" sollen bei der Problemanalyse beantwortet werden. Unter Einbeziehung des Profils der bestehenden Hausarztpraxen und der Patientenaufkommen sollen gute Schlussfolgerungen gezogen werden.

Erkenntnisse auch durch Bürgerdialoge

Die Analysen betreffen neben dem Landkreis Rottweil auch Teilgebiete des Schwarzwald-Baar-Kreises und Kreis Tuttlingen. Begleitet wird das Projekt von einem kontinuierlichen Bürgerdialog – online und durch regelmäßige Informationsveranstaltungen. Die Zwischenergebnisse kommen in regelmäßigen Abständen bei Zukunftswerkstätten auf den Tisch. Diese dienen zur Ideenentwicklung und zur Konzepterarbeitung. Die Zukunftswerkstätten sollen in den regionalen Teilräumen gebildet werden, bei denen eine Unterversorgung mit Hausärzten droht. Als Teilnehmer sind Hausärzte, Bürgermeister und der ortsansässigen Gesundheitseinrichtungen vorgesehen.

Die Ergebnisse der ersten Zukunftswerkstätten werden in einer Vertiefungsphase konkretisiert und in eine Konzeptionspapier mit vorläufigen Handlungsvorschlägen aufgenommen.

In den weiteren Zukunftswerkstätten sollen dann konkrete Handlungsansätze herausgearbeitet und Vorbereitungen für deren Umsetzung getroffen werden.