Kreis Rottweil - Wenn im nächsten Jahr Kommunalwahlen sind, dann wird in den größeren Städten im Kreis eine weitere Partei mitmischen: die AfD. Sie will in Rottweil, Sulz, Oberndorf, Schramberg und auch auf Kreisebene mit eigenen Listen antreten.

Er gilt als Stratege seiner Partei im Kreis. Emil Sänze ist Sprecher des Kreisverbands Rottweil-Tuttlingen der Alternativen für Deutschland (AfD). Er sitzt seit 2016 im baden-württembergischen Landtag in Stuttgart. Vielleicht ab dem kommenden Frühjahr auch im Gemeinderat der Stadt Sulz oder im Kreistag in Rottweil?

Vielleicht. So viel steht jedenfalls fest: Die AfD will in den größeren Gemeinden im Kreis wie Rottweil, Sulz, Schramberg und Oberndorf mit eigenen Listen um die Gunst der Wähler buhlen. Auch der Einzug in den Kreistag wird angestrebt. Das sagt Emil Sänze im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Die Kommunalwahlen – die vergangenen fanden im Mai 2014 statt – sind zwar erst für das Frühjahr kommenden Jahres anberaumt. Aber bereits jetzt wird hinter den Kulissen fieberhaft gearbeitet. Die Verantwortlichen von Parteien und Wählervereinigungen sind auf der Suche nach geeigneten Kandidaten für ihre Listen. Dabei gilt: Je vollständiger die Liste und je namhafter die Kandidaten, desto größer die Wahrscheinlichkeit, eine stattliche Anzahl an Sitzen in den jeweiligen Gremien zu ergattern. Das wiederum erhöht den Einfluss auf konkrete politische Vorhaben vor Ort.

Laut Sänze ist die AfD im Kreis unter seiner Federführung dabei, ein Programm für die Kommunalwahlen zu erstellen. Der Fokus liegt dabei auf der Finanzkraft der Gemeinden, die Sänze infolge des Zuzugs von Flüchtlingen und der Integrationsaufgaben anerkannter Asylsuchenden als gefährdet ansieht. Die AfD, die einst als europakritische Partei unter ihrem damaligen Begründer Bernd Lucke angetreten war, scheint sich auch auf kommunaler Ebene vor allem über das Migrationsthema positionieren zu wollen. Sänze schiebt nach, dass sich die AfD in den Gemeinden im Kreis ebenfalls um Fragen des Umbaus der Gesellschaft und Fragen der Infrastruktur und Verkehrspolitik kümmern wolle.

Der Vordenker der AfD im Kreis gibt sich im Gespräch mit uns zuversichtlich, ausreichend geeignete Kandidaten für die eigene Liste zu finden. Zudem sollen offene Listen zustande kommen.

Damit keine Personen mit rechtsextremistischem Hintergrund auf den Wahllisten landen, wolle man sich die persönlichen Hintergründe genau anschauen, so Sänze auf Nachfrage. So verfahre man auch bei Anträgen auf Mitgliedschaft in der AfD. Auf diese Weise habe man sogenannte Reichsbürger abweisen können, die in die AfD eintreten wollten. "Wir wollen keine Extreme", sagt Sänze. "Wir wollen Konservative, Bodenständige aus allen Gesellschaftsschichten." Gut möglich, dass sich der eine oder andere angesprochen fühlt, der bislang politisch woanders zu Hause war, etwa bei den Freien Wählern oder der CDU.

Kommentar: Anderes Klima

Von Armin Schulz

Bei den Kommunalwahlen 2019 wird einiges anders: der Wahlkampf und die Wahl, die Zusammensetzung in den Gremien sowie die Politik in Städten, Gemeinden und im Kreis. Man muss kein Prophet sein, sondern man muss nur schauen, wie es in Landtag und Bundestag zurzeit zugeht, um sagen zu können: Das politische Klima auf kommunaler Ebene wird ein anderes sein, die politischen Themen und Schwerpunkte werden andere sein, wenn die AfD erstmals antreten und erstmals in die Gemeinderäte und den Kreistag einziehen wird. Das wird sie. Es ist Emil Sänze, dem Sprecher der AfD im Kreisverband Rottweil-Tuttlingen, zuzutrauen, dass er das erstmalige Umwerben von Wählerstimmen auf kommunaler Ebene akribisch vorbereitet und dabei Erfolg haben wird. Potenzial ist vorhanden. Aktuelle Umfragen sehen die Partei auf Landesebene bei zwölf Prozent.