Zentralrechner gehen zeitweise in die Knie. Unterbrechungen "sehr bedauerlich und ärgerlich". Viele Eltern genervt.
Ruckeliger Datenaustausch, genervte Lehrer, Eltern und Schüler sowie Zentralrechner, die zweiweise in die Knie gegangen sind: Am Montag startete auch im Kreis Freudenstadt die Schule wieder, als Fernunterricht. Es lief holprig an, schien aber weitgehend funktioniert zu haben.
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Kreis Freudenstadt - Armin Wüstner, Schulleiter der Eduard-Spranger-Schule (ESS) und geschäftsführender Schulleiter der vier beruflichen Schulen im Kreis, berichtet am Montag über einen "reinen Fernlerntag" an der ESS. Die Lehrkräfte hätten alle Schüler auf digitalem Weg erreichen können. Zwar wünscht sich Wüstner, "dass wir unsere Schüler bald im Haus begrüßen dürfen". Im Augenblick geht er jedoch nicht davon aus, dass die Corona-Fallzahlen in den nächsten zwei Wochen so stark sinken, um zum Präsenzunterricht zurückkehren zu können. Da komme es gerade recht, dass die Notenkonferenzen und Zeugnisausgaben noch bis Ende Februar vonstattengehen können – an allen Schularten mit Ausnahme der allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasien.
Schüler sehr diszipliniert
Die Rückkehr zum altgewohnten Schulbetrieb hat aus Wüstners Sicht gar nicht oberste Priorität. In erster Linie sei jetzt wichtig, das Virus einzudämmen. Sowohl bei den Lehrkräften als auch bei den Schülern stellt Wüstner "ein hohes Maß an Disziplin und Verständnis" für die Situation fest. Die Schüler müssten auch nicht den gesamten Schultag vor dem Bildschirm verbringen, sondern könnten an ihren Unterlagen und Projekten arbeiten.
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An der Falkenrealschule Freudenstadt findet der Unterricht derzeit überwiegend online statt. Lediglich Schülern, die eine Notbetreuung benötigen und die entsprechenden Voraussetzungen dafür erfüllen, wird im Schulgebäude Präsenzunterricht angeboten, sagt Stefanie Maier. Sie ist Leiterin der Falkenrealschule und geschäftsführende Schulleiterin für die Stadt Freudenstadt. Ihre Schule sei zwar mittlerweile "fachlich so gut ausgestattet", dass sie einen "sehr guten Video-Unterricht" anbieten könne. Mit der aktuellen Infrastruktur sei dies aber schlicht nicht möglich. ihr Wunsch: "Glasfaseranschluss, und zwar schon morgen."
Lehrer gut vorbereitet
Technik-Stress gab es auch im östlichen Teil des Landkreises. Götz Peter, geschäftsführender Schulleiter der Schulen in Horb, Empfingen und Eutingen: "In der Tat war zumindest der Start mit der Lernplattform Moodle alles andere als erfreulich, nicht nur an den Grundschulen, sondern auch bei uns." Das liege nicht an den Schulen oder den Lehrkräften, sondern an den Serverkapazitäten für diese Lernplattform, die "trotz massiven Ausbaus bei einer so flächendeckenden Fernlernphase in die Knie geht." Die Unterbrechungen seien "sehr bedauerlich und auch ärgerlich", denn die Lehrkräfte hätten sich gut vorbereitet. Die Lernplattform selbst biete seiner Ansicht nach viele gute Möglichkeiten. So sei es "doppelt schade", dass die Schulen wieder "zu alten Mitteln wie dem Mailversand greifen müssen".
Auch an den Grundschulen wurde der erste Schultag zum Holper-Start. Einige Lehrer im Kreis hatten bei der Kommunikation mit den Eltern auf Jitsi gesetzt – das Videokonferenz-Programm, die das Kultusministerium empfiehlt. Doch hier kam es zu Unterbrechungen. Die Zentrale liegt hier beim Medienzentrum Freudenstadt. Woran es haperte, weiß das Landratsamt nicht. "Das Kreismedienzentrum hat mehrere Videoserver bei einer Fachfirma angemietet, um den Schulen datenschutzkonforme Videokonferenzen zu ermöglichen", so Pressesprecherin Sabine Eisele. In Vorbereitung auf den ersten Schultag sei von der Firma extra ein Servicetechniker zur Überwachung abgestellt worden. Dennoch sei es am Montagvormittag zu kurzzeitigen Aussetzern in einzelnen Konferenzen gekommen. Diese seien "jeweils von kurzer Dauer" gewesen. "Die Ursache lag nach Aussage des Servicetechnikers nicht an den angemieteten Servern des Kreismedienzentrums. Diese liefen durchweg stabil und sind ausreichend dimensioniert", so Eisele.
Problemursache unklar
Auch die Gutermann-Grundschule in Horb hat auf Moodle und Jitsi gesetzt. Sandra Irion, kommissarische Schulleiterin: "Am ersten Schultag fand bei uns ein Online-Angebot statt. Ein freiwilliges Angebot zum Fragenstellen für die Drittklässler, das niemand in Anspruch genommen hat." Das Kollegium habe sich fit gemacht für Online-Unterricht. Allerdings habe das an der Grundschule eher Schülertreff-Charakter. "Die Vorgaben sehen vor, dass Onlinetreffen eher für die soziale Komponente genutzt werden: Endlich treffe ich wieder meine Klasse. Da ist erst einmal die Freude groß, alle wiederzusehen." Obwohl die Klassenzimmer bis auf die Notbetreuung leer blieben, gab es Publikumsverkehr: "Bei uns liegen im Mensa-Eingang Materialpakete zum Abholen bereit, was von vielen genutzt wird." Alternativ würden die Materialien auch per E-Mail verschickt oder als ein Link zu einem sogenannten Padlet. Daraus lassen sich die Arbeitsblätter ausdrucken. Doch auch hier sei es zu Rucklern gekommen, das Padlet zeitweise überlastet gewesen.