Akute Waldbrandgefahr herrscht im Kreis. Die Waldbesucher müssen daher besonders vorsichtig sein. (Symbol-Foto) Foto: Rumpenhorst

Feuerstellen dürfen vorerst nicht benutzt werden. Borkenkäfer auf dem Vormarsch.

Kreis Rottweil - Heiße Temperaturen, kein Regen – was viele mit schönen Stunden im Freibad verbinden, bedeutet für den Wald vor allem eines: Dürre-Stress. Und das ist laut Forstamtsleiter Frank Kapahnke – auch in Bezug auf den Borkenkäfer – ein "Riesen-Problem". 

Wer sich dieser Tage den Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes ansieht, dem bietet sich ein besorgniserregendes Bild: Im Landkreis Rottweil herrscht große Wald-brandgefahr. Und tatsächlich kam es am Dienstag im Rottweiler Teilort Göllsdorf bereits zu einem – wenn auch kleinen – Waldbrand. Schuld an der hohen Gefahrenstufe ist das Wetter: Heiße Temperaturen bei gleichzeitig sehr geringen Niederschlägen haben Boden und Bäume ausgetrocknet, sodass ein Funke zum Desaster führen kann.

Das Forstamt des Landkreises ruft daher zu höchster Vorsicht auf. "Der Brand in Göllsdorf zeigt die akute Gefahr – und die wird sich sicherlich mit jedem heißen, trockenen Tag noch verstärken", gibt Kapahnke zu bedenken.

Die Stadt Schramberg hatte bereits am Mittwoch reagiert und alle Grillstellen im Stadtgebiet geschlossen. Am Donnerstag griff auch das Forstamt zu dieser Maßnahe: Bis zum Wochenende ist das Feuermachen an allen öffentlichen Grill- und Feuerstellen im Wald im Ganzen Landkreis untersagt. "Und auf gar keinen Fall darf man wild grillen", betont der Forstamtsleiter. Er verweist auch auf die Verhaltensregeln für alle Waldbesucher (Info-Kasten).

Doch nicht nur die Waldbrandgefahr macht Kapahnke Sorgen: Durch das heiße Wetter sind auch die Schädlinge – allen voran der Borkenkäfer – auf dem Vormarsch. Die schlechte Wasserversorgung schwäche die Bäume deutlich, denn ohne ausreichend Wasser könnten sie kaum schützendes Harz bilden. Zusätzlich bewirke das heiße, trockene Wetter, dass der Borkenkäfer sich stark vermehren könne, erklärt Kapahnke. "Seit Juni herrscht bei uns bezüglich des Borkenkäfers höchste Alarmstufe."

Bleibt nur die Frage, wie man diesem Problem begegnen kann. "Vor allem ist es jetzt wichtig, dass Waldbesitzer ihre Bestände kontrollieren", mahnt Kapahnke. Ideal sei ein ein- bis zweiwöchiger Rhythmus. Befallene Bäume erkenne man zum Beispiel an dem braunen Bohrmehl, das der Käfer beim Eindringen ins Holz hinterlässt, sowie an einer fahl-grünen Verfärbung der Fichtennadeln und an Harztröpfchen am Baumstamm.

Das Risiko, dass der Schädling auf naheliegende Bäume und Waldgebiete übergreift, stuft Kapahnke als sehr hoch ein. Deshalb ist schnelles Handeln gefragt, wenn ein Befall festgestellt wird. Zunächst müsse der betroffene Baum gefällt und aus dem Wald entfernt werden. "Wenn absehbar ist, dass das befallene Holz nicht vor dem Ausfliegen des Käfers abgefahren werden kann, muss das Holz entrindet werden. Ist der Käfer bereits geschlüpft, ist außerdem eine Schutzspritzung nötig."

Um den Wald vor Trockenheit sowie vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen, fordert der Bezirksverband Südbaden der Industriegesellschaft Bauen-Agrar-Umwelt eine neue "Waldstrategie". Die Gewerkschaft will, dass Waldbesitzer "stärker als bisher auf Mischwälder setzen". Gerade in Bezug auf die Schädlingsproblematik helfe das: "Eine Fichte, die neben Buchen und Eichen steht, kommt besser mit Schädlingen zurecht."

Eine solche Strategie verfolge man im Kreis schon seit Jahrzehnten, erklärt Kapahnke. Ziel sei es, "stabile, standortsgerechte Waldbestände aufzubauen". Dabei habe man den Klimawandel im Blick: Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg lote aktuell aus, welche Baumarten gut mit dem Klima eines bestimmten Standortes zurechtkommen. Dabei habe man mit der Douglasie gute Erfahrungen gemacht. "Die kommt mit trockenen Böden besser zurecht als die Fichte." Natürlich sind solche Prozesse aufwendig. Neben ausreichender Zeit sind vor allem fachkundige Mitarbeiter vonnöten. Gut, dass es im Landkreis auf diesem Gebiet keine großen Probleme gibt. "Einen Mangel an Fachkräften können wir bei Bewerbungen auf ausgeschriebene, wieder zu besetzende Stellen nicht feststellen", sagt Kapahnke.

Ein für Trockenheit gerüsteter Wald hört sich gut an, ist aber noch Zukunftsmusik. Damit die Bäume kurzfristig aus dem Dürre-Stress herauskommen, muss sich am aktuellen Wetter etwas ändern – und das langfristig, betont Kapahnke. Kurze Platzregen reichen erst einmal noch nicht aus, um das Waldbrandrisiko und die Gefährdung durch Schädlinge zu senken: "Wenn es kurz und stark regnet, bringt das für den Wald meistens keine richtige Entlastung." Oftmals gelange das Wasser bei solchen Platzregen nämlich gar nicht in den Waldboden, von wo aus die Bäume es aufnehmen können, sondern fließe in Gräben und Bächen ab.

Wegen der Waldbrandgefahr macht das Landratsamt auf die Verhaltensregeln aufmerksam, die im Wald gelten:

Vom 1. März bis 31. Oktober gilt im Wald ein grundsätzliches Rauchverbot. Unachtsam weggeworfene Zigaretten können nämlich fatale Auswirkungen haben.

Verboten ist das Grillen im Wald auf Gartengrillgeräten sowie – bis zum Wochenende – das Benutzen der öffentlichen Feuerstellen.

Offenes Feuer muss mindestens 100 Meter – auf eigenen Grundstücken mindestens 30 Meter – vom Waldrand entfernt sein. Außerdem sind folgende Mindestabstände einzuhalten: 200 Meter zu Autobahnen, 100 Meter zu Bundes-, Landes- und Kreisstraßen und 50 Meter zu Gebäuden.

Wird an einer erlaubten Stelle ein Feuer gemacht, muss dieses immer beaufsichtigt und vor dem Verlassen vollständig gelöscht werden.

Flaschen und Scherben müssen nach einer Rast wieder mitgenommen werden.

Das Verbrennen von Reisig und Ästen im Rahmen der Borkenkäferbekämpfung darf nur bei nasser Witterung durchgeführt werden und ist bei der örtlichen Polizeibehörde und der Feuerwehrleitstelle, Telefon 0741/ 94 29 88 40, anzumelden.