Der Nationalpark im Hochschwarzwald bleibt weiter in der Diskussion. (Symbolfoto) Foto: Haier

Landrat stellt sich Nationalpark-Diskussion in Schönmünzach. Klaus Michael Rückert vom Mehrwert überzeugt.

Kreis Freudenstadt - Was bringt der Nationalpark? Angesichts des beschlossenen Projekts änderte man in Schönmünzach die Fragestellung und bat den Landrat um Verständnishilfe. Einig wurde man sich zwar nicht, eine Annäherung ist aber immerhin geglückt.

50 Prozent der Fläche Schönmünzachs liegen auf der Gemarkung des künftigen Nationalparks, umriss Ortsvorsteher Erwin Zepf die Situation seiner Gemeinde. Nachdem Proteste nicht zu einer Absetzung des Projekts führten, hatte Zepf nun Landrat Klaus Michael Rückert zu einer Diskussionsrunde eingeladen und ihm drei Fragen ans Herz gelegt: Welche Vorteile erhofft sich der Landrat vom Nationalpark? Wie wird mit der steigenden Hochwassergefahr umgegangen? Und was wurde eigentlich aus dem Bürgervotum?

Parkbefürworter waren nicht unter den Gästen im Sitzungssaal des Kurhauses auszumachen. Der aggressive Tenor, der allzu viele Informationsveranstaltungen in der Vergangenheit begleitet hatte, sollte aber dennoch keinen Raum gewinnen. Zielgerichtete Fragen an den Landrat standen im Mittelpunkt, und die Teilnehmer hielten sich daran.

Rückert ist überzeugt vom Marketing-Mehrwert, den sein Landkreis durch die Marke Nationalpark erhalten kann, und legte den Schönmünzachern seine Beweggründe für die Unterstützung des Projekts in einer publikumsnahen Argumentationskette dar: ein Alleinstellungsmerkmal für den Nordschwarzwald mit internationaler Strahlkraft, eine damit einhergehende Weiterentwicklung der touristischen Infrastruktur und Chancen auf bislang unerreichbare Fördergelder.

Zwingend ist für Rückert, dass der Park nicht nur dem Naturschutz dient, sondern auch erlebbar ist. Dass in dem Planungsprozess manches nicht gut lief, stellte der Landrat nicht in Abrede und auch für die daraus resultierende Wut bei den Bürgern zeigte er wiederholt Verständnis.

Ein solcher Park habe Chancen und Risiken, erklärte Rückert und setzte zugleich auf ruhige Art einen Punkt in Sachen Entscheidungskompetenz: "Wenn ich als Landrat mehr Vorteile als Nachteile in dem Projekt sehe, werde ich mich auch dafür aussprechen." Gegen die Entscheidungsfindung ihres Landrats hatten die Schönmünzacher keine Einwände. Doch von der Landesregierung fühlt man sich in der Murgtal-Gemeinde übergangen, belogen und im Stich gelassen. Der Landrat setzte bei seiner Argumentation auf die Vernunft der Landesregierung und die Einflussgewalt des Nationalparkrats.

Bei den Bürgern hingegen herrschte teilweise Angst. Etwa, dass das Nationalparkgesetz doch irgendwann massive Handlungseinschränkungen für Grundbesitzer mit sich bringen könnte. Oder später doch Zwangsenteignungen zugunsten einer Flächenvergrößerung vorgenommen werden. Oder die Hochwasserproblematik durch den Nationalpark so steigt, dass manche Schönmünzacher in den wirtschaftlichen Ruin getrieben werden.

Die Wege der Landesregierung konnte Rückert nicht prognostizieren. Die Bürger würden aber stets ihre kommunalen Ansprechpartner vor Ort haben, um dort Probleme anzubringen, betonte der Landrat. Etwa in Sachen Hochwasserschutz: Wenn dort Handlungsbedarf entstehe, müsse die Landesregierung etwas tun. Sicherheitsgefühle vermochte das bei den Zuhörern jedoch nicht zu wecken. Auch die rationale Logik des Landrats traute man den Regierungsvertretern nicht zu. Das Gelingen des Nationalpark-Projekts müsse doch gleichfalls im Interesse der Landesregierung sein, gab sich Rückert sicher. "Wir glauben denen einfach nichts mehr", kam die frustrierte Antwort aus dem Publikum. Trotz unterschiedlicher Positionen gelang es aber, die Veranstaltung mit einem Brückenschlag zu beenden.

"In der Chancen-Risiken-Abwägung sind wir unterschiedlicher Meinung", folgerte der Landrat. Er hofft jedoch, dass die Ausgestaltung des Parks irgendwann überzeugen könne. Aber dafür braucht es die Mitwirkung der Bürger, und jene darf für Rückert auch unbequem sein: "Bringen Sie sich ein. Konstruktiv und kritisch."