Kaum gewählt, schon in aller Munde: Papst Franziskus. Foto: dpa

Ausgang der Papstwahl ist für katholische wie evangelische Würdenträger im Kreis Freudenstadt eine Überraschung.

Kreis Freudenstadt - Es war eine Überraschung: Ein Argentinier ist das neue Oberhaupt der katholischen Kirche. Auch im Landkreis Freudenstadt wurde die Papstwahl genau verfolgt."Franziskus" nennt sich Jorge Mario Bergoglio, der neue Papst. "Mit seinem Namenswahl hat er schon einer meiner Erwartungen erfüllt", sagt der Horber Dekan Klaus Konrad. Zurückzuführen ist der Name auf Franziskus von Assisi und den Franziskanerorden. Armut und eine einfache Lebensweise galten dort als zentrale Lebenshaltung.

"Er kennt die Probleme der Menschen", ist sich Klaus Konrad sicher. Und Pfarrer Frank Maier von der Seelsorgeeinheit Oberes Wolftal spricht von einem "pastoralen Menschen". "Hirte" bedeutet das lateinische "pastor" und wird auf die Seelsorge bezogen. Ein Oberhaupt also, das zuhört, soll der neue Papst sein. Einer, der nah bei den Menschen ist. Auch Horst Schmelzle, evangelischer Pfarrer in Alpirsbach, verweist auf den Namen des Papstes, der die soziale Seite betone.

"Einen Papst zum Anfassen" erhofft sich Klaus Konrad. In diesem Zuge weist er auf die anstehende Romreise der katholischen Erwachsenenbildung in Horb hin. Diese biete den Menschen aus dem Kreis Freudenstadt die Möglichkeit, Franziskus bei der Papstaudienz kennenzulernen.

Überraschend ist der Ausgang der Wahl für Joachim Milles, Leiter der Sozialstation in Horb. Gemeinsam mit den Ordensschwestern habe er den ersten öffentlichen Auftritt des Papstes vor dem Fernseher verfolgt. "Der argentinische Kandidat stand in den Medien nicht im Vordergrund", beschreibt auch Frank Maier. Und Horst Schmelzle spricht von einer "mutigen Entscheidung."

Trotz dieser Überraschung fällt der erste Eindruck durchweg positiv aus. "Gutmütig und gläubig" wirkt Franziskus auf Joachim Milles. "Herzlich und schlicht" sind die Attribute, die Frank Maier diesem Namen und auch dem ersten Auftreten des neuen Papstes zuschreibt. Ohne Umhang sei er aufgetreten. Seine Schlussfolgerung: "Er legt Wert auf das Wesentliche."

76 Jahre alt ist der neue Papst. Joachim Milles hätte sich einen jüngeren Papst gewünscht. Er hofft, dass Franziskus nicht nur ein Übergangspapst wird. Für Frank Maier stellt das Alter kein Problem dar. "Es gibt Ältere, die jung sind, und Jüngere, die alt sind", lautet seine Erklärung. Auf ihn mache Franziskus einen starken Eindruck, trotz eventueller gesundheitlicher Probleme. Ähnlicher Meinung ist auch Klaus Konrad, der den Papst als "geistig fit" empfindet.

Von 731 bis 741 war Gregor III. Papst. Was ihn mit Franziskus verbindet? Er stammte aus Syrien, war einer der wenigen nichteuropäischen Päpste der Geschichte. Erst 1272 Jahre später, 2013, wurde wieder ein Nichteuropäer an die Spitze der katholischen Kirche gewählt: Jose Mario Bergoglio aus Argentinien. Damit ist er auch der erste lateinamerikanische Papst der Geschichte.

Für Frank Maier ist diese Wahl ein Zeichen. "Wir sind nicht mehr Papst, sondern die Welt ist jetzt Papst", schmunzelt er und spricht von der "Weltkirche." Diesen Begriff verwendet auch Klaus Konrad. Horst Schmelzle erklärt, dass sowohl das christliche als auch das sozial-politische Umfeld in Lateinamerika sich von der europäischen Prägung unterscheiden. Frank Maier erwartet "einen Blick über unseren Tellerrand hinaus".

Verhalten sind die Erwartungen, was große Veränderungen angeht. "Er wird die Weltkirche weiterentwickeln. Eine Evolution, keine Revolution", ist sich Klaus Konrad sicher. "Keine 180-Grad-Wendung", erwartet auch Frank Maier. Und Horst Schmelzle beobachtet, dass der Einfluss der Kirche generell abnehme, weshalb große Veränderungen "von oben" für ihn fraglich sind. Auch müsse man abwarten, wie sich der Dialog zwischen katholischer und evangelischer Kirche weiterentwickle. "Er wird andere Schwerpunkte setzen", sind sich aber alle Befragten einig. Sie sind gespannt, was Franziskus bewirken wird. "Ein Papst, der die Menschen und ihre Probleme wahrnimmt", hoffen sie. Und die Globalisierung, das Zusammenwachsen der Welt, auch in der Kirche ankommen lässt.