Durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen droht bei älteren Menschen die Gefahr der Vereinsamung. (Symbolfoto) Foto: Adobe Stock/MarcoDiStefano

Neue Projektgruppe im Kreis. Bedarf an Angeboten ermitteln. Bisherige Hilfen nicht in Anspruch genommen.

Kreis Rottweil - Die Corona-Projektgruppe des Kreisseniorenrats Rottweil (KSR) hat ihre Arbeit aufgenommen. Als erstes Projekt soll das Projekt "Corona care – das Erste Hilfstelefon" in Angriff genommen werden.

Schlussfolgerungen aus der ersten Welle

Dieter Gaus, KSR-Vorstandsmitglied und stellvertretender Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands, wurde auf Anregung der beiden anderen Mitglieder der Projektgruppe, KSR-Vorsitzender Matthias Kohlhase und KSR-Vorstandsmitglied Peter Wolf, zum Leiter benannt.

In einer fruchtbaren Diskussion formulierten die Mitglieder bei ihrem ersten Treffen auf der Basis eines von Gaus erstellten Arbeitspapiers die Ziele für ihre Arbeit: Welche Schlussfolgerungen lassen sich auf Grund der Erfahrungen aus der ersten Welle der Corona-Pandemie für die Seniorenarbeit im Kreis Rottweil ziehen?

In einem zweiten Schritt soll überlegt werden, welche Impulse der Kreisseniorenrat für eine eventuell im Herbst drohende zweite Welle der Pandemie geben kann. Einig waren sich die Teilnehmer, dass die Senioren als Risikogruppe Nummer eins am stärksten betroffen sind. "Mit dem Menschen altert auch dessen Immunsystem, die Infektabwehr reagiert langsamer. Die Gruppe der Hochbetagten weist häufig mehrere Vor- und chronische Erkrankungen auf. Die Gruppe der Senioren und geriatrischen Patienten hat das höchste Risiko an dem Virus zu erkranken und zu sterben", führt Gaus in seinem Arbeitspapier aus. Die Corona-Pandemie löse gerade bei den Senioren verstärkt Ängste, wissen die Mitglieder der Projektgruppe.

Kontaktverbote schmerzen

Nicht nur die Senioren in der stationären Altenhilfe seien von Kontaktverboten und Ausgangssperren betroffen gewesen, sondern auch die Kunden der ambulanten und teilstationären Altenhilfe-Angebote. Viele hätten wochen- ja monatelang darauf verzichten müssen, mit Enkeln und Kindern zusammenzukommen. Zudem seien zahlreiche Veranstaltungen, Bildungsprogramme und Reisen für Senioren abgesagt worden.

Aus Sicht der Projektgruppen-Mitglieder habe daher die Gefahr der Vereinsamung stark zugenommen. "Die Einschränkung sozialer Kontakte führt zu Isolation, Gereiztheit, Niedergeschlagenheit, Verzweiflung und Depression. Besuche, gemeinsame Spaziergänge werden aus Angst vor einer Ansteckung nicht mehr durchgeführt", unterstrich Gaus. Für ihn und seine Mitstreiter gilt es daher, dass der Kreisseniorenrat den Fokus seiner Handlungsbereiche als Interessenvertreter der Senioren während der Corona-Pandemie in erster Linie auf die besondere psychosoziale Situation älterer Menschen richten müsse. "Sie sollen über ihre besonderen Belange während der Pandemie informiert und beraten werden, insbesondere auch über die aktuellen Entwicklungen und die sich jeweils ändernden Verhaltensregeln."

Zielgruppe wollte die Hilfe nicht oder nur zaghaft

Nach intensiver Diskussion will sich die Projektgruppe vorerst auf wenige Handlungsfelder konzentrieren. Zu Beginn der Corona-Pandemie seien unzählige Hilfsangebote entstanden, die aber zumeist nicht koordiniert gewesen und oft kaum in Anspruch genommen worden seien. "Bürger wollten helfen, die betreffende Zielgruppe wollte die Hilfe entweder gar nicht oder nur sehr zaghaft annehmen." Eine raumschaftsbezogene Bedarfsanalyse sei nicht vorgenommen worden.

Die Projektgruppe will nun anstoßen, dass im Kreis Rottweil im Rahmen eines Modellprojekts "Corona care – das Erste Hilfstelefon" eingeführt werden soll. Das Projekt verstehe sich nicht als Konkurrenzangebot zu bisher existierenden Angeboten. Netzwerke sollten gepflegt und ausgebaut sowie Synergieeffekte genutzt werden. Die Projektgruppe möchte aber auch, dass die durch den Kreisseniorenplan geförderten Kümmerer der Kreiskommunen mit in dieses Projekt einbezogen werden.

Das Corona-Hilfstelefon soll auch dabei helfen, den Bedarf zu ermitteln, welche Hilfsangebote nachgefragt sind. Auf dieser Basis möchte man Strategien gegen Isolation, Einsamkeit und Ängste entwickeln. Hausaufgaben haben die drei Mitglieder der Projektgruppe auch gleich mitgenommen. So wollen sie eruieren, welche Fördermittel für das Projekt Hilfstelefon in Anspruch genommen werden können, beziehungsweise ob sich Sponsoren finden lassen, die das Projekt finanziell unterstützen. Die Projektgruppe ist für Vorstands- und Ausschussmitglieder des Kreisseniorenrats offen, die mitarbeiten wollen.