Das Landratsamt-Hochhaus in Rottweil soll abgerissen werden. In einem Neubau an gleicher Stelle sollen die Behörden der Kreisverwaltung neu sortiert werden. Ein Architektensuchlauf steht kurz bevor. Foto: Scheidel

Dreistufiges Verfahren wird im Oktober gestartet. Im Sommer 2020 soll Planer feststehen. Mit Kommentar

Kreis Rottweil - Schritt für Schritt geht es zum neuen Landratsamt. 34,5 Millionen Euro soll der neue Gebäudekomplex in Rottweil kosten – ohne neues Parkhaus. Der Architekt soll über einen Wettbewerb gefunden werden. Die Grünen scheitern mit ihrer Absicht, ein Stimmrecht im Preisgericht zu bekommen.

Es ist der dritte Kreistag, der sich mit dem Millionen-Projekt befasst. Im Frühjahr 2013 sprechen die Kreisräte erstmals über das Verwaltungshochhaus mitten in Rottweil. Das nach den Kommunalwahlen 2014 neu zusammengesetzte Gremium setzt die politische Diskussionen im Frühjahr 2015 aus – der Breitbandausbau im Kreis ist das drängendere Problem.

Im September vor zwei Jahren folgt der Restart: Die Neukonzeption der Verwaltungsgebäude des Landkreises wird in einer Klausur diskutiert. Jetzt begibt sich der Landkreis mit dem neuen Kreistag auf die Suche nach dem passenden Architekten. Unterstützt werden Verwaltung und Kreisräte durch den Projektsteuerer Drees und Sommer.

Preisrichter haben jeweils ein Stimmrecht

In der gemeinsamen Sitzung des Verwaltungsausschusses und Ausschusses für Umwelt und Technik am Montag wird über das weitere Vorgehen und über den Text für den Architektenwettbewerb abgestimmt. Ebenso beschlossen wird die Zusammensetzung des Preisgerichts. Es setzt sich aus sechs Fachpreisrichtern und fünf Sachpreisrichtern zusammen, die jeweils ein Stimmrecht haben. Als Sachpreisrichter fungieren Landrat Wolf-Rüdiger Michel, der Rottweiler Oberbürgermeister Ralf Broß und jeweils ein Mitglied aus den drei stärksten Fraktionen CDU, Freie Wähler und SPD. Hinzu kommen vier Sachverständige der Kreisverwaltung und Vertreter der anderen Fraktionen. Sie dürfen nicht mitentscheiden.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen scheitert mit der Absicht, ebenfalls mit Stimmrecht am Preisgericht teilnehmen zu können. Fraktionssprecher Hubert Nowack begründet den Vorstoß mit der gewachsenen Bedeutung der Grünen im Gremium (zwei Sitze durch die Kommunalwahl mehr).

Kreistag entscheidet am 7. Oktober

Der Kreistag entscheidet über all die Punkte am 7. Oktober. Der Architektenwettbewerb soll Mitte Dezember ausgelobt werden. Zuvor findet eine sogenannte Präqualifikation statt. Dadurch sollen zehn Planungsbüros herausgefiltert werden können. Mit drei Planungsbüros soll in die finale Verhandlungsrunde gestartet werden. Im Juni 2020 soll feststehen, welcher Architek das neue Landratsamt planen darf. Uneinig sind sich die Kreisräte, ob sie den Planern die Lage von Sitzungssaal und Cafeteria vorschreiben sollen. Dieser offene Punkt soll in der nächsten Sitzung entschieden werden.

Das Budget beträgt 34,5 Millionen Euro. Hinzu kommen Kosten für das neue Parkhaus. Es ist nicht Gegenstand des Architektenwettbewerbs. Es ist davon auszugehen, dass dieser Kostenrahmen nicht eingehalten werden kann. Das ist den Ausführungen von Dominik Straka von Drees und Sommer zu entnehmen. Allein die Preissteigerungen des vergangenen Jahres betragen zwischen fünf und sieben Prozent. Mehrkosten, die sich durch die Planung ergeben können, sind dabei noch nicht berücksichtigt. Die Erfahrung aus fast allen öffentlichen Bauprojekten zeigt, dass Kostensteigerungen üblich sind.

Kommentar: Auf weiter Flur

Von Armin Schulz

Die Grünen sind im neuen Rottweiler Kreistag noch nicht angekommen. Anders ausgedrückt: Sie kommen auf keinen grünen Zweig. Zunächst verpassen sie bei der Wahl zum Verwaltungsrat der Kreissparkasse Rottweil den sicher geglaubten Sitz. Jetzt fordern sie ein Stimmrecht im Preisgericht, das über den Architektenwettbewerb für das neue Landratsamtgebäude entscheidet – und fahren wieder gegen die Wand. Die Grünen galten bei der Kommunalwahl im Mai im Kreis Rottweil als Gewinner. Die Ökopartei hat zwei Sitze mehr erreicht, verfügt jetzt über fünf. Doch mit diesem nominellen Zuwachs können die Grünen nichts anfangen. Gestiegenes Machtbewusstsein ist das eine, politisches Geschick das andere. Und da hapert es gewaltig. Die anderen Fraktionen im Kreistag zeigen den politischen Emporkömmlingen jedenfalls klar die Grenzen auf.