Zum zweiten Kreisforum waren Gäste aus Kirche, Politik, Verbänden und Einrichtungen in den Elisabetha-Glöckler-Saal der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn gekommen, darunter Schrambergs Oberbürgermeister Thomas Herzog (erste Reihe, Zweiter von links), Landrat Wolf-Rüdiger Michel (Dritter von rechts) und Landesbischof Frank Otfried July (Zweiter von rechts). Foto: Herzog

Beim Kreisforum wird konstatiert: Es ist Christenpflicht, für die Menschen einzustehen.

Kreis Rottweil - Die Flüchtlingssituation in Deutschland war Thema des zweiten Kreisforums nach 2013. Das Forum stand unter dem Titel "Willkommenskultur gestalten – Vielfalt und Integration in der Gesellschaft".

Zahlreiche Vertreter von Kirche, Politik, Verbänden und Einrichtungen trafen sich im Elisabetha-Glöckler-Saal der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn. Nach einer musikalischen Einstimmung durch den Stiftungschor "InTakt" und der Begrüßung durch Stiftungsvorstand Michael Wollek eröffnete Landrat Wolf-Rüdiger Michel den Reigen der Redner. Für eine gute Integration brauche es die Fähigkeit, mit Vielfalt umzugehen. Dies geschehe vor Ort, dort wo die Menschen täglich aufeinanderträfen. Sein Dank gelte deshalb besonders allen haupt- und ehrenamtlichen Helfern in Städten und Gemeinden, die sich in vielfältiger Weise bei der Flüchtlingsunterbringung engagierten.

Keine Frage, Deutschland stehe vor großen Herausforderungen. Für die Unterbringung von schätzungsweise 5000 Flüchtlingen in 2016 im Kreisgebiet werde viel Personal und noch mehr Wohnraum benötigt. Auch die Option, auf Schul- und Turnhallen zurückzugreifen, müsse eventuell gezogen werden, betont Michel. Eine Herkulesaufgabe werde die schulische Integration der Flüchtlingskinder sein. Die Willkommenskultur verlange auch eine Anerkennungskultur der Neubürger. Toleranz und Rücksichtnahme seien deshalb in besonderer Weise gefragt.

Herausforderungen erfordern viel Personal und noch mehr Wohnraum

Der Schramberger Oberbürgermeister Thomas Herzogkonstatierte, die Flüchtlinge aus anderen Kulturkreisen hätten oft eine andere Religion und lebten nach anderen Gepflogenheiten. Was einem fremd erscheine, rufe oft Ablehnung und Vorverurteilung hervor. Deshalb müsse man bereit sein, aufeinander zuzugehen. Die Flüchtenden hätten ihre Heimat nicht ohne Not verlassen.

Landesbischof der Württembergischer Landeskirche Frank Otfried July betonte in seinem Vortrag, zur Tradition von Europa gehöre Gastfreundschaft. Die Nachhaltigkeit sei gerade da gefragt, wo es Konflikte gebe. Man übernehme eine wichtige humanitäre Aufgabe. Die biblische Tradition sei voll von Fluchtgeschichten. Es sei deshalb Christenpflicht, für diese Menschen einzustehen. Das grundsätzliche Ja sei einem vorgegeben durch den Glauben.

Aus dem Jahrgang 1954 stammend sei er in einer geordneten Welt aufgewachsen. Jetzt herrsche die Situation einer arabischen Welt in Aufruhr. Plötzlich lebten viele Muslime in Deutschland. Die Pfarrer müssten versuchen, diese Religion zu verstehen. Es sei die Aufgabe der Kirchen, Räume des Gesprächs für Menschen mit Ängsten zu schaffen. Für die Aufgaben, die in Kindergärten und Schulen bevorstehe, müsse nachhaltig geplant werden. "Mag sein, dass morgen der Jüngste Tag ansteht. Aber vorher erfüllen wir unsere Aufgabe", fordert der Landesbischof Solidarität ein.

Musikalisch umrahmt wurde das Kreisforum auch durch das Steffi-Glunk-Trio.