Im Büro von Echle Reisen in Mariazell treffen sich (von links) Sabine Maurer-Rebmann (Reisebüro Maurer), Manuela Wagner (Canada Dream Tours), Norbert und Gerhard Echle (Echle Reisen) und FDP-Landtagsabgeordneter Daniel Karrais. Per Video dabei waren Hans-Peter und Markus Finke (Reisebüro Bühler) sowie Bundestagsabgeordneter Marcel Klinge, Daniela Hermann (IHK) und Volker Adams (DRV). Foto: FDP

Kritik an den Großen des Marktes. Gespräch mit Bundes- und Landtagsabgeordneten über Existenznöte.

Kreis Rottweil - Über ihre Situation in der Corona-Krise sprachen FDP-Abgeordnete mit Vertretern von Reisebüros und -veranstaltern aus der Gegend.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

"Während viele Betriebe durch die vom Land veranlassten Sonderhilfsprogramme erst einmal über die Runden kommen, sieht die Situation für die knapp 1300 Reisebüros im Land ganz anders aus", fasst der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais die Situation in dieser Branche zusammen. Um auf die Situation aufmerksam zu machen und ins Gespräch zu kommen, lud er die Inhaber und Geschäftsführer mehrerer Reisebüros und -veranstalter aus der Gegend ein. Als Fachpolitiker per Video zugeschaltet, referierte der Sprecher für Tourismus der FDP-Bundestagsfraktion, Marcel Klinge (Schwarzwald-Baar-Kreis), zur bundespolitischen Lage.

"Beim Tourismus denken die meisten nur an Gastronomie und Hotellerie. Es sind aber auch die Reiseveranstalter und Reisebüros, die wesentlich zur Touristik beitragen", sagte Karrais. Die Reisebüros seien in einer besonders prekären Situation, wie Manuela Wagner vom Sulgener Büro Canada Dream Tours erklärte. Trotz der Einschränkungen arbeiteten Reisebüros unentwegt weiter, etwa um Reisende zurückzuholen oder die Stornierungen abzuwickeln. "Wir können also auch nicht durch Kurzarbeit Personalkosten sparen", gab Wagner zu bedenken.

Liquidität schwindet durch nicht zurückgezahlte Vorleistungen

Aufgrund der ausgesprochenen globalen Reisewarnung und den damit einhergehenden abgesagten Reisen müssten Reisebüros zudem häufig bereits erhaltene Kundengelder zurückzahlen. So auch der Busunternehmer Gerhard Echle. "Problematisch ist, dass wir oft bei Dienstleistern, wie bei Schiffen oder Flügen, in Vorleistung gegangen sind und das Geld von dort nicht zurückbekommen", erläutert Echle. Dies brauche die Rücklagen auf, sodass die Liquidität schwinde. "Wir als Busunternehmer haben dazu quasi ein Berufsverbot. Wir dürfen ja nicht fahren", verleiht Echle der Situation Nachdruck.

Bei allen der sechs Reiseunternehmer blieben Einkünfte durch Neubuchungen aus, da unklar sei, ab wann nationale und internationale Reisen wieder möglich sind. Aufgrund dieser Besonderheiten seien die Soforthilfen für die Unternehmen der Reisebranche nicht ausreichend, um diese zu retten, unterstützte Daniela Hermann von der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg. "Ich habe mit meiner Fraktion dem Tourismusminister vorgeschlagen, dass das geplante Tourismusförderprogramm des Landes um die Reiseveranstalter und -büros ergänzt wird", teilte Karrais dazu mit. "Die guten Argumente der Branche liegen auf der Hand. Da muss einfach etwas geschehen. Es geht um kompetente Ansprechpartner vor Ort für Urlauber und Geschäftsreisende", ist der FDP-Politiker überzeugt.

Klinge schlug als Hilfe von Bundesebene die Öffnung des Wirtschaftsstabilisierungsfonds für kleine Unternehmen, also auch die Reisebüros vor, der den Reiseunternehmen zumindest einmal über die nächsten Monate hinweghelfen könne.

In Bezug auf die globale Reisewarnung und das Verhalten der großen Marktteilnehmer gab es ebenfalls Kritik von den Unternehmern. "Die Reiseunternehmen haben endlich eine klare Aussage verdient", fordert der Bundestagsabgeordnete Marcel Klinge. "Wenn Große, wie Lufthansa, Tui und Co. Staatshilfen erhalten, erwarte ich Solidarität und einen vernünftigen Umgang mit den übrigen Teilnehmern in der Branche", betonte Klinge. Es sei nicht hinnehmbar, dass beispielsweise öffentlich unterstützte Fluggesellschaften den Reisebüros nur schwer einhaltbare Umbuchungs- oder Stornobedingungen vorgäben.