Einblick in Burgen und Schlösser am oberen Neckar. Enormer Andrang im Wasserschloss Glatt.
Sulz-Glatt - Selbst ein guter Stehplatz war bei der Eröffnung der Ausstellung "Adelssitze zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb – Burgen und Schlösser am oberen Neckar in historischen Ansichten" im Fürstensaal des Wasserschlosses Glatt schwer zu bekommen.
In Vertretung von Bürgermeister Gerd Hieber begrüßte dessen Stellvertreterin Cornelia Bitzer-Hildebrandt die zahlreichen Gäste. Sie stellte heraus, dass Kreisarchivar Bernhard Rüth die Idee zu dieser Ausstellung hatte. Der Landkreis Rottweil, die Stadt Sulz und die Gesellschaft Schloss Glatt seien nun die Veranstalter. Diese Präsentation sei Höhepunkt im Jahresprogramm der Gesellschaft Schloss Glatt.
Vielfach, so meinte Cornelia Bitzer-Hildebrandt, suche man Urlaubsziele nach Besonderheiten, zum Beispiel Burgen und Schlössern aus; davon gebe es in der näheren Umgebung genügend. Diese Ausstellung möge allen die Augen für die Schätze öffnen, die ganz nahe liegen.
Landrat Wolf-Rüdiger Michel ging in seiner Begrüßung darauf ein, dass der obere Neckarraum eine historisch sehr interessante Burgen- und Schlösserlandschaft sei. Hier habe es im Mittelalter weit über 100 Anlagen gegeben. Dieser Landstrich sei keine Konkurrenz zum unteren Neckarraum oder Mittelrhein, biete aber ein facettenreiches Schlösserpanorama. Ruinen, so der Landrat, "sind steinerne Fragezeichen".
Er dankte den Verantwortlichen, Partnern und Förderern. Die Umsetzung bezeichnete der Landrat als Kraftakt, durch den eine "museale Präsentation der Extraklasse" entstanden sei. Ein besonderes Dankeschön hatte er für private und öffentliche Leihgeber. Nach einem Hinweis auf das Begleitbuch lud Michel ein: "Kommen Sie wieder, kommen Sie immer wieder."
Max-Richard Freiherr von Rassler sagte, es sei ihm eine Freude und Ehre als Ritterhauptmann ein kurzes Grußwort an die Versammelten richten zu dürfen. Mit Mummenschanz habe dies nichts zu tun. Im 19. Jahrhundert hätten sich rund 100 ritterliche Familien zur Wahrung von Rechten zum St.-Georgen-Verein zusammengeschlossen, dessen Hauptmann er sei. Bis heute unterstütze der Verein karitative Vorhaben und sei Förderer der Geschichtswissenschaften. Daher seien auch viele Leihgaben aus dem Besitz von Mitgliedern zu sehen.
Cajetan Schaub sprach für die Gesellschaft Schloss Glatt und erzählte, dass der Vorschlag des Kreisarchivars zu dieser Ausstellung begeistert aufgenommen worden sei. Sie entspreche genau den Zielsetzungen der Gesellschaft. Wenn man an Luthers Lied "Ein feste Burg" denke, können man die Bedeutung dieser Bauwerke besser einschätzen.
Kreisarchivar Bernhard Rüth stellte klar, dass Burgen und Schlösser an die einstige Stellung des Adels und die damaligen Machtverhältnisse erinnerten. Historische Ansichten seien oft nicht realistisch. Sie seien Reflexe adeligen Lebens und der Wohnkultur. Doch können man daraus die Hauptlinien der Entwicklung ableiten.
Bewusst breit angelegt sollt die Präsentation sein, Archäologie, Kunst – und Kitsch enthalten
Eine Hinwendung zu Burgen und ritterlichen Schlössern sei im Zeitalter der Romantik und des aufkeimenden Nationalgedankens zu beobachten. Mit den Beschreibungen der württembergischen Oberämter gehe eine Burgenbeschreibung (oder deren Ruinen) parallel einher. Künstler wie Konrad Albert Koch hätten sich nach Kräften um eine neue Wertschätzung der Burg bemüht, sie bildlich dargestellt und auch archäologisch bearbeitet. Doch gebe es ein Defizit an professioneller Forschung.
Von den ältesten Darstellungen einer Burg in dieser Ausstellung in der "Hofgerichtsordnung" über kartografische Darstellungen, die oft der Abgrenzung von Einflussgebieten dienten, über Maler wie Paul Kälberer bis zur Postkarte mit Burgendarstellungen, spannte Bernhard Rüth den Bogen.
Bewusst breit angelegt sollte die Präsentation sein, Archäologie, Kunst – und sogar Kitsch enthalten; auch in der geografischen Abgrenzung kam dieser Wunsch nach Vielfalt zum Tragen. Wenn das Bild ein Spiegelbild der Burgen und Schlösser darstelle, soll diese Ausstellung, so Bernhard Rüth, "ein Spiegelbild des Spiegelbildes" sein.
Diese Ausstellungseröffnung wurde stilgerecht von Maria Martinez (Gesang), Domenico Cerasani (Laute) und Cornelia Haag (Flöte) mit Musik der Renaissance aus England, Spanien und Deutschland umrahmt.