Zwei Motorradfahrer erlagen ihren Verletzungen bei einem Unfall auf der B 462 im vergangenen Jahr. (Archiv) Foto: Heidepriem

Null Verkehrstote sind unrealistisch. Polizei informiert über Unfallzahlen. Blitzer lohnen sich nicht.

Kreis Rottweil - 3443 Verkehrsunfälle ereigneten sich 2019 im Kreis Rottweil, sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Gegenläufig ist die Entwicklung bei den Unfällen mit Personenschaden. Diese gingen um etwa 30 Fälle auf 381 zurück. Schwer im Magen liegt der Verkehrspolizei nach wie vor die B 462 bei Dunningen.

Ein Frontalzusammenstoß, ein Auto, das sich überschlägt, und einige Schwerverletzte – immer wieder ereignen sich auf der B 462 bei Dunningen Unfälle. "Was kann man tun, um das zu verhindern?", fragte Dunningens Bürgermeister Peter Schumacher (FWV) Armin Rutschmann von der Verkehrspolizei im Verwaltungsausschuss.

Die Strecke liege auch ihm im Magen, gab Rutschmann zu. Nach schweren Unfällen prüfe die Verkehrspolizei immer, ob Mängel an der Straße ausschlaggebend für das Unglück waren. "Ich schaue immer, was da nicht passt, aber ich finde nichts. Die Straße ist sehr gut ausgebaut und stark frequentiert", erklärte Rutschmann.

Fahrer geraten in Gegenverkehr

Überwiegend sei ein unachtsames in den Gegenverkehr Kommen junger Leute ursächlich für die Unfälle. Entweder gerieten diese auf die linke Fahrbahn oder aber ins Bankett, weswegen sie in Panik übersteuerten. Ein Problem seien auch die PS-starken Autos. "Mein erstes Auto hatte 34 PS. So etwas finden Sie heute gar nicht mehr", so Rutschmann.

Im Kreis Rottweil werde das Thema äußerst ernst genommen und engagiert angegangen, meinte der Verkehrspolizist. Das Land habe derweil die Vision von null tödlichen Unfällen in einem Jahr. "Wie das gehen soll, weiß ich nicht", meinte Rutschmann. 2019 verunglückten zehn Personen im Kreis Rottweil tödlich, im Vorjahr waren es neun.

Der "Null-Unfälle-Vision" und dem darauffolgenden Erlass des Landesverkehrsministeriums sei es übrigens zu verdanken, erklärte Landrat Wolf-Rüdiger Michel, dass keine Aufbauten auf Kreisverkehre mehr erlaubt seien. Jüngst waren aus diesem Grund Ideen von Bochinger Bürgern niedergeschmettert worden, als es um die Kreisel-Gestaltung an der L 415 ging.

2020 schon sechs Verkehrstote im Kreis

Präsidiumsweit bleibe die überhöhte Geschwindigkeit eine der Hauptunfallursachen bei Verkehrsunfällen. Weitere häufige Ursachen seien Vorfahrtsverletzungen und Unfälle beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren. Keinen erheblichen Zuwachs könne man bei Unfällen, die durch Überholen entstehen, vermelden, ebenso wenig nach zu geringem Abstand.

1278 Unfälle, die eine Anzeige nach sich zogen, hatten sich 2019 ereignet, 335 davon mit Verletzten. Der Rest der Unfälle zähle zu den sogenannten Bagatelldelikten, auch wenn diese meist mehr Aufmerksamkeit auf sich zögen, etwa wenn die Feuerwehr im Einsatz sei.

Rutschmann warf auch einen kurzen Blick auf das aktuelle Jahr. Von Januar bis August habe es 693 Unfälle mit Anzeigen gegeben, 218 davon mit Personenschaden. 138 seien auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen gewesen. Bedauerlicherweise habe es 2020 zudem bereits sechs Verkehrstote gegeben.

Im Vergleich stehe der Kreis Tuttlingen in Sachen überhöhte Geschwindigkeit und Verkehrstote schlechter da als Rottweil. Das liege vor allem an den beliebten Motorradstrecken, die es auch im Schwarzwald-Baar-Kreis gebe. Leider zählten Motorradfahrer sehr häufig zu den Schwerverletzten oder Toten, meinte Rutschmann.

Markus Huber (FWV) erkundigte sich danach, in wie vielen Fällen das Smartphone der Grund für die Ablenkung war, auf die ein Unfall folgte. Zur Auswertung brauche man einen richterlichen Beschluss, erklärte Rutschmann, weswegen diese Frage nicht immer zu klären sei. Einen Beschluss gebe es beispielsweise nicht, wenn der Unfallverursacher tot sei, da man diesen ja nicht mehr für sein Vergehen belangen könne.

Blitzer sollen nicht die Kasse aufbessern

Geschwindigkeitsmessungen wurden 2019 an 324 verschiedenen Messstellen im Kreisgebiet vorgenommen. An 240 Messtagen habe man von 239 000 Fahrzeugen bei 4,7 Prozent (rund 11 000) eine Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit festgestellt. Bei 89 Prozent davon handelte es sich um eine Überschreitung um maximal 20 Stundenkilometer. Im Vergleich zu 2018 sei die Beanstandungsquote leicht zurückgegangen.

Interessant sei die Erkenntnis, dass die Geschwindigkeitsüberwachung 2019 nicht kostendeckend vorgenommen werden konnte, stellte Reimond Hoffmann (AfD) fest. 259 000 Euro hatte die Überwachung gekostet. Dem entgegen stehen Einnahmen von lediglich rund 170 000 Euro. "Der Vorwurf lautet ja immer, man blitzt, um Geld in die Kasse zu spülen. Das widerlegen die Zahlen. Wir blitzen aus Gründen der Verkehrssicherheit", sagte Landrat Michel.

Bei den stationären Blitzern habe man bei rund fünf Millionen Fahrzeugen etwa 12 000 zu schnelle Fahrer erwischt (0,2 Prozent). Stationäre Blitzer träfen demnach ja nur die, die nicht aufpassten oder nicht ortskundig seien, stellte Markus Huber fest. Also müsse man auf mobile Blitzer an unübersichtlichen, aber verkehrsrelevanten Stellen setzen, so sein Vorschlag. Elke Müller (Grüne) erwähnte, dass Autofahrer auch häufig vor Blitzern gewarnt würden.

"Warum man letztlich an dieser Stelle langsam fährt, ist eigentlich egal. Hauptsache, man tut es", meinte Landrat Michel dazu. Müllers nicht ernst gemeinter Vorschlag, falsche Warnungen herauszugeben, um die Fahrer zur generellen Tempo-Drosselung zu bringen, sorgte für Belustigung.

Der Ausschuss einigte sich darauf, die flächendeckende Überwachung fortzuführen.