Die Abschusszahlen im Kreis sinken im Gegensatz zum Landesdurchschnitt nicht. Foto: dpa

Wildschwein-Plage beschäftigt Jäger wie Landwirte. Drückjagd verläuft wenig erfolgreich.

Kreis Freudenstadt - Die Wildschwein-Plage beschäftigt Jäger wie Landwirte. Nun scheint es in Baden-Württemberg Entwarnung zu geben.

Über ein Drittel weniger des Schwarzwildes wurde im Jagdjahr 2009/2010 erlegt. Auch die Zahl der überfahrenen Tiere – ein wichtiger Indikator für die Größe einer Tier-Population – ist rückläufig. Ist also alles in Butter? Und wie sieht die Lage im Kreis Freudenstadt aus?

Antwort: Teilweise ganz anders. Rudolf Rebholz, der Jagdreviere rund um die Horber Teilorte Dettingen und Dießen bejagt, verzeichnet dort beispielsweise eine Zunahme von Schwarzwild. Im Jahr 2010 seien die Abschusszahlen um ein Drittel gegenüber dem Durchschnitt der Vorjahre angestiegen, erklärt Rebholz, der seit 45 Jahren Erfahrung mit der Jagd hat.

Maisanbau erhöhe Wildschwein-Population

Verantwortlich macht er vor allem den Maisanbau, der in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen habe. "Die Wildschweine mögen den Mais besonders und können sich dort auch gut verstecken", so Rebholz. Das mache die Bejagung der Wildschweine schwierig. Zudem seien durch die Flurbereinigung die einzelnen Anbauflächen größer geworden, was die Jagd zusätzlich erschwere. Der Rehwildbestand sei nach wie vor auf hohem Niveau. Jäger würden von den Waldbesitzern bedrängt, hier mehr zu bejagen, was der Naturverjüngung zugute komme.

Eine Abnahme der Wildschwein-Population hat Jäger Achim Walter ebenso wenig in dem von ihm betreuten Revier Empfingen West wahrgenommen. Vielmehr gebe es mehr Schwarzwild. Er habe viele Sauen gesehen und auch einige geschossen. Generell gebe es reichlich Tiere – also auch Rehe und Hasen – im Wald, was er an den Fährtenbildern sehe.

Die Witterung mit dem vielen Schnee behindere die Bejagung. So habe es beispielsweise auch in seinem Gebiet eine Drückjagd gegeben, die sich schwierig gestaltet habe. 20 Jäger und 15 Treiber waren im Einsatz. Ergebnis: keine einzige Wildsau lief vor die Flinte. Treiber hätten sich auf zehn bis 15 Meter nicht mehr gehört und sich so immer wieder verloren, beschreibt Walter die widrigen Umstände: "Der Schnee hat alle Lautäußerungen geschluckt."

Im Gegensatz zu seinen beiden Vorrednern bestätigt Martin Dietz für sein Jagdgebiet Wiesenstetten hingegen, dass die Zahl der Wildschweine tatsächlich abgenommen hat. Dies komme nicht zuletzt wegen der scharfen Bejagung, meint Dietz, gibt aber auch noch einen Vorteil zu, der für das Jagdgebiet von Walter nicht zutrifft: "Dieses Jahr gab es keinen Maisanbau auf den Feldern." Bekanntlich lockt der Maisanbau die Wildschweine besonders an.

Dieser Umstand macht auch Dieter Ruf zu schaffen, der auf der Gemarkung Bösingen als Jäger unterwegs ist. Wildschweine kämen aus Nachbarrevieren und bedienten sich dann auf den Feldern an Mais und Weizen.

Da das Schwarzwild aber nur "zu Gast" ist und nicht ständig in Rufs Revier sesshaft ist, sei die Bejagung schwierig und zeitaufwendig. Man sei auf Glück angewiesen. Generell, so Ruf, merke man in Pfalzgrafenweiler nicht, dass es weniger Wildscheine gebe.