Der Auerhahn gehört zu den gefährdeten Arten. Foto: Nationalpark/Förschler

Nationalpark bietet zehn bedrohten Vogelarten einen Lebensraum. Schwarzwald letzte Bastion des Dreizehenspechts.

Kreis Freudenstadt - Der Nationalpark Schwarzwald ist Heimat von zehn stark gefährdeten Vogelarten – darunter für das Wappentier des Kreises Freudenstadt, den Auerhahn.

Dies geht aus der neuen "Roten Liste" der Brutvogelarten Baden-Württembergs hervor. Die aktuelle Liste ordnet alle Brutvögel des Landes unterschiedlichen Gefährdungsstufen zu, heißt es in einer Pressemitteilung der Nationalpark-Verwaltung. Von 199 Vogelarten, die regelmäßig in Baden-Württemberg brüten, gelten 89 als stark gefährdet, also fast die Hälfte. 25 weitere Arten sind als bereits "ausgestorben oder verschollen" eingestuft.

Die Gründe für den Artenverlust seien vielschichtig und für jede Vogelart unterschiedlich zu bewerten: Lebensraumzerstörung durch intensive Land- und Forstwirtschaft, Lebensraumzerschneidung durch Straßen und Siedlungen, Druck durch Freizeitnutzung der Natur, Stickstoffeinträge über die Luft und Veränderungen durch den Klimawandel. "Im Nationalpark Schwarzwald leben derzeit allein zehn in Baden-Württemberg stark gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Vogelarten", so Marc Förschler, Mitglied des Rote-Listen-Autorenteams und im Nationalpark zuständig für naturwissenschaftliche Forschung, Monitoring und Artenschutz. Dazu gehöre unter anderem der Auerhahn, der landesweit auf der Roten Liste der Kategorie eins – "Vom Aussterben bedroht" – zugeordnet wird. Das treffe ebenso auf Dreizehenspecht, Ringdrossel, Wiesenpieper und Zitronenzeisig zu. Letzterer gelte im Nationalpark seit Kurzem sogar als ausgestorben. Die Klimaerwärmung und die Aufgabe der Weidenutzung hätten seinen Lebensraum so stark verändert, dass er nicht mehr erfolgreich brüten könne.

Als "stark gefährdet" – Kategorie zwei – werden zudem Baumpieper, Grauspecht, Wendehals, Waldlaubsänger und Zwergtaucher eingestuft. Sowohl die Lebensräume als auch die Nahrung der bedrohten Vogelarten seien sehr unterschiedlich. Während das Auerhuhn lichte Wälder mit vielen Zwergsträuchern wie Heidelbeere und Heidekraut benötige, seien für den Dreizehenspecht alte Nadelbaumbestände mit einem hohen Totholzanteil überlebenswichtig. Seine Nahrung bestehe überwiegend aus "holzbewohnenden Insekten", insbesondere Larven und Puppen des Borkenkäfers. Im Land schätzt man den Bestand des Dreizehenspechtes auf nur noch 15 bis 20 Paare, die allesamt im Schwarzwald leben. Singvögel wie der Wiesenpieper benötigen dagegen offene, beweidete Bergwiesen, wie sie in Baden-Württemberg fast nur noch in den Hochlagen des Schwarzwaldes zu finden seien.

Kein bloßer Selbstzweck

Der Nationalpark Schwarzwald habe eine hohe Verantwortung für die im Park lebenden, gefährdeten Arten und ihre Lebensräume. Dabei stehe nicht eine möglichst hohe Artenzahl im Vordergrund, sondern die Vielfalt der Lebensräume und ihrer Bewohner – die sogenannte "Biodiversität". Ob es gelinge, das Aussterben seltener Arten aufzuhalten, werde im Nationalpark langfristig beobachtet und dokumentiert. Für den Schutz wertvoller Naturräume und Arten bedürfe es auch einer "Kultur der Rücksichtnahme" durch den Menschen. Dennoch seien Natur- und Artenschutz kein reiner Selbstzweck. Denn intakte Ökosysteme seien ein Gewinn für Mensch und Natur.

Info: Rote Liste

Die "Roten Listen" gefährdeter Tier-, Pflanzen- und Pilzarten gelten als ein etabliertes Naturschutzinstrument. Sie benennen die Gefährdungsfaktoren bedrohter, verschollener oder ausgestorbener Arten ebenso wie die dazugehörigen Schutz- und Fördermaßnahmen. Um den Grad der Gefährdung zu beschreiben, werden unterschiedliche Kategorien verwendet. Bei den Brutvogelarten sind dies: "Null – ausgestorben oder verschollen", "eins – vom Aussterben bedroht", "zwei – stark gefährdet", "drei – gefährdet", "R – extrem selten", "geografische Restriktion V – Vorwarnliste" sowie "ungefährdet". Die Listen werden von Experten erstellt und in regelmäßigen Abständen aktualisiert. Sie dienen Behörden, Gesetzgebern und Naturschutzverbänden als Handlungsleitfaden. Die Rote Liste der Brutvogelarten Baden-Württembergs wird von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg herausgegeben und kann dort bestellt oder auf deren Website online eingesehen werden: www.lubw.de