Facebook-Beitrag zu toten Bootsflüchtlingen zieht Kreise. Viele fordern Einschreiten der Justiz.

Kreis Rottweil - Der AfD-Kreisverband Rottweil/Tuttlingen sorgt mit einem – inzwischen gelöschten – Posting auf seiner Facebook-Seite weit über die Region hinaus für Entrüstung.

Der Text, der besagt, dass "je mehr Migranten ersaufen" irgendwann auch der "letzte afrikanische Ziegenhirte" kapiere, dass es sich nicht lohne, nach Europa aufzubrechen, wurde inzwischen tausendfach geteilt – oft verbunden mit der Forderung, dass hier die Justiz tätig werden müsse. Das Posting, so heißt es in vielen Beiträgen dazu, sei einmal mehr ein Beleg für den "rassistischen Kern" dieser "Alternative".

Der AfD-Kreisverband hatte mit dem Textbeitrag auf die Meldung reagiert, dass in Barcelona eine Anzeigetafel errichtet wurde, auf der die Zahl der ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer zu sehen ist. Dazu schreibt der Kreisverband weiter: "Sollen sie doch ihren Staat säubern, bis sie wieder normal leben können. Die frz. Revolution hat es vorgemacht. Spanien übrigens macht es vor, wie man Bootsfahrten verhindert. Nur unsere autistische Kanzlerin weiss nicht, wie das geht."

Mehrere Kommentatoren aus allen Teilen des Landes schreiben, dass sie bereits Anzeige gegen den Kreisverband Rottweil/Tuttlingen gestellt hätten oder den Text sowohl Justizminister Heiko Maas als auch der Bundesvorsitzenden der AfD, Frauke Petry, zukommen ließen. Von "menschenverachtender Hetze" wird gesprochen.

Nicht zuletzt bei den Menschen im Landkreis und anderswo, die sich für Flüchtlinge einsetzen, sei das Facebook-Posting ein Schlag ins Gesicht, sagt Karin Schmidtke aus Schenkenzell, die sich vor Ort engagiert und selbst schon in Flüchtlingslagern geholfen hat. "Es ist einfach ungeheuerlich." Auch sie hofft, dass das für den Kreisverband ein juristisches Nachspiel hat.

"Jeder normal denkende Mensch merkt, dass mit denen was nicht stimmt", meint Max Burger aus dem Kreisvorstand des Freundeskreises Asyl in Rottweil. Die AfD disqualifiziere sich damit selbst.

Das Posting vom 29. Juli wurde inzwischen von der AfD-Seite gelöscht, der Original-Beitrag wurde jedoch mehrfach kopiert und kursiert weiterhin im Netz. Eine Stellungnahme der AfD dazu gibt es – trotz täglich neuer Aufforderungen von entrüsteten Menschen unter den aktuellen Beiträgen – bislang nicht.

Der AfD-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Emil Sänze war am Mittwoch nicht zu erreichen, der Bitte um Rückruf kam er nicht nach. Er wird als Verantwortlicher auf der Facebook-Seite des Kreisverbands genannt.

Update:

Die Facebookseite des AfD-Kreisverbands Rottweil/Tuttlingen ist aktuell nicht mehr aufrufbar. Laut Sprecher Emil Sänze wurde sie gesperrt.