Breitband-Löungen sollen das Kreisgebiet in Sachen Internet deutlich ertüchtigen. Foto: Weißbrod

Kooperativer Ausbau: Betreiberunternehmen winkt für unattraktive Erschließungsgebiete Beihilfe durch Landkreis

Kreis Rottweil - Schnelles Internet soll auch im Kreis Rottweil bald für die meisten potentiellen Nutzer keine Wunschvorstellung mehr sein. Für eine möglichst flächendeckende Breitbandversorgung mit 50 Mbit/s hat jetzt der Kreistag bedeutende Beschlüsse auf den Weg gebracht.

"Kooperativer Breitbandausbau" heißt die Marschrichtung, mit der der Landkreis den Städten und Gemeinden in wenigen Jahren eine Internet-Infrastruktur besorgt haben will, die Unternehmen und Privathaushalte gleichermaßen zufriedenstellt. Den Durchbruch für die Schaffung eines entsprechenden Leistungspakets soll ein Bieterverfahren bringen. Ein privater Ausbauträger – nicht nur die Telekom ist dafür im Gespräch – könnte mit einer Investitionsbeihilfe durch den Landkreis das Terrain so "beackern", dass auch die Gebiete (im Kreis Rottweil rund 38 Prozent), die vom Markt links liegen gelassen werden, "Internet-technisch" in eine gute Form gebracht werden: Für 75 Prozent der Gebäude eine Breitbandversorgung mit 50 Mbit/s gilt bei der von Fachbüros begleiteten Ausschreibung als vorrangige Devise, als Nebenangebot wird ergänzend das Ziel "30 Mbit/s für 95 Prozent der Gebäude" formuliert.

Spätestens bis zum Jahresende soll der Zuschlag einem Bieter erteilt werden, vorausgesetzt man wird sich über die Höhe der in Aussicht zu stellenden Investitionsbeihilfe einig. Experten sprechen von etwa 20 Millionen Euro, die der Landkreis in den Jahren 2016 bis 2018 dafür in die Hand zu nehmen hätte.

Aufbruchstimmung in Sachen schnelles Internet macht sich seit geraumer Zeit landauf, landab breit. Die Modelle auf dem Weg zum Ziel sind unterschiedlich. Der Schwarzwald-Baar-Kreis versucht eine Lösung in Eigenregie. Dort ist von Kosten für Landkreis sowie Städte und Gemeinden von insgesamt 200 Millionen Euro die Rede. Der Landkreis Neckar-Odenwald wiederum machte, nachdem er zunächst die Strategie des Rottweiler Nachbarkreises priorisierte, eine Kehrtwende in Richtung Beihilfe-Lösung.

Hans Klaiber, Leiter des Landwirtschaftsamtes bei der Kreisbehörde, gilt dort auch beim Thema Telekommunikationsentwicklung als ausgewiesener Fachmann. Sein Strategiepapier hat jetzt auch den Beifall der Kreistagsfraktionen gefunden. Nicht nur Landrat Wolf-Rüdiger Michel hofft nun, dass das Konzept zur Ausradierung der Tabuzonen (für den Wettbewerb unattraktive Erschließungsgebiete) greift.

Dass Anbieter wie die Telekom andererseits in attraktiven Marktgebieten enormen Offensivgeist bei der Schaffung von Hochleistungs-Internet zeigen, beweisen VDSL-Vectoring-Aktiviäten im Bereich Rottweil und Nachbargemeinden.

Seite 2: Breitband-Konzept

Breitbandige Internetanschlüsse werden von Anbietern ohne Anschub der öffentlichen Hand bei weitem nicht flächendeckend zur Verfügung gestellt. Nach einem Markterkundungsverfahren geht die Landkreisverwaltung davon aus, dass 38 Prozent der Bevölkerung (52 000 Einwohner) im Kreis Rottweil in den nächsten Jahren ohne öffentliche Beihilfe nicht in den Genuss breitbandiger Internetanschlüsse kommen würden.

Aufgrund dieses "Marktversagens" müssen Konzepte her (siehe Hauptartikel), um dennoch möglichst flächendeckend zu einem einigermaßen schnelles Internet zu kommen, wobei die Bandbreite durchaus zwischen 30 Mbit/s und 100 Mbit/s pro Sekunde schwanken kann.

Rasanter technischer Fortschritt verspricht auch für die Internetentwicklung immer vorteilhaftere Lösungswege. Durch die jetzt für den Kreis Rottweil angepeilte Lösung soll bezüglich von Nachrüstungen/Innovationen nichts verbaut werden

Bei der Lösung für den Kreis Rottweil sind der Landkreis und die insgesamt 21 Städte und Gemeinden in einem Boot. Der Landkreis sieht sich für Beihilfezahlungen zuständig, die natürlich von den Kommunen durch die Kreisumlage mitfinanziert werden. Städte und Gemeinden verpflichten sich, zum Aufbau und Betrieb der Breitbandnetzinfrastruktur umfassend Unterstützung zu leisten. Eine noch auszusuchende Beratungs- und Planungsgesellschaft soll insbesondere zur Auswertung des Bieterverfahrens herangezogen werden. Der Landkreis bestimmt eine Lenkungsgruppe zur Begleitung des Teilnahmewettbewerbs und des Ausschreibungsverfahrens.

Wieso nicht 50 Mbit/s für 95 Prozent der Bevölkerung? Bei dieser Frage von ÖDP-Kreisrat Bernd Richter verweist Landrat Wolf-Rüdiger Michel auf exorbitant höhere Kosten, die anfallen würden, wenn man auch die kleine Ansiedlung weit weg von bestehender Internet-Infrastruktur leistungsstark bedienen wollte.

Bei der für den Kreis Rottweil ins Auge gefassten Lösung sind von den Kabelverzweigern aus für die sogenannte letzte Meile und die Anschlüsse von der Straße ins Haus Kupferleitungen vorgesehen. Im Schwarzwald-Baar-Kreis soll es bis ins Gebäude der Endverbraucher Glasfaserleitungen geben. Diesen Abzweig von der Straße sollen sich die Hauseigentümer des Nachbarkreises 2000 Euro kosten lassen.