Im Bereich von knapp 100 Straßenmetern soll das Hanggelände mit Bohrpfahlwänden absolut verkehrssicher und damit auch wieder Lkw-tauglich gemacht werden. Foto: Scheidel

Kreistag gibt Geld für K 5563 von Epfendorf nach Harthausen frei. Stabilisierung kostet drei Millionen.

Kreis Rottweil - Der Hang rutscht: Die von Epfendorf nach Harthausen über einen Berg führende K 5563 hat deshalb eine bedeutende Schwachstelle. Etwa drei Millionen Euro soll die "Operation" zur Stabilisierung des nicht einmal 100 Meter langen neuralgischen Straßenstücks kosten. Das sind gut 30.000 Euro je Meter Befestigung.

Ist so viel Geld nicht zu viel des Guten? Im Kreistag war vor einigen Wochen diesbezüglich kurz laut nachgedacht worden, verbunden mit der – nicht zuletzt im Bereich Schlichemtal und Umgebung wie ein Blitz einschlagenden Frage – was für Auswirkungen eine generelle Stilllegung dieser Fahrstrecke denn eigentlich haben würde. Dass ein solcher gedanklicher Ausritt wie ein Stich ins Wespennest wirkt, zeigte sich schnell. Und die Kreispolitik reagierte im Rahmen der Haushaltsverabschiedung umgehend und segnete das "verdammt teure Vorhaben" – da nimmt Martin Osieja, der Straßenbauchef des Landkreises kein Blatt vor den Mund – ohne weitere Zwischenrufe ab.

Was wäre, wenn ein solcher Verkehrsweg geschlossen würde?

Überhaupt sind neben dem "normalen" Straßenbau, der von Belagsarbeiten bis zu Großvorhaben – wie aktuell insbesondere der Ausbau der Glatttalsttrecke – reicht, Investitionen wegen durch Naturereignisse beeinflussten Widrigkeiten immer mehr an der Tagesordnung. Hangrutschungen wie bei Wilflingen-Gosheim oder Epfendorf-Bösingen oder auch die Felsabgänge im Bernecktal sind dazu markante Beispiele, die ebenfalls erhebliche Kreismittel verschlingen. Dass die Natur trotz der bei solchen Vorhaben in ganz besonderer Weise eingebrachten Ingenieurleistungen oft nur schwer zu bändigen ist, zeigt sich insbesondere auch dann, wenn innerhalb kurzer Zeit zu einer eigentlich als nachhaltig angesehenen Maßnahme doch wieder Nachbesserungen erforderlich werden, um eine Straße – wie bei Wilflingen – Gosheim – tatsächlich verkehrssicher zu halten.

Dass angesichts der immer öfters auf dem Tisch liegenden Vorschläge für solche Millionen-Invests gelegentlich Gedanken aufkommen zur Werthaltigkeit einer Straßenverbindung liegt auf der Hand. Dass das Pendel dann doch immer in Richtung der Beherzigung von Strategien für den langfristigen Erhalt der meist uralten Wegeverbindungen ausschlägt, wird im Grunde als selbstverständlich angesehen. Dabei wird auch mal trotzig angemerkt. dass "Problemstraßen selbst im Hochgebirge auf Vordermann gehalten werden". Sowieso: Mit einer Straßenschließung für einen Präzedenzfall – und damit vermutlich auch gleich für einen größeren Eklat – zu sorgen, hat ohnehin niemand im Sinn. Doch allein schon der vage Fingerzeig auf eine mögliche Infragestellung eines Verkehrswegs ruft große Emotionen wach.

Bürgermeister Prielipp, Epfendorf: Geduldsfaden ist kurz vor dem Zerreißen

Wenn der Epfendorfer Bürgermeister Mark Prielipp in einem Schreiben an Landrat Michel und den Kreistag den heutigen Zustand der Straße als "wirtschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Kollateralschaden für meine Gemeinde, die Umlandkommunen und auch den Landkreis Rottweil selbst" bezeichnet, dann ist mit diesem Aufschrei (Prielipp: die Straße ist seit 2013 nicht mehr mit großen Fahrzeugen befahrbar, was seither zu starken Beeinträchtigungen für überregionale Gewerbe- und Transportunternehmen, Busverkehr und sogar Feuerwehreinsätze führt) die Hoffnung verbunden, dass – wie von Osieja in Aussicht gestellt – die auf eine Bauzeit von sechs bis acht Monaten taxierten Bauarbeiten tatsächlich im Frühjahr 2019 beginnen können, akzeptable Ausschreibungsergebnisse vorausgesetzt.

Mit zwei Bohrpfahlwänden (hangseits 70 Meter, talseits 60 Meter) soll das Gelände nachhaltig stabilisiert werden, das gefährdete Straßenstück so gewissermaßen unnachgiebig in die Zange genommen werden. Dabei soll die technisch sehr anspruchsvolle Maßnahme (Osieja: "die Ortbetongroßbohrpfähle sind richtiggehende Karenzmänner, die 16 bis 19 Meter bis weit ins Felsgestein in die Tiefe gehen") so strukturiert sein, dass im Laufe der Zeit weitere Ankerinstallationen platziert werden können, sollte der Hang weiter in gefährlicher Weise Bewegung zeigen.

Gar dramatisch beschreibt Osieja den Handlungsbedarf im Hinsehen auf das Abrutschpotenzial der talseitigen Böschung: "Rein rechnerisch dürfte die gar nicht mehr stehen", sagte der Straßenbauchef bereits vor einigen Wochen sehr ernüchtert.

Zu dem jetzt vom Kreistag auf den Weg gebrachten Baubeschluss gibt es eine Kostenpeilung, die für die Jahre bis 2020 2,9 Millionen Euro beinhaltet. 100 000 Euro sind für Maßnahmen in weiteren Jahren veranschlagt.