Richtfest am Teilneubau. Foto: Rath

Großprojekt bislang voll im Zeit- und Kostenrahmen. Minister Lucha: Richtiges Haus am richtigen Ort .

Kreis Freudenstadt - Der Winter kann kommen – zumindest aus Sicht der Planer und Arbeiter auf der Baustelle des Klinikums in Freudenstadt. Am Dienstag feierten Landkreis und die Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt (KLF) Richtfest.

"G’schafft ist’s", kommentierte Landrat Klaus Michael Rückert das erreichte Etappenziel. Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem symbolischen ersten Spatenstich für das teuerste Bauprojekt in der Geschichte des Landkreises stießen die Beteiligten auf das bisherige Ergebnis an. Wie schon zum offiziellen Start kam Minister Manfred Lucha (Grüne) nach Freudenstadt. "Es ist ein harter Ritt hierher", fand Lucha.

Rund 150 Gäste waren mit dabei, darunter Bürgermeister, Kommunalpolitiker, Mitarbeiter des Klinikums, Planer, Bauarbeiter, Vertreter der Krankenkassen und Nachbarn. Die künftige Hauswirtschaftshalle des Klinikums war als Festsaal groß genug, um sie trotz Abstandsgebots aufzunehmen. Mit Ausnahme des jeweiligen Redners trugen alle Teilnehmer Mund-Nasen-Schutz, auch wenn die Brillen durch den Atem an diesem nasskalten Spätnachmittag kräftig beschlugen. "Wir hoffen auf eine Einweihung ohne Corona und Masken", sagte Rückert.

Großprojekt bislang voll im Zeit- und Kostenrahmen

Für Rückert war’s "ein Riesengroßer Grund zur Freude". Einfach "pfundig" finde er, dass der bayrischstämmige Minister erneut nach Freudenstadt gekommen sei. Der Nordschwarzwald möge ländlich sein, aber in der Corona-Krise habe sich gezeigt, dass das Leben auf dem Land lebenswert sei und Vorteile biete. Der angeordnete Stillstand des öffentlichen Lebens sei hier sicher leichter auszuhalten gewesen als in einer kleinen Wohnung in Stuttgart oder Karlsruhe.

Der Krankenhaus-Teilneubau zeige aber auch, dass das Leben auf dem Land keine Abstriche bei der Infrastruktur bedeute. 85 Millionen Euro koste das Projekt, das Land schieße 54 Millionen Euro bei. Die großzügige Förderung sei "Verpflichtung, aus dem Geld etwas Gutes" zu machen. "Mächtig stolz" sei der Landrat, dass das Großprojekt bislang voll im Zeit- und Kostenrahmen liege. Dies sei auch ein großer Verdienst von Monique Bliesener, die als kaufmännische Direktorin den Bau von Seiten der KLF betreue und vorantreibe. Sie sei derzeit die "Miss Krankenhaus".

Klaus Michael Rückert dankte allen beteiligten Partnern, der Krankenhaus-Mannschaft und den niedergelassenen Ärzten. Sie hätten in Corona-Zeiten hervorragende Arbeit geleistet. "Wir im Kreis Freudenstadt waren und sind gut eingestellt auf die Pandemie", so der Landrat. Der dankte ferner den damaligen Kreisräten für den Beschluss zum Projekt und der Stadt Freudenstadt für den Bau der neuen Zufahrt zum Klinikum durch das Gewerbegebiet Sulzhau.

Minister Lucha erklärte, als Sohn eines Maurers lasse er sich ein Richtfest nicht entgehen. Er freue sich, wenn "das notwendige neue Krankenhaus" in Freudenstadt Ende 2021 oder Anfang 2022 fertig sei. Es sei zentraler Baustein in der Gesundheitsfürsorge der Menschen im Kreis. Krankenhäuser müssten in einem Flächenland wie Baden-Württemberg an der richtigen Stelle stehen, und das Freudenstädter Haus stehe an der richtigen Stelle. Ein Klinikum mit 315 Betten sei hier genauso bedeutend wie ein 800-Betten-Haus im Ballungsraum. Es mache ihn "stolz zu sehen, dass man das Richtige tut und fördert". Ein modernes Haus sei wichtig im Wettbewerb um das beste Personal. Corona habe gezeigt, wie "unermesslich wichtig" das "Kapital Beschäftigte" sei. Die Pandemie habe maßgeblich dazu beigetragen, die Krankenhaus-Hygiene zu verbessern. Das werde beibehalten. Auch die Digitalisierung und Telemedizin würden voranschreiten. Das Land habe jetzt Entscheidungen getroffen, die helfen würden, die Versorgung des ländlichen Raums mit Ärzten "dauerhaft sicherzustellen". In Freudenstadt entstehe "ein Leuchtturm-Krankenhaus für diese schöne Region".

Neue Notaufnahme mit angegliederteer Brust-Schmerz-Einheit

"Dass wir trotz Corona im Zeit- und Kostenrahmen liegen, liegt daran, dass alle an einem Strang gezogen haben", sagte Monique Bliesener. Dazu zähle auch das Krankenhaus-Personal. Derzeit gebe es in einem Test-Patientenzimmer Probeabläufe, der genaue Aufbau der OPs werde momentan diskutiert. Sie dankte den Anliegern für ihre Leidensfähigkeit. "Es waren alleine 2600 Lastwagenladungen voll Beton. Die Nachbarn haben viel Staub und Lärm über sich ergehen lassen", so Bliesener. Mittlerweile habe der Innenausbau begonnen, es werde nun ruhiger.

KLF-Geschäftsführer Matthias Meier erklärte, er sei besonders stolz auf die neue Notaufnahme mit angegliederteer Brust-Schmerz-Einheit, die eine bestmögliche Versorgung etwa bei Herzinfarkten ermögliche. Die neuen Ein- und Zweibett-Zimmer seien hell und böten eine Aussicht auf den Schwarzwald. Patienten bräuchten bei einem Zimmerwechsel ihren Schrank künftig nicht mehr aus- und einzuräumen. Das Modul lasse sich komplett mitnehmen. Ein Quäntchen Glück sei auch dabei, dass die Großbaustelle bislang reibungslos und ohne größere Verletzungen über die Bühne gegangen sei. So sei die KLF von Lieferengpässen in Corona-Zeiten verschont geblieben.

Architekt Werner Vogt schloss die Rednerrunde, ehe ein Maurerpolier der Firma Glöckle den Richtspruch hielt. Er lieferte einige Zahlen. So umfasst der fünfstöckige Teilneubau rund 140 000 Kubikmeter umbauten Raum. 30.000 Quadratmeter Nutzfläche würden geschaffen. Dafür seien bislang 18 000 Kubikmeter Beton und 2670 Tonnen Bewehrungsstahl verbaut worden.

Umrahmt wurde der Festakt von einem Lehrer-Duett mit Klavier und Gesang der Musikschule Horb.