Das ehemalige Hotel Adrionshof hieß im Tatort "Lorenzhof". Foto: Maria Hopp

Klischeehaft, durchgeknallt, einfach schlecht. Auch Bürgermeister ist schwer enttäuscht.

Kreis Freudenstadt - Klischeehaft, durchgeknallt, einfach schlecht – das sind nur einige Reaktionen aus der Region auf den Loßburger "Tatort". Beim lokalen Publikum fiel der experimentelle Krimi, der im alten Adrionshof in Ödenwald spielte, überwiegend durch. Einige sind sogar richtig sauer.

"Lorenzhof" hieß das historische Anwesen im Stück, und auch sonst gab der Krimi keinen Hinweis auf den Landkreis Freudenstadt. Rottweil und Tuttlingen werden als Polizeidienststellen genannt, das war’s. Vielleicht gar nicht so schlimm für manchen, der der "Waldlust"-Ausstrahlung entgegengefiebert hatte.

Dazu zählt Loßburgs Bürgermeister Christoph Enderle. Seine Meinung ist eindeutig: "Mir hat die Folge gar nicht gefallen, ich fand die Folge einfach nur schlecht. Schade, auch für die Region." Loßburg hatte sich ins Zeug gelegt, um der SWR-Crew die Arbeit im verschneiten Schwarzwald zu erleichtern, beispielsweise Waldwege geräumt und mit Feuerwehr-Unterstützung den Set ausgeleuchtet. Wer idyllische Bilder erwartet hatte, wurde enttäuscht. Die Raumschaft sei reduziert worden auf Sackgassen, Lücken im Mobilfunknetz, seltsame Menschen und kriminelle Polizeibeamte, findet Enderle. Kurz: Pampa. "Schade. Bollenhüte hätten es ja nicht sein brauchen, aber das Klischee vom rückständigen Hinterwäldler nun auch nicht", so der Bürgermeister. "Wir leben nicht mehr auf Bäumen hier." Ihm hätten weder die "Botschaft" noch der Plot gefallen, und er gehe davon aus, dass das die meisten Loßburger so sehen würden.

Landrat Klaus Michael Rückert drückt sich moderater aus: Er habe sich "sehr gefreut", dass der SWR den "Tatort" im Landkreis Freudenstadt spielen ließ und "so unsere herrliche Schwarzwaldlandschaft dem bundesweiten Publikum näher gebracht wurde". Die Geschichte sei "mystisch, kreativ und spannend bis zum Schluss" gewesen – ein "Krimierlebnis pur". Aber: "Etwas schade fand ich, dass das hiesige Polizistenpaar sehr einfältig und ländlich im Vergleich zum hochprofessionellen Ludwigshafener Kripoteam dargestellt wurde. Das wird uns Schwaben sowie unserer hochqualifizierten Polizei nicht gerecht."

Ein Teil des "Tatort"-Teams war während der Dreharbeiten im Hotel Traube in Loßburg untergebracht. Inhaber Manfred Fischer erinnert sich gern an die Zeit zurück: "Die ganzen vier Wochen, als die hier waren, waren ein besonderes Erlebnis." Das Hotel habe sich ganz auf die Filmcrew eingestellt, und er sei teilweise auch in die Suche nach Motiven für den Film mit eingebunden gewesen. "Ich bin auch mit denen durch den Schnee gestapft", erinnert er sich. Natürlich hat er den "Tatort" gesehen. "Den hat jeder in Loßburg gesehen", ist sich Fischer sicher. Er selbst fand die Folge "hochinteressant" und sei von den Aufnahmen des Schwarzwalds beeindruckt gewesen.

Am Morgen nach der Ausstrahlung ist der "Tatort" in der Gemeinde Thema. Eine Loßburgerin, die gerade im Ort unterwegs ist, ist allerdings eher enttäuscht: "Ich hätte mehr erwartet. Gespannt war ich schon darauf, dass Filme hier in der Region gedreht werden, kommt ja auch nicht allzu oft vor." Eine andere Einwohnerin schaut grundsätzlich keine Krimis. "Auch wenn ich den Ort, an dem das spielt, hier vielleicht erkannt hätte."

Im Kurznachrichtendienst Twitter ist der "Tatort" stets ein gefundenes Fressen – auch vor der Loßburger Ausgabe machten die Nutzer nicht halt. "Ich lebe im Schwarzwald. Habe Angst heute Nacht zu schlafen", schreibt eine Nutzerin. Insgesamt kommt "Waldlust" jedoch nicht sonderlich gut weg. Ein Nutzer lässt sich unter dem Hashtag #Tatort gar zu einem Gedicht hinreißen: "Wer ballert so spät in Nacht und Wind? Es sind Bekloppte, die im Schwarzwald sind."