Rottweiler Feuerwehr evakuiert Platz im Eschachtal bei Bühlingen. Rettungskräfte bringen Kinder in Sicherheit.
Kreis Rottweil - Eigentlich hätten es zehn der schönsten Tage des Jahres werden sollen, dann machte der Regen den Kindern einen Strich durch die Rechnung: Die Feuerwehr Rottweil musste gestern ein Zeltlager im Eschachtal bei Bühlingen evakuieren."Mit dem blauen Himmel ist das Wasser gekommen", sagt Timo Straub, einer der Zeltlager-Mitarbeiter. Gerade, als es gestern Abend aufklarte und nach besserem Wetter aussah. Gerade noch stand Straub zwischen Betten, Schlafsäcken, Gasflaschen und Konservendosen mitten auf der grünen Wiese, das Handy am Ohr. Die Sachen seien trocken, fürs Wochenende würde der Wetterbericht 40 Grad bringen und vor allem: Allen ginge es gut, erzählte er jemandem am anderen Ende der Mobilfunkverbindung.
Das allerdings ist nicht selbstverständlich. Als Straub telefonisch Entwarnung gab, war es noch gar nicht lange her, dass sich plötzlich die Wassermassen ihren Weg gebahnt und das Zeltlager im Eschachtal bei Bühlingen, einem Rottweiler Ortsteil, unter Wasser gesetzt hatten. Aus dem kleinen Bach "ist ein Fluss geworden, und jetzt ist es ein See", erzählt Andreas Schmid, der Leiter des Zeltlagers.
Seine Gruppe mit 45 Kindern, Viert- bis Achtklässlern, und insgesamt 15 Mitarbeitern stammt aus der Seelsorgeeinheit Leibertingen (Kreis Sigmaringen). Eigentlich wollte Schmids Truppe bis 7. August am Ufer der Eschach, auf einem Platz der Pfadfinder, ihre Zelte aufschlagen. Gestern, gleich am ersten Tag, setzten die Wassermassen den Platz unter Wasser, innerhalb von einer halben Stunde.
Um 20.34 Uhr ging der Notruf bei der Feuerwehr ein: Mit 25 Mann und sechs Fahrzeugen rückten die Rottweiler aus, um die Kinder in Sicherheit zu bringen. Ganz plötzlich sei der Pegel gestiegen, rekapituliert Stadtbrandmeister Rainer Müller. "Das ist brutal". Die Feuerwehr hätte das Lager "blitzartig evakuieren müssen". In sogenannten Wathosen stehen seine Männer in dem braunen See und tragen Teile eines Zelts an Land. Auch zwei Boote hat die Feuerwehr mitgebracht, für alle Fälle. Immerhin: Etliche der kleineren Schlafzelte stehen erhöht und deshalb einigermaßen im Trockenen.
Als die Wassermassen kamen, war das Abendessen gerade vorbei. Geistesgegenwärtig haben die Kinder und ihre Gruppenleiter ihre Sachen auf eine höher gelegene Wiese in Sicherheit gebracht. Lediglich die Spiele und anderes Material fürs Zeltlager sind hinüber, auch das Essenszelt "ist abgesoffen", sagt Andreas Schmid.
"Geht’s allen gut? Sind alle da?", ruft er in die Menge, als die Evakuierung der Kinder mit einem Mannschaftswagen der Polizei und einem Feuerwehr-Transporter beginnt. Zuvor haben sie ihr Gepäck auf zwei Traktoren mit Anhänger verladen, die Bühlinger Feuerwehrleute schnell herbeigeholt hatten. Zumindest die Schlafsäcke sind trocken geblieben.
Noch eine gute Nachricht gibt es an diesem Abend: Die Gruppe kommt in der Bühlinger Halle unter. Die Stadt hat die Notunterkunft auf die Schnelle organisiert, der Hausmeister alles vorbereitet. Rund zwei Stunden, nachdem der Zeltplatz überflutet wurde, ist die Unterkunft bereit.
Trotz aller Aufregung: Den Kinder scheint es gut zu gehen. Ruhig stehen sie im grellen Licht der Scheinwerfer und warten, bis sie an die Reihe kommen. "Sie waren nie in Gefahr", erklärt der stellvertretende Stadtbrandmeister, Frank Müller, der die unkomplizierte Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Polizei lobt.
Und ihr Zeltlager? Haben die braunen Fluten ihrem Aufenthalt ein vorzeitiges Ende verpasst? "Wir müssen gucken, wie’s aussieht", sagt Schmid über den morgigen Tag. "Wir bleiben da!", sagt der zehnjährige Michael. Zumindest vorerst aber nicht am Ufer der Eschach.