Freudenstadt Hauptbahnhof: Wenn der Verkehrsknoten im Konzept für den Nationalpark keine Rolle spielen sollte, dann kann das für OB Julian Osswald so nicht sein. Foto: Schwark

Kreistag wird auf Kosten eingestimmt. Nicht nur Touristen, sondern auch Einwohner und Pendler sollen profitieren.

Kreis Freudenstadt - Das Verkehrskonzept für den Nationalpark Schwarzwald nimmt Form an. Wie es aussieht, zahlt das Land zwar viel, aber nicht alles. Was kommt auf den Kreis zu? Außerdem ist der Hauptbahnhof Freudenstadt in die Überlegungen bislang offenbar nicht einbezogen.

Einen mündlichen Bericht lieferten Nationalpark-Leiter Wolfgang Schlund und Valentin Gauß vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg am Montag in der Sitzung des Technischen Ausschusses ab. Schlund versuchte offenbar, die Kreisräte schonend darauf einzustimmen, dass zumindest im ÖPNV-Block des Konzepts Kosten auf den Kreis zukommen. Auffällig oft viel das Wort "gemeinsam". Außerdem sei es kein Konzept nur für die Touristen. "Das ist es auch. Aber Verkehr, das sind wir alle", so Schlund. Es habe bereits vor dem Nationalpark Verkehrsprobleme vor allem auf der Schwarzwaldhochstraße gegeben. Auch Einwohner der Region und Pendler sollen von einem besseren Nahverkehr Vorteile haben. Mit besseren Angeboten und Parkgebühren solle "ein Anreiz" geschaffen werden, das Auto möglichst oft stehen zu lassen und stattdessen mit dem Bus auf die Höhen zu fahren. Das Konzept könne Modellcharakter für andere ländliche Regionen haben, wo sich der ÖPNV klassisch schwertut.

ÖPNV besser als sein Ruf

Die Kreisräte fuhren ihre Antennen aus und hakten nach. Auf die Frage von Ernst Wolf (FDP) erklärten Gauß und Schlund, dass sich das Zugangebot aus Richtung Karlsruhe auf der Murgtalbahn nicht verschlechtern dürfe. Es dürfe "auch nicht passieren", dass Besucher am Bahnhof eine Stunde lang auf den Anschlussbus warten müssen. Interessant seien nicht nur Karlsruhe und Stuttgart, sondern auch Straßburg. An diesem Punkt hakte Julian Osswald (CDU) nach: Es gebe "Webfehler". Wenn er es nicht falsch verstehe, sei der Hauptbahnhof Freudenstadt in die bisherigen Überlegungen nicht einbezogen. "das kann so nicht sein", fand der Freudenstädter OB. Da horchten auch Schlund und Gauß auf. Sie trafen sich zu einem Dreiergespräch außerhalb des Sitzungssaals.

Eine weitere Überlegung gab Osswald den Landesvertretern auch in Sachen Parkplätze mit auf den Weg. Auf dem Ruhestein und in Herrenwies sollen Parkplätze entstehen, die künftig gebührenpflichtig sein sollen, dafür aber auch digital buchbar. Außerdem sei aktuell Geld des Landes für einen dritten Parkplatz "da". Insgesamt sollen in der "oberen Zone" schrittweise zwölf Parkplätze mit zusammen rund 4500 Stellplätzen ausgewiesen werden. Osswald regte an, auch den Parkplatz am Skistation auf dem Kniebis anzubinden.

Laut Gauß habe das Land 2018 und 2019 zusammen 1,4 Millionen Euro für das Verkehrskonzept finanziert, obendrauf kämen noch Fördermittel. Eine Reihe von Kreisräten wollte wissen, was an Kosten für die neuen Buslinien auf den Kreis zukommen. Armin Jöchle (CDU) sagte, für ihn sei "klar", dass derjenige die Leistungen bezahle, der sie bestelle. Auch Erwin Zepf (CDU) fand, es sei an der Zeit, "mal über Zahlen zu sprechen". Ähnlich äußerten sich Juliane Vees (CDU), die sich "ärgerte", und Gerhard Gaiser (SPD), der erklärte, auch die Kreisräte müssten schließlich "den Kopf hinhalten". Nationalpark-Leiter Schlund hielt entgegen, dass ihm diese Argumente "weh" täten; die Probleme seien schließlich schon vor dem Nationalpark da gewesen. Jetzt gebe es "die Chance", etwas dagegen zu tun. Ernst Wolf (FDP) wollte wissen, ob ein besserer Busverkehr überhaupt funktionieren könne. Es gebe "gigantische Stoßzeiten", in denen "dort oben die Hölle" los sei. Er frage sich aber, wie die Busse im März ausgelastet sein sollen. Franz Schweizer, CDU-Kreisrat und Busunternehmer, warb um Vertrauen in die Verkehrsbetriebe: "Wir sind besser als unser Ruf. Es ist nicht so, dass wir nicht schon jetzt reagieren würden, wenn es notwendig ist." Schon jetzt würde kurzfristig ein zusätzlicher Bus geordert, wann immer es notwendig sei. Mit "Geduld und Kommunikation" will Schlund erreichen, die ÖPNV-Auslastung zu erhöhen. Sein Idealzustand: "Die Leute müsse mit dem Bus hochfahren wollen."

Info: Verkehrskonzept

Drei zentrale Projekte des Konzepts sollen dieses Jahr umgesetzt werden, sofern der Nationalparkrat zustimmt: der Aufbau von einer oder zwei Regiobuslinien samt abgestimmtem ÖPNV-Konzept, die Planung der Parkraum-Bewirtschaftung am Ruhestein und in Herrenwies sowie die Ausschreibung der Stufe eins für ein digitales Verkehrskonzept zum Aufbau einer Plattform für Mobilitätsdaten. Außerdem sollen 2018 und 2019 »begleitende Maßnahmen« kommen: Lärmdisplays an Straßen und Aktionstage »Leiser ist besser«, barriere-freie Bushaltestellen mit Leader-Zuschüssen, Stufe eins eines Verkehrsleit- und Infosystems, die Beschilderung des Nationalparks, der Anschluss der Radwege, der Aufbau von Radstellablagen und der Aufbau einer Ladesäule für Elektromobilität. Der Aufbau des gesamten Verkehrskonzepts soll bis 2026 dauern. Neben ÖPNV und Parkplätzen soll die Digitalisierung ein zentraler Grundpfeiler sein. In den öffentlichen Diskussionsrunden mit 700 Ideen kam aus vier Gemeinden der Vorschlag, Seilbahnen zu bauen. »Anfangs fand ich das eine bescheuerte Idee«, so Valentin Gauß, »aber als touristische Ergänzung könnte das eine ganz gute Sache sein.«