Projektleiter Volker Hirt (links) bei den letzten Belagsarbeiten zwischen Epfendorf und Villingendorf. Mit 160 Grad Celsius wird der Asphalt aufgebracht. Foto: Otto

Autofahrer können sich freuen: 13,5-Millionen-Euro-Projekt geht nach zwei Jahren Bauzeit und vielen roten Ampeln dem Ende zu.
 

Kreis Rottweil - Ortstermin auf der B 14: Projektleiter Volker Hirt breitet ein Karte auf der Kühlerhaube aus – und es flimmert einem schier vor Augen. Nummern, Pfeile, Markierungen – alles Baumaßnahmen, die zur Rundumsanierung der Strecke zwischen Rottweil und Sulz gehören. Nach zwei Jahren Bauzeit geht es dem Ende zu. Die geplagten Autofahrer wird’s freuen.

Seit Frühjahr 2013 ist auf der Strecke, die von der B 27 bei Rottweil über Villingendorf, Epfendorf, Talhausen, Oberndorf und Sulz bis in den Kreis Freudenstadt führt, vor allem eins gefragt: Geduld. Rote Ampeln, Umleitungen und Stau sorgten bei etlichen Autofahrern für Ärger. Und mancher stellte sich die Frage: Muss das denn alles sein? Denn nicht nur die Straße selbst, auch sage und schreibe 37 Stützmauern und 19 Brücken entlang der Strecke wurden komplett auf Vordermann gebracht.

Das hat einen Grund, wie Volker Hirt, Bauingenieur bei der Außenstelle Donaueschingen des Regierungspräsidiums, vor Ort erklärt: Weil die Bundesstraße entlang der Autobahn verläuft, ist das für den Bund quasi doppelt gemoppelt. Er will die Straße nicht mehr haben und ans Land abgeben. Das übernimmt die Straße mit allem was dazugehört – aber nur in einem 1-A-Zustand. "Sie wollen ja auch kein Auto, mit dem sie dann in fünf Jahren dauernd in der Werkstatt sind", erklärt Hirt. Maßgabe war also, die Strecke bis Ende 2015 auf Vordermann zu bringen, damit dann die Umwidmung zur Landesstraße erfolgen kann. "Umstufungs-Sonderaktion" heißt das dann beim Straßenbauamt. Kosten: rund 13,5 Millionen Euro.

Wo dieses Geld auf der Strecke "verbaut" wurde, zeigt Volker Hirt beim Trip über die B 14 – zumindest da, wo fahren möglich ist. Nach dem Start im quietschorangenen Straßenbaumobil ist schon der erste Stopp angesagt:

Zwischen Villingendorf und Epfendorf laufen Asphaltarbeiten. Vollsperrung. Wir fahren dem Trupp entgegen, der an diesem Dienstag mit zwei parallel fahrenden Asphaltfertigern auf dem letzten Stück die Deckschicht aufbringt. "Heute werden wir hier fertig", sagt Volker Hirt. Freie Fahrt ist aber erst Ende Oktober, solange ist der Landkreis im Auftrag des Straßenbauamts noch damit beschäftigt, die Schutzplanken anzubringen. Der Abschnitt war schon 2013 wegen der Arbeiten an verschiedenen Brücken in eine Fahrtrichtung gesperrt – und der Projektleiter denkt mit Grausen daran zurück: "Die Autofahrer haben die Sperrung über Monate einfach missachtet und sind trotzdem durchgefahren. Das führte zu massiven Problemen mit den Linienbussen, die eine Sondergenehmigung hatten. Ich bin sogar mit der Polizei durchgefahren, aber das hat eigentlich gar niemand interessiert", erinnert sich Hirt. Natürlich verstehe er, dass Umleitungen nicht gerne hingenommen werden. Aber Sicherheit gehe vor. Auch wir müssen jetzt umdrehen. Auf einer Nebenstraße geht es weiter nach Talhausen. Hier sind auf dem neuen Asphalt schon die Markierungen aufgebracht. Arbeiter montieren Schutzplanken. Nur die Talhausener dürfen hier schon fahren.

