Die Fallzahlen steigen weiter an, der Optimismus ist dennoch zurück. (Symbolbild) Foto: Hoppe

Ausgangssperre für Sulz weiter im Gespräch. Schutzausrüstung noch immer zu wenig.

Kreis Rottweil - Das neue Coronavirus bringt im Landkreis Rottweil neue Krankheitsfälle hervor. Bis zum Donnerstagabend wurden 503 Infizierte gezählt, 216 davon sind wieder gesund. In den Fokus rücken Pflege- und Altenheime. Ein Pflegeheim in Sulz bleibt weiterhin unter Quarantäne.

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Das Landratsamt gibt sich vorsichtig optimistisch. Zwar würde die Zahl an infizierten Personen im Kreis Rottweil weiter steigen. Aber die Krankheitswelle sei bislang ausgeblieben, die Entwicklung nicht so gravierend wie befürchtet, sagt Hermann Kopp, der Erste Landesbeamte und Stellvertreter von Landrat Wolf-Rüdiger Michel, der sich zurzeit von einer Augen-Operation erholt.

Die Lockerungen, die auf Bund-Länder-Ebene am Mittwoch erzielt worden sind, werden begrüßt. Die Haltung decke sich mit jener im Landkreis, so Kopp. Er vergleicht die Situation mit einem Fußballspiel. "Jetzt ist Halbzeit, es steht null zu null, vielleicht auch eins zu null für uns", sagt er. Doch das Spiel sei noch nicht aus, und manches Match am Schluss auch noch verloren gegangen.

Lage in Pflegeheim dramatisch

Wie schnell sich eine Situation drehen kann, haben die Verantwortlichen erst vor wenigen Tagen erleben müssen. In Sulz entwickelte sich die Lage in einem Pflegeheim dramatisch. Zu Beginn des Osterwochenendes war man davon ausgegangen, dass lediglich ein Bewohner mit dem neuartigen Coronavirus infiziert sei. Bei einer Überprüfung und Testung wurde dann festgestellt, dass alle 18 Bewohner erkrankt sind. Vom Pflegepersonal trugen von 21 Mitarbeitern 17 das Virus in sich. Eine dynamische Entwicklung, so Kopp.

Sulz entwickelte sich zu einem Hotspot. Drei Heime sind von Covid-19 betroffen, ebenso drei Firmen. 118 Menschen wurden infiziert. Sollte sich die Lage dort nicht stabilisieren, müsse man eine Ausgangssperre in Erwägung ziehen. Das Landratsamt würde eine solche empfehlen, es sei dann an der Stadtverwaltung zu handeln. Das tut sie schon jetzt. Ab heute ist im öffentlichen Raum das Tragen eines Mundschutzes Pflicht.

Fokus liegt auf anfälligen Menschen

Wie das Coronavirus in die Heime kam, ist nicht klar. Trotz Zugangsbegrenzung und Besuchsverbot gibt es in den Einrichtungen ein Kommen und Gehen. Medizinisches Personal sucht die Heime auf, ebenso Reinigungskräfte. Zudem, so Kopp, könnten Bewohner je nach geistiger und körperlicher Fitness das Gebäude verlassen.

Die Behörden legen den Schwerpunkt ihrer Bemühungen auf den sogenannten vulnerablen Teil der Bevölkerung: ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen. Sie leiden am ärgsten unter dem Virus. Das lässt sich aus den Fallzahlen ableiten. Bundesweit, ebenso im Land und im Kreis, sei der Trend zu beobachten, dass von der Lungenkrankheit am stärksten die Gruppe der über 80-Jährigen betroffen ist. Bislang war es die Gruppe der 35- bis 59-Jährigen. Außerhalb der für Covid-19 anfälligen Gruppe scheint sich die Situation zu stabilisieren.

In Sulz und Umgebung wurden mehrere Pflege- und Alteneinrichtungen überprüft, Bewohner, Patienten und Mitarbeiter vollumfänglich getestet. Die meisten Ergebnisse liegen vor. Es gibt positive Fallzahlen, indes nicht in diesem Ausmaß wie in der einen Einrichtung.

Schutzausrüstung noch immer zu wenig

Wichtig ist die ausreichende Ausstattung mit Schutzausrüstung. Darauf macht auch der Leiter des Gesundheitsamts, Heinz-Joachim Adam aufmerksam.

Der Verteilerausschuss hat zum vierten Mal getagt, am Donnerstag wurden Masken, Handschuhe, Anzüge und Brillen an Ärzte, Krankenhäuser, Heime verteilt. Auch Apotheken sollen nun berücksichtigt werden. Alles in allem sei es immer noch zu wenig, so die Landkreisbehörde.

Die Idee, mit Antikörper-Tests ein klareres Bild in den Pflegeeinrichtungen zu bekommen, lässt sich nicht umsetzen. Das Testmaterial ist nicht zu verwenden, so Adam. Derweil nimmt das Informationsbedürfnis ab. Die Hotline des Gesundheitsamts nimmt inzwischen 20 bis 40 Anrufe am Tag entgegen. Zu Beginn der Coronakrise waren es bis zu 500.