Auf dem Ruhestein, wo sich das Naturschutzzentrum (Foto) befindet, könnte sich Landrat Klaus Michael Rückert auch das Infozentrum des Nationalparks vorstellen. Foto: Archiv

Landrat Klaus Michael Rückert fordert, dass die Infrastruktur des Nationalparks in den Kreis Freudenstadt kommt.

Kreis Freudenstadt - Der größte Teil des geplanten Nationalparks liegt auf Gemarkung Baiersbronn und somit im Kreis Freudenstadt. Wir sprachen mit Landrat Klaus Michael Rückert darüber, welche Konsequenzen das für die Ausgestaltung des Parks, seine Verwaltung und den Nationalparkrat haben sollte.

Herr Rückert, der Kreistag hat den Nationalpark – anders als Sie – mehrheitlich nicht befürwortet. Wie kommen Sie mit diesem Beschluss klar?

Ich gebe zu, dass ich ein paar Tage gebraucht habe, um den Beschluss zu verdauen, weil er nicht mit meiner privaten Meinung übereinstimmt. Aber als Landrat ist es natürlich meine Aufgabe, den Kreistagsbeschluss umzusetzen. Wenn man sich den Beschluss jedoch in Ruhe anschaut, dann kann man zwei Blöcke unterscheiden: Der erste ist die politische Aussage, dass der Kreistag aufgrund der Bürgerbefragung das Festhalten an dem Projekt Nationalpark ablehnt. Dennoch gibt es nicht nur diese Negativ-Aussage, der Kreistag hat auch Anträge zum Gesetzesentwurf formuliert, die für mich Grundlage sind, an dem Thema konstruktiv-kritisch weiterzuarbeiten. Es ist für mich auch ganz wichtig, dass wir uns als der Landkreis, der am stärksten betroffen ist, jetzt weiter um dieses Thema kümmern. Deshalb sehe ich den Beschluss auch als Auftrag, in Gesprächen mit dem Land und den Landrats- und Bürgermeisterkollegen das Bestmögliche für die Region zu erreichen.

Gehören dazu dann auch Einrichtungen wie ein Informationszentrum?

Für mich ist jetzt ganz wichtig zu unterstreichen, dass der Landkreis Freudenstadt deutlich seine Hand erhebt bei der Frage, wo kommen die zentralen Infrastruktureinrichtungen hin. Also, wenn wir über zwei Drittel der Nationalparkfläche in unserem Kreis haben, ist es auch völlig legitim zu fordern, dass das zentrale Infozentrum auf jeden Fall zu uns kommt. Und es gibt mit dem Ruhestein auch einen Ort, der sehr geeignet dafür wäre und der zudem noch den Charme hat, dass er an der Kreisgrenze zur Ortenau liegt. Das Naturschutzzentrum Ruhestein hat in den vergangenen Jahren eine ganz hervorragende Arbeit geleistet und es ist wichtig, dass diese Arbeit an diesem Ort nicht nur fortgesetzt, sondern intensiviert wird. Eine Grundinfrastruktur für Naturpädagogik ist dort schon vorhanden, doch die muss für einen Nationalpark deutlich ausgebaut werden. Nachdem auch der Ortenaukreis in seinem Beschluss den Ruhestein als Standort unterstützt, hoffe ich sehr, dass das Land diesen Ball aufgreift und dort die zentrale Infoeinrichtung für den Nationalpark unterbringt. Das wäre auch für die Akzeptanz des Parks wichtig, weil der Standort Ruhestein im Naturschutz etabliert ist, und man durch die Verknüpfung mit vorhandenen Angeboten wie der Skisprungschanze zeigen könnte, dass der Nationalpark mit anderen Infrastruktureinrichtung verbunden werden kann. Auch für die Besucher wäre es spannend, dort die weiteren Angebote zu erleben. Die Erreichbarkeit des Ruhesteins ist über die Schwarzwaldhochstraße ebenfalls ideal. Die Anbindung an Baiersbronn ist nicht optimal, da muss man schauen, wie man die verbessern kann. Ich stelle mir da zum Beispiel Shuttlebusse vom Bahnhof Baiersbronn vor.

