Desinfektionsmittel werden auf Internet-Plattformen zu Wucherpreisen angeboten Foto: Voronin76 / Shutterstock

Hygiene-Produkte für Verbraucher längst vergriffen. Wie sieht es in Krankenhäusern und Pflegeheimen aus?

Kreis Rottweil - Deckel auf, ein paarmal sprühen, ein bisschen reiben - und schon kann man sich vor den bösen Bazillen um einen herum sicher fühlen. So scheint es vielen Menschen zu gehen, denn durch die Corona-Panik ausgelöste Hamsterkäufe haben die Regale der Desinfektionsmittel im Handel quasi leergefegt.

Ähnlich sieht es bei Atemschutzmasken und Einweghandschuhen aus. Der Hinweis öffentlicher Ämter, gründliches Händewaschen sei Schutz genug, hat daran nichts geändert. Was aber machen nun Krankenhäuser und Pflegeheime, die die besagten Mittel tatsächlich benötigen? 

Pflegeheime und Krankenhäuser noch gut versorgt

In der Rottweiler Helios-Klinik ist die Lage noch entspannt. Als große Einrichtung sei man immer gut ausgestattet und in solchen Situationen auch vorbereitet. "Der derzeitige Bestand an Mundschutz und Desinfektionsmitteln reicht aus, um die Regelversorgung der Kliniken bei Helios, also auch die in der Helios Klinik Rottweil, sicherzustellen", erklärt Andrea Schmider, Pressesprecherin des Krankenhauses.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Der Einkauf für die Helios-Kliniken in Deutschland sei zentral organisiert. Bereits seit mehreren Wochen kümmere sich eine "Task Force" im Bereich Einkauf um die wichtigsten Schutzmaterialien für die Mitarbeiter, um neben dem saisonal üblichen Bedarf auch die zusätzlichen Anforderungen bezüglich des Coronavirus abdecken zu können.

Eins lasse sich jedoch nicht leugnen: "Die Versorgungslage ist durch das stark eingeschränkte Marktangebot außergewöhnlich angespannt." Die Klinik weise daher die Angehörigen der Patienten darauf hin, dass sie sorgsam mit den Schutzmaterialien umgehen müssen. "Daher bitten wir darum, von Patientenbesuchen in großem Ausmaß abzusehen. Besuchseinschränkungen oder -verbote verhängen wir selbstverständlich nicht", ergänzt sie. 

Auch die Pflegeheime der Region haben vorgesorgt. "Bisher ist alles ganz normal", sagt Albert Röcker, Betriebsleiter des Spittel-Seniorenzentrums in Schramberg. "Wir beziehen Desinfektionsmittel, Handschuhe und Co. vom Großhandel und der liefert noch in vollem Umfang." Einen Grund zu sparen gebe es bisher nicht.

Ähnliches berichtet Edith Bertsche, Einrichtungsleiterin des Seniorenzentrums Haus Raphael in Oberndorf. "Bei den klassischen Sachen merken wir keinen Engpass. Nur an spezieller Schutzkleidung scheint es kaum noch etwas zu geben, aber die brauchen wir im normalen Alltag ohnehin nicht." Außerdem habe das Zentrum an Desinfektionsmitteln und Handschuhen auch immer einiges vorrätig. 

Sogar auf Ebay schon im Angebot

Wohl dem, der einen Großhändler hat. Wer allerdings zu Hause privat kein Desinfektionsmittel mehr im Schrank stehen hat, braucht in den Geschäften erst gar nicht nachzuschauen. Im Internet sieht es zwar besser aus, aber der Mangel macht sich hier an den Preisen bemerkbar. Sogar auf Ebay bieten nun Geschäftstüchtige ihre überflüssigen Desinfektionsmittel-Flaschen an, und das zu Preisen von bis zu 50 Euro. Eine 500-Milliliter-Flasche für unter zehn Euro zu bekommen, ist schwierig.

Wer auf Amazon keinem Preiswucher zum Opfer fallen möchte, kann sich zum Beispiel der kostenlosen Web-App "Keepa" bedienen. Hier lassen sich Preisentwicklungen nachverfolgen, indem der Nutzer das gewünschte Produkt in eine Suchleiste eingibt. Dort fällt auf, wie drastisch die Preise für Desinfektionsmittel innerhalb der vergangenen beiden Wochen in die Höhe geschnellt sind.

Kostete ein Sagrotan-Desinfektions-Reiniger in einer 500-Milliliter-Sprühflasche am 27. Februar noch 3,99 Euro, so waren sie nur einen Tag später - zumindest kurzzeitig - zu einem absoluten Spitzenwucherpreis von sage und schreibe 99,95 Euro erhältlich. Der Preis ist wieder gesunken, liegt aktuell aber dennoch bei etwa zehn Euro. Ähnlich sieht es beim Händedesinfektionsmittel Sterillium in der 500-Milliliter-Flasche aus: Am 22. Februar gab es das noch für 4,99 Euro, am 3. März konnte man es auch für 49 Euro haben. Ähnliche Preisentwicklungen lassen sich auch bei Einweghandschuhen beobachten.

Händewaschen reicht völlig

Das Ganze ist aber auch nicht weiter schlimm, niemand muss sein Erspartes für Desinfektionsmittel ausgeben. Im Gegenteil: Gründliches Händewaschen reicht vollkommen aus - auch und gerade in Zeiten von Coronavirus und Grippe. "Wir reden bei dem neuen Coronavirus über Viren, die ganz leicht durch gründliches Händewaschen abgerieben werden können", sagt Iris Chaberny, Direktorin des Instituts für Hygiene am Universitätsklinikum Leipzig. "Insofern ist es für die allermeisten Menschen unnötig, sich mit Desinfektionsmitteln einzudecken."