Die Corona-Regeln sorgen bei manchen für Frust und Kopfschütteln. (Symbolbild) Foto: weixx-stock.adobe.com

Bürgermeister macht in Stuttgart Erfahrungen und in Rottweil seinem Ärger Luft. Kritik an Landesregierung.

Kreis Rottweil - Das Coronavirus hält die Behörden auf Trab. Dabei ist das Infektionsgeschehen im Kreis Rottweil seit Tagen sehr ruhig. Eher sorgt die Ministerialbürokratie in Stuttgart für Ärger und Frust in den Rathäusern und bei der Kreisverwaltung.

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Aus seinem Herzen keine Mördergrube machen - das ist ein Sprichwort, das die Stimmungslage im Fachausschuss des Kreistags ganz gut trifft. Am Montagnachmittag sind - im gebührenden Abstand - die Mitglieder des Sozial-, Kultur- und Schulausschusses zusammengekommen.

Kritik am Modus der Landesregierung

Verschiedentlich ist das grassierende - im Kreis Rottweil zur Zeit erlahmende - Coronavirus ein Gesprächsthema. Immer wieder gibt es Kritik am Modus der Landesregierung, neue Verordnungen über das Wochenende zu veröffentlichen. Auf den Rathäusern herrscht dann hektische Betriebsamkeit, die Vorgaben bis zum ersten Geltungstag in praktische Politik zu gießen.

Darüber lässt sich in der Sitzung der Freie-Wähler-Kreisrat Norbert Swoboda, Bürgermeister von Lauterbach, aus. Was ihn ärgert, ist in Paragraf  2, Absatz 7 der Verordnung "Allgemeine Regelungen für Veranstaltungen" des Sozialministeriums vom 8. Juni festgehalten. Dort heißt es: "Auf Hochzeiten ist der Tanz des Brautpaars erlaubt, wenn die Tanzfläche so bemessen ist, dass mindestens 25 Quadratmeter zur Verfügung stehen und sichergestellt ist, dass zwischen dem Brautpaar und den anderen Teilnehmern dauerhaft ein Abstand von mindestens 2,5 Metern eingehalten wird."

Bei Vielzahl an Verordnungen Überblick schwierig

Das Ministerium solle mal lieber am Wochenende in Rosensteinpark der Landeshauptstadt nachschauen. Dort hätten die Mitarbeiter wirklich was zu tun. Offensichtlich hat der Lauterbacher Bürgermeister bei seinem Abstecher in Stuttgart Zustände gesehen, wie sie vor Kurzem auch in Berlin - Stichwort Schlauchbootparty - gesichtet worden waren. Von einem Mindestabstand scheinen die Partygänger nichts mitbekommen zu haben. Überhaupt, so Swoboda, sei es an der Vielzahl an Verordnungen und Vorschriften, die aus Stuttgart kämen. schwierig, den Überblick zu behalten.

Frustriert zeigt sich auch Bernd Hamann, der Leiter des Sozialdezernats beim Landratsamt. Es ist noch nicht lange her, da habe die Devise aus Stuttgart gelautet, die Kapazitäten für die Unterbringung von Asylsuchenden im Kreis herunterzufahren. Diese waren im Zuge des hohen Flüchtlingsaufkommens der vergangenen Jahre aufgestockt worden. Gesagt getan, Hamman und seine Mitarbeiter verhandelten und konnten so aus langfristigen Mietverträgen aussteigen.

Erst hü, dann hott

Jetzt, da die Landesregierung in den Landeserstaufnahmestellen (Lea) wohl Sorge vor der Verbreitung des Coronavirus hat, sollen wieder verstärkt Asylsuchende auf die Landkreise verteilt werden, um in den Leas mehr Platz zu haben - also benötigt man im Kreis wieder mehr Unterkünfte. Erst hü, dann hott - da hört für Hamann der Spaß auf.

Was ihn wiederum erfreut, ist die Motivation seiner Mitarbeiter. Rund 20 seiner 153 hätten in den Hoch-Zeiten der Pandemie die Kollegen unterstützt und die eigene Arbeit erst einmal hintangestellt.

"Man kann es auch positiv sehen"

Eine klare Meinung hat der Sozialdezernent auch zum Thema Kindeswohl in Zeiten, in denen wegen der Coronakrise Kindergärten und Schulen geschlossen waren. Hamann macht sich deswegen nicht mehr oder weniger Sorgen. Er findet es gut, dass Eltern und Kinder mehr Zeit miteinander verbringen konnten - ohne Terminstress, ohne den Druck von Klassenarbeiten. "Man kann es auch positiv sehen", so Hamann. Man habe wegen Corona nicht mehr oder weniger Kinder in Obhut nehmen müssen, so die Statistik.  Mit Stand von Montag verzeichnet der Kreis Rottweil bislang 672 Covid-19-Fälle. Davon sind noch 18 Personen krank. 26 Menschen sind im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit gestorben. Die Sieben-Tage-Inzidenz beträgt 1,4 (Stand von Freitag), die Obergrenze liegt bei 50.

Der Leiter des Gesundheitsamts Heinz-Joachim Adam spricht von einem deutlich nachlassenden Infektionsgeschehen. Dazu beigetragen habe die erfolgreiche Kontaktverfolgung seines Amts, ebenso die Abstandsregel und das Tragen eines Nasen- und Mundschutzes. Das Amt werde in der kommenden Woche mit einem neuen Programm ausgestattet. Dieses ermöglicht den Datenaustausch zwischen den Behörden.