Ist das Wildtierreservat, das Freudenstadt, Bad Rippoldsau-Schapbach und Bad Peterstal-Griesbach gemeinsam einrichten wollen, für Sie auch ein wichtiges Thema?

Ich befürworte und unterstütze diese Initiative eines Wildtierreservats im Bereich der Alexanderschanze, weil ich darin eine sehr gute Ergänzung zum Nationalpark und zum Wolf- und Bärenpark sehe. Natürlich ist das dann nicht Natur pur, aber wenn die Fläche groß genug ist, kann man dort Tiere sehr naturnah erleben. Solche Infrastruktureinrichtungen außerhalb des Nationalparks steigern die Attraktivität der Region zusätzlich.

Auch die Attraktivität des Naturparks Schwarzwald Mitte-Nord?

Als Vorsitzender des Naturparks ist es mir wichtig, dass die eindeutigen Erklärungen des Landes umgesetzt werden und der Naturpark sich mindestens so gut entwickelt wie ohne Nationalpark. Ich halte es für sinnvoll, wenn wir – um den Nationalpark in die Fläche zu tragen – den Naturpark als die Nationalparkregion bewerben. Das hätte den Charme, dass die Strahlkraft des Nationalparks in den deutlich größeren Naturpark hinein ragt, und dass der Naturpark auf seiner Fläche Projekte fördern und umsetzen könnte, die den Nationalpark unterstützen. So könnte ein großes Ganzes daraus werden, und auch Gemeinden wie beispielsweise Hornberg, die vom künftigen Nationalpark weiter entfernt sind, könnten sich mit dem Nationalpark identifizieren und davon profitieren. Der Nationalpark soll schließlich ein Impuls für den Tourismus im gesamten Nordschwarzwald und mittleren Schwarzwald sein, dann sollte auch der Fokus nicht nur auf den Gemeinden liegen, die in oder direkt an der Nationalparkkulisse liegen, sondern auch darüber hinaus. Das könnte auch eine schöne Möglichkeit sein, diejenigen aus dem Kaltenbronner Bereich, die den Nationalpark gern gehabt hätten, zwar locker, aber doch wieder ein Stück weit mit einzubinden.

Wo sollte Ihrer Meinung nach die Nationalparkverwaltung ihren Sitz haben?

Meines Erachtens ist der Kreis Freudenstadt der geeignete Standtort für die Verwaltung. Die Außenstelle Baiersbronn des Forstamts wird einige Zuständigkeiten an die Nationalparkverwaltung abgeben müssen und deutlich kleiner werden. Daher halte ich es für angemessen, die Nationalparkverwaltung dort anzusiedeln und unterstütze diese Forderung von Baiersbronn.

Unterstützen Sie auch die Forderung Baiersbronns nach mehr Sitzen im Nationalparkrat?

Als der Lenkungskreis des Nationalparks das Konzept entwickelt hat, nach dem jede Nationalparkgemeinde eine Stimme im Rat hat, gab es die jetzige Kulisse noch nicht. Damals hatten wir noch die 17 000 Hektar Suchraum, und man ging von einem zweigeteilten Nationalpark aus, bei dem die Flächenanteile der beteiligten Gemeinden relativ ähnlich sind. Nun haben wir die konkrete Parkkulisse, bei der zwei Drittel der Fläche im Kreis Freudenstadt auf Gemarkung Baiersbronn liegt. Deshalb halte ich es für legitim, dass der Kreistag Freudenstadt und der Gemeinderat Baiersbronn jetzt sagen, dass die bisherige Regelung nicht mehr auf diese Kulisse passt, denn andere Gemeinden, die vergleichsweise kleine Flächen in der Kulisse haben, hätten im Nationalparkrat gleich viel zu sagen. Andererseits muss man bei einer Ausweitung der Sitze im Nationalparkrat aber auch beachten, dass das Gremium nicht zu groß wird und noch effektiv arbeiten kann. Denn durch die jetzige Regelung der paritätischen Besetzung des Gremiums mit Mitgliedern des Landes und der Nationalparkgemeinden muss die Zahl der Landesvertreter dann ebenfalls erhöht werden. Ich habe für die Frage der richtigen Besetzung des Nationalparkrats selbst noch keine abschließende Lösung parat, werde aber die Sommerpause nutzen, um einen praktikablen und annehmbaren Vorschlag zu finden.