Erst im Dezember wurde der neue Saal am Rottweiler Berufsschulzentrum, der von Nell-Breuning-Schule und Erich-Hauser-Gewerbeschule genutzt wird, eingeweiht. Jetzt wird er für das Fieberzentrum und mit Betten für eine eventuelle teilstationäre Nutzung vorbereitet. Der Kernschulbetrieb können gewährleistet werden, sollte es nach Ostern weitergehen. (Archiv-Foto) Foto: Otto

"Die Lage wird täglich schwieriger". Personal fehlt. Dank an die vielen Helfer. Elf weitere Fälle.

Kreis Rottweil - Die Aktivitäten im Zuge der Corona-Pandemie im Landkreis nehmen weiter Fahrt auf. Sie müssen. "Die Lage wird wie überall täglich schwieriger", so Landrat Wolf-Rüdiger Michel bei der Telefonkonferenz am Mittwoch zur aktuellen Lage. Neben räumlichen Kapazitäten wird Personal gebraucht. Auch Schutzausrüstung ist weiter Mangelware.

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161 mit Covid-19 infizierte Personen wurden seit Beginn der Pandemie im Landkreis bis Mittwochabend bestätigt. Michel will nicht unerwähnt lassen, dass davon 37 bereits wieder genesen sind. Eine gute Zahl, auch wenn die Zahl der Neuinfektionen überwiege. Laut Heinz-Joachim Adam, Leiter des Gesundheitsamts, sind von neun Intensiv-Betten in der Helios-Klinik aktuell fünf belegt, von neun Beatmungsplätzen auch fünf. Im SRH-Krankenhaus Oberndorf seien alle vier Beatmungsplätze belegt. Auf den Beatmungsmöglichkeiten liegt angesichts der zum Teil schweren Verläufe der Lungenkrankheit besonderes Augenmerk.

Betten für den Notfall

Dass diese für den weiteren Verlauf der Pandemie im Landkreis Rottweil nicht ausreichen werden, liegt auf der Hand. Landrat Michel geht davon aus, dass "die Verlegung von Patienten landesweit kommen wird". Schon jetzt sei für die Vermittlung aller Intensivtransporte eine zentrale Koordinierungsstelle eingerichtet worden, ebenso für die Verteilung von Beatmungsgeräten. Es sei kein Geheimnis, so Michel, dass die Beschaffung von weiteren Geräten äußerst schwierig sei.

Im Berufsschulzentrum wird nun nicht nur mit vereinten Kräften eine neue Fieberambulanz der Kassenärztlichen Vereinigung eingerichtet, es werden auch Betten für einen eventuellen teilstationären Betrieb aufgestellt. Ursprünglich sei die Kreissporthalle dafür geplant gewesen, so Thomas Seeger, Leiter des Ordnungsamts im Landkreis, doch diese biete schlechte Voraussetzungen. Der Saal am Berufsschulzentrum könne in drei Segmente aufgeteilt werden, in denen jeweils 15 bis 17 Betten Platz finden können. Dass hier jedoch im Extremfall auch Patienten beatmet werden könnten, so Seeger auf Nachfrage, sei utopisch. Dafür fehle es nicht nur an der Ausrüstung, sondern auch an geschultem Personal.

Start am Montag

Die Fieberambulanz am Berufsschulzentrum soll am Montag als zentrale Anlaufstelle im Kreis starten. "Die Ärzte wünschen sich, dass so lange wie möglich auch dort zunächst eine Anmeldung über die Hausärzte erfolgt. Bei zunehmenden Patientenströmen könne das aber nicht aufrecht erhalten werden.

Das Corona-Testzentrum wird dann ebenfalls vom Gesundheitsamt zum Berufsschulzentrum verlegt, auch die derzeitige Rottweiler Ambulanz geht darin auf. Es sei geplant, die Ambulanzen in Sulgen und Oberndorf weiterlaufen zu lassen. Im Fieberzentrum könne dann jedoch eine weitaus größere Zahl von Menschen mit Erkrankungen der oberen Atemwege untersucht und gegebenenfalls getestet werden, so Heinz-Joachim Adam. "Wir werden alles so einrichten, dass der Kern des Schulbetriebs nicht beeinträchtigt wird", betont der Landrat – für den Fall, dass dieser wieder aufgenommen wird.

Warten auf Schutzkleidung

Ob und wann der teilstationäre Bereich im Schulzentrum genutzt werden muss, kann derzeit niemand sagen. "Das Problem ist auch die personelle Betreuung", so Seeger. Der Markt der Pflegekräfte sei bekanntermaßen leer gefegt. Landrat Michel hofft, dass die erwartete Lieferung des Landes mit Schutzkleidung noch diese Woche eintrifft – und dass diesmal mehr für den Landkreis Rottweil abfällt. Bei der bisher einzigen Verteilung einer Landeslieferung mussten sich manche Empfänger mit einem "Zehnerpäckchen" Schutzmasken zufrieden geben. Man habe parallel selbst zwei große Bestellung laufen, so Seeger, die aus China erwartet werden.

Grandiose Hilfsbereitschaft

Alle Beteiligten betonen, dass die Unterstützung der Helfer von DRK, THW und Feuerwehr in dieser Corona-Krise in verschiedensten Bereichen nicht hoch genug gewürdigt werden könne.

Wie Michel berichtet, habe er von einigen Unternehmen bereits Signale empfangen, dass freiwillige Hilfskräfte freigestellt werden. Hier hoffe er auf Nachahmer, sagt er. Außerdem hätten Firmen aus dem Kreis in Aussicht gestellt, ihre Schutzkleidung an den Kreis und die betreffenden Organisationen und Einrichtungen weiterzugeben.

"Die Hilfsbereitschaft ist grandios – und das Gute ist, sie ist weiter ausbaufähig", so Heinz-Joachim Adam. Auf die Frage, ob er als Mediziner auch empfehlen kann, einen selbstgenähten Mundschutz zu tragen, wie sie derzeit vielerorts von Freiwilligen genäht werden, sagt er klar: "Ja, alles ist besser als nichts."