Timm Kern. Foto: FDP

Mitteilung kommt für Kreisverband und liberale Weggefährten aus heiterem Himmel. Theurer: Respekt vor Offenheit.

Kreis Freudenstadt - Hiobsbotschaft für die Liberalen aus heiterem Himmel: Timm Kern, FDP-Landtagsabgeordneter, tritt mit sofortiger Wirkung vom Vorsitz des Kreisverbands zurück. Er führt gesundheitliche Gründe an. Die Partei ist überrascht.

Die Erklärung an die FDP-Mitglieder, die Landesgeschäftsstelle der FDP Baden-Württemberg und die Öffentlichkeit versandte Kern am Mittwoch per E-Mail. Er leide an "Burn-out". Er übergebe "einen erfolgreichen und voll handlungsfähigen Kreisverband" an seine beiden Stellvertreter Ernst Wolf und Lutz Hermann sowie an die gesamte Mannschaft des Kreisvorstands. "Ich bin mir sicher, dass sie den Kreisverband kommissarisch erfolgreich weiterführen werden", so Kern. Diese Entscheidung falle ihm "ausgesprochen schwer", sie sei jedoch mit Blick auf die anstehenden Wahlen notwendig. "Die vollständige gesundheitliche Genesung hat für mich oberste Priorität, insbesondere in der Verantwortung gegenüber meiner Familie", schreibt der Abgeordnete.

Für die Parteibasis kam die Nachricht offenbar aus heiterem Himmel. FDP-Mitglieder aus dem Kreis hatten ihn am Samstag noch beim Landesparteitag in Fellbach getroffen. Wie es um die Gemütslage von Kern steht, war hier offenbar noch kein Thema. Er sei früher heimgefahren, weil er sich nicht gut gefühlt habe, hieß es. Die stellvertretenden Vorsitzenden waren am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen; Ernst Wolf weilt noch im Winterurlaub.

Kern selbst war am Mittwoch nicht zu erreichen. Michael Theurer, FDP-Bundestagsabgeordneter, Vize-Fraktionsvorsitzender, FDP-Landesvorsitzender und Kreistagsmitglied, wurde von der Mitteilung ebenfalls überrascht. Er hat jedoch keinen Zweifel daran, dass die E-Mail echt ist. Für Kerns Entscheidung habe er Verständnis. "Ein Burn-out ist sehr ernst zu nehmen. Und ich finde es gut, dass Timm Kern so offen dazu steht", so Theurer. Ein Erschöpfungssyndrom sei zunächst eine Krankheit wie jede andere auch, die behandelt werden könne. Er sei auch nicht der erste Berufspolitiker, dem dies widerfahre. "Politik in diesen Zeiten ist ein sehr hartes Geschäft", so Theurer. Er wünsche Kern "eine baldige, gute und vor allem vollständige Genesung".

Aus Sicht des Kreisverbands sei der Zeitpunkt "natürlich ungünstig". Im Mai finden die Kommunal- und Europawahl statt. Die Spitze des Kreisverbands werde sich wohl in Kürze zusammensetzen, um zu überlegen, wie die Arbeit auf mehreren Schultern verteilt werden könne. "Wir haben ein starkes Team. Es muss und wird nun zusammenstehen, da bin ich mir sicher", so Michael Theurer. Auch in der Landtagsfraktion werde die Zwangspause von Kern "sehr wahrscheinlich erst mal eine Lücke reißen".

Timm Kern (46) gehört dem Landtag seit 2011 an. Er ist Mitglied im Landtagsausschuss "Kultus, Jugend und Sport" und seit 2013 Parlamentarischer Geschäftsführer und stellvertretendet Fraktionsvorsitzendet, darüber hinaus Sprecher für Kultus, Jugend und Sport; Kirchen und Religionsgemeinschaften, Mitglied im Ausschuss für "Inneres, Digitalisierung und Migration" sowie im Präsidium des Landtags. Er ist Sprecher für Digitalisierung in der FDP-/DVP-Landtagsfraktion. Kern ist verheiratet und hat zwei Kinder.