Gesundheitsamtsleiter Heinz-Joachim Adam (links) informiert bei der Pressekonferenz über die Tests in Altenheimen und anderen Einrichtungen, der Erste Landesbeamte Hermann Kopp spricht von einer "stabilen Lage" Foto: Otto

Kleine Schritte Richtung Normalität. Zulassungsstelle öffnet wieder regulär. 614 Fälle bisher gemeldet.

Kreis Rottweil - Die Aufregung der Anfangszeit weicht einer gewissen Routine, statt Hiobsbotschaften gibt es gute Nachrichten: Bei einer Pressekonferenz informierte das Landratsamt am Donnerstag über eine derzeit "stabile" Lage. Die Botschaft: Es kommt nicht nur auf die Zahlen an.

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Dies hob der Erste Landesbeamte Hermann Kopp angesichts der Tatsache hervor, dass die statistischen Zahlen – wie jüngst berichtet – nicht unbedingt immer "belastbar" seien. Zur Zahl der bestätigten Infizierten komme die der unbekannten Dunkelziffer, bei der Zahl der Genesenen wird die Definition "gesund" teilweise unterschiedlich ausgelegt.

Er hob andere Indikatoren hervor, die ein besseres Bild der Lage zeichnen würden: die Situation in den Alten- und Pflegeheimen im Kreis sei nicht zuletzt dank intensiver Tests unter Kontrolle, in den Kliniken seien weiterhin freie Betten vorhanden, das Gesundheitsamt verfüge über ausreichend Testkapazitäten und sei in der Lage, Infektionsketten zu unterbrechen. In all diesen Bereichen werde gute Arbeit geleistet, so Kopp.

Genesene im Blick

Die Zahlen seien "hinterfragbar", bekräftigte auch Gesundheitsamtsleiter Heinz-Joachim Adam. Es gebe auch Änderungen dahingehend, dass bei positiv Getesteten kein zweiter Bestätigungstest mehr gemacht werde. "Es wird also auch falsch Positive geben." Während das Robert-Koch-Institut (RKI) die Genesenen nach einem Algorithmus rein zeitorientiert definiere – also wie lange ist die Infektion schon her – , bewerte das Gesundheitsamt Rottweil die Fälle "symptomorientiert" und frage direkt bei den Betroffenen nach. Diese vom Gesundheitsamt erfassten Genesenen (derzeit 326) werden nun künftig in der Statistik auf die Gemeinden im Landkreis bezogen ausgewiesen (siehe Karte). Dadurch erklärt sich die Differenz zur bisherigen Zahl nach RKI-Kriterien.

Intensive Tests erfolgten jüngst in Altenheimen, Asylbewerberunterkünften und Obdachlosen-Einrichtungen, bei letzteren stehen die Ergebnisse noch aus. Insgesamt seien mehr als 1000 Menschen getestet worden. Es habe "vereinzelt" positive Fälle in Alten- und Pflegeeinrichtungen gegeben. Bei Bewohnern waren dies 3,7 Prozent der Getesteten, beim Personal 4,1 Prozent. Man habe mit den intensiven Tests früh gestartet, der Kreis Rottweil sei damit im Regierungspräsidium Vorreiter, betonte Hermann Kopp.

Entwarnung in Asylheim

Ein Corona-Verdacht in einem Asylbewerberheim habe sich glücklicherweise nicht bestätigt, berichtete Sozialdezernent Bernd Hamann. Man sei gewappnet und halte freie Unterkünfte für Verlegungen bereit. Besuche in den Unterkünften seien durch Security-Einsatz auf ein Minimum reduziert worden. Die Mitarbeiter seien auch an Wochenenden und nachts einsatzbereit, auch das Jugendamt sei trotz Corona stetig im Einsatz.

Lob gab es von Kopp auch für die jungen Mitarbeiter, die es mit ihrem Einsatz ermöglicht hätten, die Zulassungsstelle, wenn auch eingeschränkt, die ganze Krisenzeit über offen zu halten – im Gegensatz zu anderen Kreisen. Nahverkehrsamtsleiterin Heike Kopp verkündete, dass die Zulassungsstelle ab Montag wieder regulär öffnet. Auch für "Freizeitfahrzeuge" ist die Zulassung möglich. Mit Wartezeiten sei zu rechnen. Ein Termin kann, muss aber nicht vereinbart werden.

Beschwerden von Eltern

Der ÖPNV sei für den Schulstart am 4. Mai gerüstet, so die Amtsleiterin. Man habe die Schulzeiten abgefragt und diese an die Busunternehmen weitergegeben. Es gebe allerdings viele Beschwerden von Eltern, weil die Busfahrkarte gezahlt wurde, aber nun nicht genutzt werden konnte. Würde der Kreis den Eigenanteil der Eltern erstatten, käme dies auf rund 250 000 Euro. Weil es Signale für eine Erstattung des Landes gibt, sei man noch zurückhaltend und warte Details ab. In den beruflichen Schulen des Kreises und den Sonderschulen starten rund 1500 Schüler am Montag, informierte Dezernent Gerald Kramer. Es gebe eine Maskenempfehlung, am Standort Sulz-Oberndorf gelte Maskenpflicht.

Fieberambulanz und Testzentrum werden, wie bereits berichtet, vom Berufsschulzentrum in die Marienstraße umziehen. Die Nachfrage lasse nach, so Adam. Weil man über genügend Testkapazitäten verfüge, sei es künftig auch möglich, Menschen mit weniger starken Symptomen zu testen. Am dezentralen Modell mit den Schwerpunktambulanzen wolle man festhalten. Doch wenn sich die Lage weiter so entwickelt, sei daran zu denken, das Testgeschehen wieder in die normalen Praxen zurückzuführen.

Ganz zahlenfrei sollte es aber natürlich auch am Donnerstag nicht bleiben: Es wurden sechs weitere positive Corona-Fälle bestätigt. Insgesamt liegt die Zahl nun bei 614 Personen. Das Gesundheitsamt hat davon 326 für genesen befunden Zu beklagen sind bisher 18 Todesfälle.