Die Telekom und die Verwaltungsspitze des Landkreises sind sich einig: in Kürze soll im Auftrag des Kreistags der Vertrag zur baldigen Breitband-Aufrüstung unterschrieben werden. Grünes Licht von der Bundesnetzagentur ist wohl nur reine Formsache. Foto: Scheidel

Schulterschluss: Kreis und Städte und Gemeinden "sortieren" sich mit Telekom für viel versprechenden Deal.

Kreis Rottweil - Ideell sind sich Landkreis und Telekom schon seit einigen Monaten einig: Innerhalb von zwei Jahren muss es ein schnelles Internet nahezu flächendeckend geben. In Kürze sollen erste Bautrupps unterwegs sein.

Am Montag gab es im Kreistagsforum zu dem den Kommunen deutschlandweit auf den Nägeln brennenden Thema eine Informationsveranstaltung mit den Bürgermeistern und Oberbürgermeistern der 21 Städte und Gemeinden des Kreisgebiets sowie Vertretern von Verbänden wie IHK und Handwerkskammer. Um das ambitionierte Vorhaben wie geplant durchzuziehen, bedürfe es eines engen Miteinanders. Dies betont nicht nur Frank Bothe, Leiter der Technikniederlassung der Telekom Deutschland GmbH. Die Städte und Gemeinden suchen gleichermaßen den Schulterschluss, um das auserkorene Konzept tatsächlich zu einer Erfolgsgeschichte werden zu lassen.

Das avisierte Vorhaben beinhaltet neben einer eigenwirtschaftlichen Ausbaukomponente der Telekom einen subventionierten Netzausbau (Deckungslückenmodell). Etwa ein Drittel des Kreisgebiets, so Experten, wäre sonst von einer akzeptablen Breitbandversorgung ausgeschlossen. Knapp zwölf Millionen Euro nimmt der Landkreis dafür in die Hand, laut Bothe bewegt sich die Investition der Telekom ebenfalls im zweistelligen Millionenbereich.

Der Deal beinhaltet, innerhalb von zwei Jahren 95 Prozent der Haushalte im Kreisgebiet mit mindestens 30 Mbit/s zu versorgen. Die Schaffung der technischen Basis mit gut 160 Glasfaserkabelverlegungen und 252 mit neuester Technik ausgestatteten Multifunktionsgehäusen und Kupferleitungen auf "der letzten Meile" eröffne weitere Optionen zur Leistungsoptimierung, wird bei der Telekom betont. Nicht zuletzt die wegen vermeintlicher Nachteile für kleinere Wettbewerber umstrittene und von der EU zu genehmigende Zulassung der Vectoring-Technik für geförderte Ausbaugebiete (Deckungslückenmodell) würde das Leistungstableau flächendeckend noch deutlich erhöhen. Auf 100 Mbit/s und – mit Super-Vectoring – noch deutlich mehr. Nach Meinung der Telekom käme so nahezu flächendeckend ein höchst komfortables Niveau zustande, dabei für den Nutzer mit einem schlichten Mausklick abrufbar. "Wenn sich an ganz schnellen und sicheren Datenleitungen interessierte Unternehmen zusammentun und sich die zusätzlichen Kosten teilen, kann – zum Beispiel in einem Gewerbegebiet – Glasfaser auch bis an die Haustür gelegt werden", wird auf Nachfrage betont.

Und wo bleiben die restlichen fünf Prozent der Haushalte, zum Beispiel weit ab vom Schuss liegende Aussiedlerhöfe? Auch dort gebe es Breitband. Mit LTE-Mobilfunktechnik oder Satellitenlösungen sei einiges möglich.

Winfried Hörmann, Account-Manager Vertrieb und Service bei der Telekom, verspricht gute Lösungen für jeden potenziellen Nutzer. Zudem wird bei der Telekom betont: Das für den Kreis Rottweil entworfene Netzkonzept verhindert keinen Wettbewerb, Mitbewerber hätten immer Zugang.

Die Vertragsunterzeichung soll den Deal in den kommenden Tagen endgültig perfekt machen. In wenigen Wochen sollen dann der genaue Ausbauplan und die zeitliche Abfolge bekannt gegeben werden. Die Verzahnung mit anderen möglichen Arbeiten im Straßenraum soll gewährleistet werden, beispielsweise auch um Leerrohre zu platzieren. Beim Ausbau lege man wert darauf, möglichst wenig Flächen aufzumachen, wird ebenfalls betont.

Dass der Kreis Rottweil mit seiner Breitband-Offensive plötzlich zu den Schnellsten im Land gehören dürfte, war vor geraumer Zeit nicht absehbar. Als Landrat Wolf-Rüdiger Michel vor gut einem Jahr nach Kritik aus den Kommunen über das behäbige Voranschreiten plötzlich zur Attacke bei der Beförderung des Themas blies, kam innerhalb Jahresfrist ein Konzept zustande, das heute breiten Konsens findet. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis und die angepeilte rasante Umsetzung imponiert auch bei Wirtschaftskammern.

Wenn nun der Rottweiler Oberbürgermeister Ralf Broß mit Blick auf die bald startende Umsetzungsphase eine enge bauliche Abstimmung mit damit einhergehenden frühzeitigen Terminabsprachen fordert, scheint er für alle Beteiligten zu sprechen. Hörmann sichert zu, für Bürger- und Unternehmer-Infos jederzeit zur Verfügung zu stehen.

Wie groß die Resonanz auf die Breitband-Offensive bei den Endkunden letzten Endes aber sein wird, steht bei aller momentanen Ausbau-Euphorie auf einem anderen Blatt. Wenn 50 Mbit/s fünf Euro mehr kosten als die derzeit von vielen abgerufenen 16 Mbit/s ist die Begeisterung, das Angebot wahrzunehmen, plötzlich nicht mehr ganz so groß. Erfahrungsgemäß wechselten etwa 20 Prozent relativ schnell zu einer besseren Versorgung. Auch hinsichtlich des Bedarfs von Firmen werde in der Diskussion schnell mal überzogen. 80 Prozent der Gewerbetreibenden könnten mit dem jetzt in Aussicht stehenden Standard zurechtkommen, so die Einschätzung von Hörmann.