Haus-, Bio-, Gewerbe- und Sperrmüll (Bild): Alba Süd ist auch künftig der maßgebende Abräumer für den im Kreisgebiet anfallenden Abfall. Foto: Otto

Neues Konzept soll ab 2020 auch Mengen reduzieren. Kreistag stimmt für umfassende Neuausrichtung.

Kreis Rottweil - Ältere werden sich noch gut an die bis vor vielleicht 50 Jahren offen in der Landschaft liegenden Müllhalden erinnern. Szenarien, die heute undenkbar sind. Dennoch gibt es zu verbesserter Abfallentsorgung weiter dringenden Handlungsbedarf.

Im Kreisgebiet greift ab Januar 2020 ein neues Konzept, das mit verursachergerechteren Prinzipien auch die Abfallmenge reduzieren soll. Der Kreistag beschloss jetzt – nach mehrjähriger Vorbereitung in Arbeitsgruppen – eine "vorläufige Abfallwirtschaftssatzung". Als "vorläufig" ist diese deshalb deklariert, damit zu der umfassenden konzeptionellen Neuausrichtung in den kommenden Monaten noch weiter getüftelt werden kann.

Das Wesentliche steht aber längst fest. Dabei mit Gebühren im gewohnten Rahmen. Und eben auch monetären Anreizen für die Hauhalte, mit geringeren Abfallmengen über die Runden zu kommen.

Bruno Rees, bis September Leiter des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft bei der Landkreisbehörde, hat Nachfolger Christian Mutz so den Stab übergeben, dass dieser nun mit seinem Team ohne Reibungsverluste sauber am Feinschliff für den in gut einem Jahr vorgesehenen Start feilen kann.

Dabei dürfte auch zu dem Hinweis von Kreisrätin Ruth Hunds (SPD) diskutiert werden, die Festlegung von Mindestleerungen (zwölf jährlich beim Hausmüll; 26 beim Biomüll) trage einer besonders konsequenten Abfallvermeidung in einem Haushalt nicht gerade Rechnung.

Sicher fest steht: Die Alba Süd GmbH & Co. KG mit ihren Standorten in Dunningen und Zimmern bleibt trotz europaweiter Ausschreibungen weiterhin die erste Adresse für Entsorgungsleistungen im Rottweiler Kreisgebiet. Dass nach den im Kreisgebiet immer wieder auftretenden Abfuhrproblemen nicht nur im Kleingedruckten der neuen Verträge mit dem Entsorger zur Pflichterfüllung noch eindeutiger als bisher formuliert ist, dürfte sich von selbst verstehen. Andererseits weiß man bei der Abfallwirtschaft des Kreises Rottweil auch nur zu gut, dass das Gewerbe in ganz Deutschland mit einer großen Personalproblematik zu kämpfen hat und deshalb im operativen Geschäft immer wieder in die Bredouille gerät.

Wie mehrfach berichtet, ist die Voraussetzung für den Einstieg in die neue Abfallentsorgungs-Systematik die Ausstattung der Haushalte mit neuen Rest- und Bioabfallbehältern inklusive Transpondern (Funk-Kommunikationsgeräte, die Signale aufnehmen und weiterleiten). Dieser Auftrag wurde jetzt für 1,4 Millionen Euro an die Firma Fritz Schäfer GmbH in Neunkirchen/Siegerland vergeben.

Der Spezialist für Materialfluss und Abfalltechnik soll demnach ab Oktober 2019 den Austausch von 45 000 Restmülltonnen und 23 000 Biotonnen möglich machen.

Zu der ab diesem Zeitpunkt Einzug haltenden "Cleveren Tonne" – der Müllbehälter zählt mit, wie oft er geleert wird – soll bereits ab dem Frühjahr 2019 genau informiert werden. In der künftigen Grundgebühr sind zwölf Leerungen pro Jahr beim Restmüll und 26 Leerungen beim Biomüll enthalten, wobei beim Biomüll zusätzlich zehn Sommerleerungen für Gebühren je Leerung von 1,54 Euro (60 Liter), 3,08 Euro (120 l) und 6,16 Euro (240 l) angeboten werden sollen.

Die auf Gesamtkosten von knapp zehn Millionen Euro (7,135 Millionen Euro für Hausmüll; 1,54 Millionen Bioabfall; eine Million für Einrichtungen; 154  000 Selbstanlieferer) basierende vorläufige Gebührenkalkulation ergibt beim Hausmüll eine Gesamtgebühr mit zwölf Mindestleerungen von 87,33 Euro (60 Liter), 165,64 Euro (120 l), 313,24 Euro (240 l) und 1352,84 Euro (1100 l). Für zusätzliche Abholungen sind je nach Behältergröße pro Leerung 3,52, 7,04, 14,08 oder 64,52 Euro zu berappen. Bei den Bioabfällen soll der Jahresobolus 40,04, 80,08 oder 160,16 Euro für die Behältnisse zwischen 60 und 240 Liter betragen. Die Leerungsgebühr ab der 27. Abholung ist mit 1,54, 3,08 beziehungsweise 6,16 Euro veranschlagt. Die Gebühr für die Entsorgung hausmüllähnlicher gewerblicher Siedlungsabfälle soll etwa halb so hoch wie die Hausmüllgebühren liegen.

Einstimmig vergeben wurden vom Kreistag jetzt in nichtöffentlicher Sitzung auch die Annahme von Grüngut mit Pressmüllfahrzeugen, die Annahme von Grüngut an 25 saisonalen Annahmestellen sowie ganzjährig auf der Deponie Bochingen inklusive Verwertung des Grünguts an die Alba Süd zu mengenabhängigen Jahreskosten von 1,4 Millionen Euro. Zum weiterhin beabsichtigten Betrieb einer Grüngutannahmestelle in Zimmern mit Grüngutverwertung durch Alba soll es indes weitere Verhandlungen geben, bei denen es vor allem um die Preisgestaltung gehen dürfte.

Die Sammlung von Rest- und Bioabfall (inklusive Behälterverteilung, Behälteränderungsdienst und -bestandspflege), die Sammlung und der Transport von Altpapier, Sammlung und der Transport von Sperrmüll, Altholz, Altmetall, Elektrogeräten und die Verwertung von Altholz soll ebenfalls im Beritt von Alba Süd angesiedelt bleiben. Dies "zu einem mengenabhängigen Jahresentgelt von 4,2 Millionen Euro".