Autofahrern reißt Geduldsfaden. Bald mit Hubschrauber zur Arbeit? Sperrung zum Turmfest. Mit Kommentar
Kreis Rottweil - Die Autofahrer im Landkreis sind einiges gewohnt. Baustellen gibt es etliche, was ja grundsätzlich nichts Schlechtes ist. Die zeitliche Planung der Maßnahmen bringt allerdings viele auf die Palme. Eine weitere Sperrung auf der B 14 bei Rottweil sorgt für großen Ärger.
"Brauchen wir denn jetzt bald einen Hubschrauber, um zur Arbeit zu kommen?" Solche und viele weitere verärgerte Stimmen erreichen uns, seit am Mittwoch eine neue Hürde vor allem Pendler zur Verzweiflung bringt: Die B 14 ist im Bereich Bühlingen wegen Belagsarbeiten gesperrt, die Umleitung führt unter anderem durch Rottweil hindurch. Vor allem zu den Stoßzeiten führt das zu langen Rückstaus.
Das allein wäre vielleicht zu verschmerzen, doch die neue Umleitung reiht sich direkt an eine bestehende an: Auch zwischen Neufra und Aixheim ist die B 14 gesperrt, hier quält sich der Verkehr seit Wochen durch Wellendingen und Frittlingen. "Das war heute schon echt ne halbe Weltreise nach Spaichingen. Sind anscheinend noch nicht genug Baustellen..", schreibt Nicole S. auf unserer Facebook-Seite Schwarzwälder Bote Rottweil.
"Diese Umleitung ist eine Unverschämtheit"
Daniela K. berichtet, dass sie als teilzeitarbeitende Mama von Rottweil bis nach Spaichingen nun mit allen Umleitungen 45 Minuten unterwegs ist: "Mittlerweile ist das wirklich eine Zumutung! Heute morgen Stau von der Saline bis zum Kreisverkehr Neufra!" Genervt ist auch Arben Z.: "Ich bin aus Aixheim, arbeite in Rottweil, und sowas mittlerweile einfach nur Peinliches ist mir noch nie unter gekommen." Uwe M. sagt: "Diese Umleitung ist eine Unverschämtheit." Und Stefan G. meint sarkastisch: "Die Wege nach Richtung Tuttlingen sind hermetisch abgeriegelt. Viel Zeit und Geduld erforderlich. Herzlichen Dank an die Planer. Perfektes Timing."
Es ist die Masse an Baustellen zur gleichen Zeit, die die Leute verärgert. Denn wer aus dem Bereich Dunningen quer durch den Kreis in Richtung Tuttlingen/Spaichingen fahren muss, kommt auch noch in den Genuss der Umleitung auf der B 462 über Lackendorf oder wahlweise Villingendorf und Bösingen. Daniel M. trifft das hart. Er wohnt in Lauterbach und arbeitet in Aldingen. "Juhuu, endlich eine Baustelle mit Umleitung. Hatte ich ja bisher auf dem Weg auch so wenig", meint er mit Galgenhumor. Bis vor wenigen Tagen gab es auch noch eine Ampelregelung auf der B 14 bei Zimmern, wo die Schallschutzwand erneuert wurde.
Zudem wundert sich mancher Rottweiler, dass die neue Baustelle samt Umleitung durch die Stadt kurz vor dem großen Turmfest-Wochenende eingerichtet wird, wo in Rottweil ohnehin Hochbetrieb herrschen wird. Der städtische Fachbereichsleiter Bernd Pfaff sieht das pragmatisch: "Wir können wegen des Turmfests nicht die ganze Welt anhalten." Er sei schon froh, dass man vorher noch andere Baustellen wie die an der B 27 weggekriegt habe.
Im Straßenbauamt des Landratsamts Rottweil, das die Baustellen im Auftrag des Regierungspräsidiums abwickelt, ist man auch nicht glücklich mit der Lösung. Aber: "Die Rahmenbedingungen lassen es nicht zu, dass wir jede Baustelle auf die Woche genau planen können", bedauert Leiter Martin Osieja. Nicht zuletzt die derzeit gute Auslastung der Bauunternehmer mache erforderlich, dass man sich auch nach deren Zeitplänen richtet. Erfreulich sei, das derzeit viele Mittel für Straßenbaumaßnahmen im Kreis bereitstünden.
Ein Sprecher des Regierungspräsidiums Freiburg erklärt auf unsere Anfrage hin, es sei "teilweise unvermeidlich, dass manche Sanierungsmaßnahmen parallel laufen". Natürlich habe man Verständnis für den Unmut der Bürger. "Andererseits ist es auch unser Auftrag, die Straßen in gutem Zustand zu halten."
Zum Abschluss noch eine gute Nachricht: Die Sperrung der B 14 bei Rottweil dauert "nur" bis voraussichtlich 13. Oktober. Die anderen Maßnahmen ziehen sich allerdings bis Jahresende.
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Kommentar: Ausgereizt
Von Corinne Otto
Es gibt den berühmten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt: Genau diesen Effekt hat nun die neue Baustelle auf der B 14. Die Toleranz der Pendler ist ausgereizt. Es reicht! Natürlich gibt es auch bei diesem Thema zwei Seiten der Medaille. Jeder weiß, dass die Straßenbauer und -planer ihre Baumaßnahmen umsetzen müssen und uns letztlich ja auch wieder eine holperfreie Fahrbahn bescheren. Deshalb murrt bei einer Umleitung auf dem Weg zur Arbeit auch erst mal keiner. Bei zwei Umleitungen wird es schon kritisch. Drei (!) Sperrungen auf einer Hauptverkehrsachse durch den Kreis sind dann entschieden zu viel. Da müssen bei den Planern frühzeitig die Alarmglocken schrillen. Hut ab vor der jungen Mutter, der im Umleitungsstau in Rottweil auf der Saline auch noch ein Umleitungsschild ins Auto krachte. Sie behielt die Nerven – trotz Umleitungs-Super-Gau.