Trotz vieler Warnungen: In der Schwenninger Straße in Deißlingen blitzt es viermal in einer Stunde. Foto: Otto

Im Landkreis wird an rund 30 Stellen geblitzt. Trotz Warnungen erwischt es einige. Sinn und Unsinn wird heftig diskutiert.

Kreis Rottweil - Es ist Blitzertag, 12.10 Uhr, und im Kombi an der Schwenninger Straße in Deißlingen geht das rote Licht an. Zack – trotz Warnungen im Vorfeld auf allen Kanälen hat es den vierten Autofahrer innerhalb einer Stunde erwischt. Ein notorischer Raser ist das eher nicht, zu schnell für die innerörtliche Straße war er trotzdem. "Insgesamt ist es aber ruhiger, die Leute fahren langsamer", sagt der Mann am Messgerät.

Und das ist ja laut Polizei auch das Ziel dieses "24-Stunden-Blitz-Marathons", der auch im Kreis Rottweil für heftige Diskussionen sorgt. An rund 30 Stellen wird geblitzt. "Totale Abzocke", sagen die einen, "Wer ordnungsgemäß fährt, hat auch keine Probleme", sagen die anderen. Vor allem im Internet ist der Blitzer-Marathon Thema. Auf unserer Facebook-Seite Schwarzwälder Bote Rottweil wird der Sinn der Aktion angezweifelt. "Jetzt wird sich 24 Stunden dran gehalten und dann fahren sie alle wieder wie Sie wollen", sagt Sybille S.. Und Claudio H. meint: "Die Aktion bestraft auch Leute, die unter 10 km/h zu schnell fahren. Und mal ehrlich! Wem passiert das mal nicht?". Simone B. dagegen versteht die Aufregung nicht: "Sollte man sich nicht jeden Tag, zu jeder Sekunde die man im Auto unterwegs ist, an die Regeln halten? Was bringt euch das, wenn ihr rast? Außer dass Ihr Euer Leben und das der anderen aufs Spiel setzt?" Und Mario N. sagt: "Recht so diese Aktion! Wenn mal ein Unfall passiert, dann wisst ihr warum!"

Unfallprävention ist denn auch das Hauptargument der Polizei für die Aktion. "Langsam fahren ist für uns ein Erfolg", so der Leiter der Polizeidirektion im Vorfeld. Und der Erfolg stellt sich am Blitzertag schon im morgendlichen Berufsverkehr ein: Das Grundtempo ist deutlich langsamer, fast jeder ist in Hab-Acht-Stellung, der strömende Regen tut sein Übriges.

"Alle schleichen sie mit genau 50 km/h durch die Ortschaften... an bekannten Blitzerstellen sogar mit 40. Lustig mitanzusehen!", amüsiert sich Alexander H. auf der Facebook-Seite "Achtung: Blitzer im Kreis Rottweil", die mehr als 6600 Mitglieder hat. Hier gehen die Postings in Serie ein, die polizeiliche Liste mit den Blitzerstellen wird mehrfach veröffentlicht.

Die Messstellen, die die Polizei in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und den Kommunen ausgewählt hat, haben nicht nur übliche Brennpunkte, sondern auch Nebenstrecken im Visier. So wird auf der Nordumfahrung Sulgen ebenso geblitzt wie zwischen Zimmern und Horgen, Dunningen und Seedorf, in Deißlingen innerorts, in Sulz und Fischingen oder zwischen Hardt und St. Georgen auf dem "Siehdichfür". Nicht aufgeführt in der Liste sind die Lasermessstellen, die laut Polizei-Pressesprecher Reiner Herrmann in den normalen Dienstbetrieb eingebettet werden. Auch die von den Bürgern gemeldeten "Aufregerstellen" – insgesamt gab es acht Anträge – werden nach Möglichkeit abgedeckt.

Für viele überraschend, gibt es beispielsweise in Rottweil innerorts an diesem Tag keine Messtellen. "Wir hatten für die drei Tage zuvor schon die Messfahrzeuge gebucht – das reicht", erklärt Fachbereichsleiter Bernd Pfaff. Blitzertag ist in Rottweil übrigens 60-mal im Jahr.

Ordnungsgemäß fahren empfiehlt sich also auch nach dem 24-Stunden-Marathon. Da hilft dann auch das Rezept von Marius R. nicht, der auf Facebook schreibt: "Mich kriegen die nicht. Ich hab extra Urlaub genommen."