Der Baum und die bunten Holztiere sind vom Kreisverkehr bei Neufra verschwunden. Foto: Nädele

Kreis lässt Kunstwerke von Kreisel entfernen. In Bochingen liegt Verantwortung bei Stadt.

Kreis Rottweil - Seit gestern zeigt sich der Kreisverkehr bei Neufra wieder "nackt", kunstlos. Die Kreisverwaltung hat die Ankündigung wahr gemacht, die Holztiere abbauen und den Baum fällen lassen. Das wird auch in Bochingen aufmerksam verfolgt.

Am Donnerstag wird sich in Neufra nochmals der Ortschaftsrat mit dem Thema befassen. Was Ortsvorsteher Willy Schaumann dann dem Gremium berichten wird, weiß er noch nicht genau. Gestern war die Enttäuschung über den Abbau der Kunstwerke noch zu groß und zu frisch. "Da muss ich nochmal eine Nacht drüber schlafen", sagt er.

"Diese Nacht- und Nebel-Aktion am Morgen bei strömendem Regen unter Polizeischutz finde ich ›leicht‹ überzogen", macht Schaumann aber keinen Hehl daraus, dass seiner Meinung nach zumindest noch die morgige Sitzung des Ortschaftsrates hätte abgewartet werden müssen. Am Donnerstag habe er die Petition beim Landtag eingereicht, am Freitag noch mit Landrat Wolf-Rüdiger Michel telefoniert. Gestern vor 9 Uhr zeugte auf dem Kreisverkehr nur noch etwas Sägemehl von der Aktion. Es sei Gefahr im Verzug, so Schaumann, begründe die Kreisverwaltung ihre Eile.

Enttäuscht ist Schaumann im Rückblick auch vom Treffen mit Vertretern der Kreisverwaltung (wir berichteten) vergangene Woche. "Der Termin am Dienstag lag mitten in den Pfingstferien", beklagt er sich. Auch unter diesem Gesichtspunkt war das Interesse der Neufraer groß. 150 Bürger hat der Ortsvorsteher gezählt. Seither habe er aber noch nicht einmal die Chance gehabt, mit alle Ortschaftsräten zu reden, um sich über einen neuen Standort für die Kunstwerke Gedanken zu machen.

Das Ergebnis des Sicherheits-Audits für den Kreisverkehr Bochingen liegt dem Oberndorfer Bürgermeister Hermann Acker noch nicht vor. Für das 2005 aufgestellte Kunstwerk "fallende Mauer", das die Verkehrsbehörden wegen Sicherheitsbedenken im Landkreis Rottweil ganz oben auf die Liste gesetzt haben, sieht er aber unmittelbar keine Gefahr aufziehen. Der Landkreis habe 2005 die Verkehrssicherungspflicht auf die Stadt übertragen, zitiert Acker aus den Unterlagen – "und ich habe kein Problem mit der Verantwortung."

Kommentar: Übergangen

Von Patrick Nädele

Gefahr im Verzug? Was hat sich denn verändert, seit vor einem Jahr von allen Beteiligten grünes Licht für die Neugestaltung des Kreisverkehrs bei Neufra mit ein paar Holztieren gegeben wurde? Das Verhalten der Verkehrsteilnehmer hat sich nicht geändert. Die Gefahrensituation ist unverändert. Neu ist nur der Erlass des Landes und die Anordnung, wie der Sicherheitsaspekt zu bewerten ist.

Dass nun spätestens mit dem Gutachten die Kreisverwaltung keinen Entscheidungsfreiraum mehr hatte, muss akzeptiert werden. Für die Kunstwerke in Neufra stellen sich die Bürger aber nach wie vor die Frage, ob der Abbau wegen einer theoretischen Gefahr denn nun wirklich sein musste. Dass sie sich übergangen fühlen, dass sie den Eindruck haben, sich nicht mehr auf eine Zusage der Behörden verlassen zu können – das ist in der Praxis der größte Schaden.