Im Juni 2013 verwandelte sich die Eyach in Mühringen in eine reißende Flut. Foto: Hopp

Von Starkregen, Hagel, Sturm und Gewitter ist auch in Region alles möglich. Hochwasser-Gefahrenpunkt in Mühringen.

Kreis Freudenstadt - Von Wetterkatastrophen wie unlängst im Hohenlohischen ist der Kreis Freudenstadt bislang verschont geblieben. Doch die Aussichten sind nicht rosig. Von Starkregen, Hagel, Sturm und Gewitter ist alles möglich. Wie ist der Kreis darauf vorbereitet?

Die Stadt Freudenstadt bleibt in der Regel von Hochwasser verschont. Dagegen mussten beispielsweise das Glatttal, das Neckartal oder das Murgtal schon häufiger mit übertretenden Gewässern kämpfen.

Die Gemeinden am Fluss Glatt haben deswegen im Jahr 2000 den "Zweckverband Hochwasserschutz im Einzugsgebiet der Glatt" gegründet. Sein Ziel ist es, die Beschädigung von Gebäuden und Grundstücken am Fluss etwa durch Regenrückhaltebecken zu minimieren. Michael Pfau, der Geschäftsführer des Verbands, betonte: "Obwohl es in den vergangenen Tagen viel geregnet hat, hat die Glatt im Moment Niedrigwasser." Er erklärte aber auch, dass sich das innerhalb weniger Stunden ändern könne. Hochwasser in den nächsten Tagen schließt er daher nicht ganz aus. "Unsere Anlagen sind rund ums Jahr betriebsbereit. Sie gehen aber erst an, wenn es zu einer Gefährdung kommen könnte." Derzeit sei noch genügend Luft nach oben. "Seit Inbetriebnahme der Anlagen gab es kein gravierendes Hochwasser", sagte er.

Roland Seefried vom Ordnungsamt in Baiersbronn sieht "im Moment keine Gefahr, dass ein Hochwasser kommt". Ihm ist jedoch bewusst, dass es "die kommenden Tage auch noch anders werden kann." Er habe gehört, die Wetterfront solle sich in Richtung Südwesten weiterbewegen. "Daher sind wir immer einsatzbereit und stehen Gewehr bei Fuß." Er erlebte schon viele Hochwasser. Ganz besonders erinnert er sich noch an ein Hochwasser Anfang der 90er-Jahre, als das Gebäude der alten "Krone" wie eine Insel aus dem Wasser emporragte.

Auch beim Technischen Hilfswerk (THW) in Freudenstadt ist man in "erhöhter Alarmbereitschaft", wie Christian Wenzel erklärte. "Wir könnten jederzeit ausrücken. Das Material ist immer einsatzbereit", so Wenzel. Das THW Freudenstadt kann deutschlandweit zu Einsätzen gerufen werden.

Ein Hochwasser-Gefahrenpunkt im östlichen Landkreis ist der Horber Ortsteil Mühringen, wo aus Richtung Haigerloch die Eyach zu ihrer Mündung in den Neckar fließt. Der kleine Fluss kann sich bei Dauerregen im Zollernalbkreis in eine reißende Flut verwandeln. Wie im Juni 2013, als ein Jahrhunderthochwasser den unteren Teil des Dorfes überflutete. Das war laut Landratsamt das jüngste, größere Ereignis dieser Art.

In den vergangenen Tagen wurden die Pegelstände besonders genau überwacht, hieß es auf Anfrage bei der Stadtverwaltung Horb. Denn für Mühringen ist die Gefahr noch nicht gebannt. Bei Starkregen im Juni schrillen in dem Dorf alle Alarmglocken.

Derzeit sei die Prognose allerdings günstig, erklärte die Stadtverwaltung. Hochwasser werde nicht erwartet. Zudem sei man gut vorbereitet: 2000 Sandsäcke lagern in der Kaserne in Horb; auch in Mühringen selbst seien genügend vorhanden, um sofort reagieren zu können. Sollten die Pegelstände eine Überschwemmung erwarten lassen, werde darüber hinaus der Bauhof auch nachts und am Wochenende in Rufbereitschaft versetzt. Schwierigkeiten, räumte die Stadt ein, könne es lediglich geben, wenn starke Regenfälle innerhalb kürzester Zeit die Eyach anschwellen ließen. Deshalb behalte man aber auch die Unwetterwarnungen stets im Auge – was im Ernstfall dennoch nicht ausreichend sein könnte.

Nicht zuletzt deshalb soll der Hochwasserschutz aber ohnehin verbessert werden. In der Planung sind Rückhaltebecken oder Schutzwälle. Eine Flussgebietsuntersuchung soll sich mit dem gesamten Gebiet der Eyach befassen. Die Ergebnisse werden aber nicht vor der zweiten Jahreshälfte 2017 erwartet.

So lange will man bei der Stadt Horb indes nicht warten: Wegen der besonderen Gefährdung in Mühringen sei geplant, Maßnahmen vorzuziehen. Ende des Jahres soll für diese ein Zuschuss beantragt werden.

Wegen der aktuellen Wetterlage wurden im Kreis keine besonderen Vorkehrungen getroffen, heißt es seitens des Landratsamts. Es gebe jedoch immer Vorkehrungen bei allgemeinen Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Die Integrierte Leitstelle (ILS) des Landkreises leite jede Unwetterwarnung des DWD an die Städte und Gemeinden, die Feuerwehren, das Landratsamt und die Hilfs- und Rettungsdienstorganisationen (HRO) per E-Mail weiter.

Bei amtlichen Unwetterwarnungen wird von der Leitstelle eine weitere Warnung per SMS und Melder an alle Feuerwehrkommandanten, Verantwortliche der Städte und Gemeinden, das Landratsamt und die HRO weitergeleitet. Des Weiteren informiert die ILS bei erreichtem Hochwassermeldepegel die zuständigen Behörden, um Vorsorge treffen zu können.

Für die örtliche Gefahrenabwehr bei einem Hochwasser sind die Städte und Gemeinden verantwortlich. Für Unwetterlagen werden Alarm- und Hochwassereinsatzpläne in Zusammenarbeit mit den Feuerwehren vorgehalten. Daneben gibt es im Landratsamt einen Katastropheneinsatzplan und ein diensthabender Kreisbrandmeister hat rund um die Uhr Bereitschaft.