Der Angeklagte soll in der Nacht auf den 26. August 2012 Brandbeschleuniger auf ein wie im Bild dargestelltes Polizeifahrzeug im Innenhof der ehemaligen Polizeidirektion Rottweil geworfen haben. Foto: Symbolfoto: Maier

Mann aus Wellendingen streitet Brandstiftungen ab. Beginn der Hauptverhandlung am Landgericht Rottweil.

Kreis Rottweil - Ein 26-jähriger Wellendinger soll im Jahr 2012 zweimal versucht haben, Polizeifahrzeuge in Rottweil in Brand zu setzen. Zudem wurden Drogen, Waffen und Munition bei ihm gefunden. Beim Prozessauftakt hat er ein Geständnis abgelegt – teilweise.

Mit gesenktem Kopf sitzt der 26-Jährige auf der Anklagebank. Die Hände liegen gefaltet im Schoß, den Rücken drückt er aufrecht durch. Immer wieder überkommt es ihn – und Tränen laufen an seinen Wangen herunter. Besonders wenn er von dem großen Einschnitt in seinem Leben und dessen Folgen erzählt: einem Leistenbruch im April 2007. Dazu später mehr.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Wellendinger vor, in der Nacht auf den 26. August 2012 sowie am 8. September 2012 Brandstiftungen auf Fahrzeuge der ehemaligen Polizeidirektion Rottweil versucht zu haben. Die Vorgehensweise sei immer die gleiche gewesen: Von außen am Zaun wurden Brandbeschleuniger gegen Polizeifahrzeuge eingesetzt. Diese zündeten allerdings nicht richtig. Trotzdem entstand insgesamt ein Sachschaden in Höhe von rund 3600 Euro.

Der 26-Jährige zieht sich den folgenschweren Leistenbruch im April 2007 bei Waldarbeiten zu. "Ich habe mich verhoben", sagt er. Für den Wellendinger beginnt eine jahrelange Odyssee. Die Schmerzen wollen einfach nicht aufhören. Von einer befristeten Arbeitsstelle hangelt er sich zur nächsten. Die Folgen des Leistenbruchs schränken seine Leistungsfähigkeit beträchtlich ein. Heute nimmt er täglich etwa zehn Medikamente gegen die Schmerzen ein.

Laut seiner Ex-Freundin, die mit ihm im Jahr 2012 in Deißlingen-Lauffen zusammengelebt hat, verspätet sich der Angeklagte in der Nacht auf den 26. August 2012 beim verabredeten gemeinsamen Disco-Besuch. Im Gegensatz zu seinem von Schmerzen geplagten Alltag sei der 26-Jährige an diesem Abend "gut drauf" gewesen. Morgens habe er ihr von dem Brandanschlag auf das Polizeifahrzeug erzählt. Mittags habe er die Tat nochmals vor dem damaligen gemeinsamen Freund erneut geschildert. Dieser ist zu diesem Zeitpunkt noch Mitglied der Black Jackets.

Ihn trifft der 26-Jährige am 8. September 2012 an der Bushaltestelle am Schulzentrum Rottweil. Der Angeklagte verkauft an das Black-Jackets-Mitglied Drogen. Es ist der Tag des Brandanschlags auf ein Polizeifahrzeug. Bei einer Polizeikontrolle kann sich der Wellendinger nicht ausweisen, und er macht falsche Angaben zu seiner Person. Sensibilisiert durch den Brandanschlag vom 26. August 2012 nehmen ihn die Polizeibeamten in Gewahrsam. Anschließend führen sie – ohne den Angeklagten – eine Hausdurchsuchung im Beisein seiner Ex-Freundin durch. Sie stellen fast 50 Gramm Betäubungsmittel, Waffen und Munition sicher. Am 4. Dezember 2012 sind es weitere etwa fünf Gramm beschlagnahmte Drogen. Zudem befinden sich laut den Polizeibeamten in der Wohnung zahlreiche Benzinkanister, Grill-Anzünder und Verdünnung.

Die Verstöße gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz räumt der Angeklagte ein. "Das war ein Fehler", sagt er. Die Drogen habe ernur aus einem Grund konsumiert: Schmerzlinderung. Die Brandstiftungen hingegen weist er zurück. "Damit habe ich nichts zu tun", erklärt der 26-Jährige. Seine Sicht der Dinge: Er behauptet, das ehemalige Black-Jackets-Mitglied schilderte ihm die Brandanschläge und beschuldigte ihn: "Dies verneinte ich", sagte der 26-Jährige. Die Ex-Freundin und das Ex-Black-Jackets-Mitglied lehnen diese Version jedoch ab. Zeitlich ordnet der Angeklagte diese Aussagen aber vor den Tatzeitpunkten ein.

Seine Ex-Freundin beschreibt den 26-Jährigen als "Waffennarr". Zur Ablenkung von seinen Schmerzen habe er sich mit Waffen beschäftigt. Gegen die Polizei verspüre er grundsätzlich Hass – ausgelöst durch mehrmaliges Auffliegen beim Fahren ohne Führerschein. Zudem habe ihr Ex-Freund oft eine schusssichere Weste getragen. "Man wisse ja nie, was passiert", habe er gesagt. Die zahlreichen Polizeibeamten und Kriminalpolizei-Mitarbeiter sagen als Zeugen aus, dass sie bei ihren Begegnungen mit dem 26-Jährigen keine physischen Einschränkungen bei ihm vernommen haben. Als Täter der beiden Brandstiftungen identifizieren sie ihn nicht.

Nach sieben Stunden und zwölf Zeugen kann der Angeklagte nicht mehr. Der Prozess wird am Montag, 2. Juni, fortgesetzt.