Stofftiere und Gedenklichter erinnern an den Unfall Mitte Juli 2018, als ein Familienvater mit zwei Töchtern an der Auffahrt Dunningen-Ost in den Gegenverkehr gerät. Der 26-Jährige und eine der kleinen Töchter sind sofort tot. Foto: Otto

Fünf Todesopfer zwischen Dunningen und Zimmern in einem Jahr. Kommission soll Strecke begutachten. Mit Kommentar

Kreis Rottweil - Die Bilanz ist grausam: Fünf Menschen sind allein im vergangenen Jahr auf der B  462 zwischen Zimmern und Dunningen gestorben. Seit Fertigstellung der neuen Umgehung gab es auffallend viele schwere Unfälle. "Wie viel muss noch passieren, bis die Strecke entschärft wird", ist einer der vielen Kommentare im Netz. Wir haben bei der Verkehrsbehörde nachgehakt.

Die Spuren des Unfalls von vergangener Woche am Hochwald, bei dem zwei Motorradfahrer starben, verwischen langsam, ein paar hundert Meter entfernt ist eine andere Tragödie noch präsenter. Puppen und Stofftiere erinnern an den schrecklichen Unfall im Juli 2018: Ein junger Vater mit zwei Töchtern gerät auf Höhe der Abfahrt Dunningen-Ost in den Gegenverkehr. Er und eine der Töchter sterben, die zweite schwebt in Lebensgefahr.

Kerzen erinnern an Opfer

Anfang Juni diesen Jahres verliert ein 29-jähriger Motorradfahrer sein Leben, als eine Autofahrerin ihn an der Abfahrt Dunningen-West übersieht. Auch hier brennen seither Kerzen für den Familienvater. Im Januar 2015 verunglückt ein 31-Jähriger in der Tannwaldkurve tödlich, seine kleine Tochter wird schwer verletzt.

Wohlgemerkt: Bei keinem dieser Unfälle wurde gefährliches Überholen als Ursache ausgemacht. Genau dies ist aber auf der Strecke an der Tagesordnung. Beispiel vom April: Die Polizei fahndet nach einem Mercedes. Der hat eine Fahrzeugkolonne derart riskant überholt, dass ein Lastwagen und ein Autofahrer eine Vollbremsung hinlegen müssen, um einen Zusammenstoß zu verhindern.

Seit der Eröffnung der Dunninger Umgehung 2014 ist die Verbindung zwischen Schramberg und der Autobahn schneller geworden. Doch die einen, so ist täglich zu sehen, sind zu riskant unterwegs, viele andere scheinbar unkonzentriert. In den sozialen Medien sind nach dem jüngsten Unfall die Diskussionen wieder aufgeflammt. Vor allem das riskante Überholen ist hier Thema.

Bild mit Unterschrift

Für viele ist klar: So kann es nicht weitergehen. Doch wird das Problem auch bei den zuständigen Stellen gesehen? Auf unsere Nachfrage bei der Verkehrsbehörde des Landratsamts zur Unfallhäufung auf der B  462 wird – in Abstimmung mit der Polizei – zunächst eher allgemein in bestem Amtsdeutsch erklärt, es bestehe "grundsätzlich bei gefährlichen Strecken die Möglichkeit, dass diese so verändert werden, dass die Wahrscheinlichkeit von weiteren Unfällen minimiert wird". Die Häufung von Unfällen, so heißt es weiter, könne ein "Indiz" dafür sein, dass straßenverkehrsrechtliche Maßnahmen erforderlich sind. "Inwiefern dies auf die betreffende Strecke zutrifft, wird derzeit noch geprüft." Auch die Behörde verweist darauf, dass die schweren Unfälle auf der Strecke nicht auf Überholmanöver zurückzuführen seien. Gründe seien vielmehr Unaufmerksamkeit oder Ablenkung, Vorfahrtsverletzung und gegebenenfalls medizinische Gründe. Trotzdem dürften riskante Überholvorgänge nicht verharmlost werden.

Lösung gesucht

Auf nochmalige Nachfrage, ob denn nun auf der B  462 Dunningen – Zimmern etwas getan wird, wird das Landratsamt schließlich konkret: "Aufgrund der Vorkommnisse sehen wir Handlungsbedarf." In Kürze soll nun die Unfallkommission einberufen werden, um die Strecke gemeinsam mit allen Beteiligten – also Vertretern der Straßenverkehrsbehörde, der Polizei, der Straßenbaubehörde und eventuell der Gemeinde – zu begehen.

Dabei werde nicht nur der Verkehr beobachtet, sondern auch Straßendaten, wie Breite, Kurvenverlauf und Weiteres dokumentiert. Zudem werde über eine Langzeitmessung die Geschwindigkeit und das Verkehrsaufkommen erhoben. "Aus diesen Daten wird dann die für die Strecke beste Lösung umgesetzt", heißt es. Die Möglichkeiten reichen – wenn sie für notwendig befunden werden – laut Behörde von einer Änderung der Markierung über eine neue Beschilderung bis hin zum Umbau der Strecke. Ob sich die B  462 tatsächlich verändern wird? Noch ist weiter höchste Vorsicht geboten.

Kommentar: Reagieren!

Von Corinne Otto

Es ist offensichtlich: Auf der Strecke zwischen Zimmern und Dunningen mit der 2014 eröffneten Umgehung liegt etwas im Argen. Doch was? Eine Ursache für die vielen Unfälle ist nicht so einfach auszumachen. Gefühlt sind es vor allem riskante Überholer, die den Abschnitt so gefährlich machen. Wer wie ich fast täglich dort unterwegs ist, sieht Sachen, die er nicht für möglich hält: Auf der Umgehung wird direkt vor der Kuppe mit null Sicht an mehreren Fahrzeugen vorbeigezogen, die Gerade am Hochwald wird zur Autobahn – nur blöd, dass es hier Gegenverkehr gibt. Im Notfall wird der andere schon bremsen, scheint die Devise. Dieser Situation weiter tatenlos zuschauen – das geht nicht. Die Verkehrsbehörde muss etwas ändern. Nur gegen den wohl größten Feind im Straßenverkehr – das Smartphone – wird auch die Unfallkommission leider kein Mittel finden.

Info: Stimmen aus dem Netz

Michael V: "Wie viel muss da noch passieren, dass hier entschärft wird. Wenn ich dort fahre, warte ich schon auf den Einschlag von irgendwo her. Traurig."

Ron D: "Fahre die Strecke täglich und muss leider sagen dass im Verhältnis zu dem, was man da sieht, relativ wenig passiert."

Steffie V.: Der Fahrstil von vielen Autofahrern ist leider sehr aggressiv geworden, zu dichtes Auffahren, überholen an Stellen, wo man sich an den Kopf greifen muss usw. Und auf dieser Strecke häufen sich die Unfälle in letzter Zeit."

Jochen B.: "Was ist bloß (plötzlich) los auf dieser Strecke! Gefühlt ein massiver Vorfall/Unfall pro Woche!

Daniela S.: "Ich bin schon lang dafür, dort Überholstrecken einzubauen wie Richtung Offenburg."

Alex H.: "Besser wäre vielleicht ein generelles Überholverbot!"

Uschi D.: "Es ist doch schrecklich, was alleine in den letzten Wochen auf unseren Straßen im Kreis passiert ist. Ich meine es wird zu unkonzentriert gefahren, und wenn man genau hin schaut sind unsere Handys schuld."