Kurz vor Epfendorf beim "Sandbühl". "Diese Brücke haben wir komplett neu gebaut", erklärt Hirt. Die alte hatte die erforderliche Traglast nicht mehr. Teilweise stammen die Bauwerke auf der Strecke aus den 30er-Jahren, viele sind in den 50ern entstanden. Auch der quasi nicht vorhandene Straßenunterbau zwischen Epfendorf und Altoberndorf hat den Bauingenieur erstaunt. "Mich wundert, wie das so lange gehalten hat."

Weiter geht die Fahrt nach Oberndorf, an etlichen fertig sanierten oder komplett erneuerten großen und kleinen Stützmauern vorbei (es gibt sehr viele davon im Neckartal, ist mir früher gar nicht aufgefallen), unter der – natürlich ebenfalls sanierten – Webertalbrücke hindurch. Hier hat sich zur Hälfte die Stadt beteiligt. Wir stoppen beim "Projekt 7 71 75 96", wie Hirt (ohne abzulesen) erklärt. Die mächtige Stützmauer in der Nähe des Schwedenbaus wird fit für die Zukunft gemacht. Im Zuge der Arbeiten hat sich gezeigt, das zwei der mächtigen Anker, die 20 Meter in den steilen Hang hineingehen, gebrochen sind. Auch das wird später nicht Sache des Landes sein – der Bund richtet’s noch. Und – wen wundert’s – auch die spiralförmig an der B 14 aufragende Fußgängerbrücke wird gerade einer Schönheits- und Stabilitätskur unterzogen.

Das fällt ins Auge – andere Projekte könnte der Laie dagegen glatt übersehen: Hier fehlt bei einem Brücklein die straßenverkehrstechnisch erforderliche Bordsteinhöhe, woanders eine Brüstung zur Bahnlinie hin. Etliche Baumaßnahmen seien überhaupt nur nötig gewesen, damit aktuelle Richtlinien eingehalten werden können, erklärt Hirt. "Stützmauern hatten früher oben kein Geländer – jetzt brauchen sie eins."

Dass das manchmal seine Berechtigung hat, zeigt sich am Ortseingang Sulz. Sieben Meter ragt die Mauer, die den Hang abfängt, dort in die Höhe. Ein Teil ist fertig saniert, der Rest noch eingerüstet. Das ist das größte Projekt, das Volker Hirt jetzt noch über die Bühne bringen muss. Alle Fugen werden ausgekratzt, marode Steine ersetzt. Auch hier wird man im November fertig werden, sagt Hirt. "Ab dann würde die Witterung ohnehin nicht mehr mitmachen."

Es geht zurück nach Villingendorf. Rote Baustellenampeln inklusive. Das ist bald vorbei, verspricht der Projektleiter, der jetzt fast zwei Jahre lang auf der B 14 im Kreis Rottweil "zuhause" war. Die Straße wird ihn auch nach dem Ende der Arbeiten noch eine Weile beschäftigen. Die ganze Abrechnung muss ebenfalls noch gemacht werden. Er freut sich, dass man mit dem Großprojekt nicht nur zeitlich, sondern auch kostentechnisch im vorgegebenen Rahmen geblieben ist. Wenn die B 14 dann nächstes Jahr Landesstraße ist, ist Volker Hirts Behörde übrigens auch wieder zuständig. Er schmunzelt: "Ich hoffe mal stark, dass wir in absehbarer Zeit hier nichts sanieren müssen. Sonst hab’ ich ein Problem."

Info: B14-Umstufung

Das Bundesverkehrsministerium und das Land Baden-Württemberg haben beschlossen, 188 Kilometer Bundesstraßen, bei denen einvernehmlich auf Grund der parallelen Lage zur Autobahn eine "fehlende Fernverkehrsbedeutung" festgestellt wurde, zur Landesstraße abzustufen. Es wurde vereinbart, dass die Bundesstraßen samt der dazugehörigen Ingenieursbauwerke "in ordnungsgemäßem Zustand" zu übergeben sind, damit dem Land kein unverhältnismäßiger Investitionsstau entsteht.

Die B 14 zwischen Rottweil-Nord und Horb soll Anfang 2016 zur Landesstraße abgestuft werden. Bereichsweise sei hier laut Baureferatsleiter Peter Spiegelhalter ein hoher Erhaltungsaufwand nötig gewesen, um nicht nur einen "verkehrssicheren", sondern einen "ordnungsgemäßen" Zustand herzustellen.