Einen deutlichen Einbruch gab es bei den verkauften Einzelfahrscheinen im Busverkehr der Verkehrsgemeinschaft Landkreis Freudenstadt. Foto: Rollgaiser

Minus von drei Prozent. Schülerzahl sinkt. Landrat Rückert hat Sorge über Fragen der Finanzförderung".

Freudenstadt - Ist der Nahverkehr im Landkreis in der Krise? Die Fahrgastzahlen sind im Jahr 2012 jedenfalls um knapp drei Prozent zurückgegangen.

Martin Mäule, Geschäftsführer der Verkehrsgemeinschaft Landkreis Freudenstadt (vgf), sieht die Ursachen in der demographischen Entwicklung: "Die Schülerzahlen sind im Landkreis zurückgegangen. Der Rückgang bei den Schüler-Monatskarten von 3,4 Prozent liegt unter den Prognosen des Statistischen Landesamts. Die Einführung von G8 hat im Jahr 2012 die volle Wirkung entfaltet", sagte er im Technischen Ausschuss des Kreistags. Das sei deshalb besonders zu spüren, weil der öffentliche Nahverkehr zu 70 bis 75 Prozent aus dem Schülerverkehr finanziert werde.

Bei den Erwachsenen-Monatskarten, die hauptsächlich von Berufstätigen genutzt wurden, sank die Zahl von 2723 auf 2650 verkaufte Karten (minus 2,7 Prozent).

Den zahlenmäßig größten Einbruch gab es bei den verkauften Einzelfahrscheinen im Werktagsverkehr: Gerade beim Bus wurden knapp 24 000 Tickets weniger verkauft – ein Minus von 5,2 Prozent. Bei den Bahnfahrkarten gab es einen Rückgang von 3,9 Prozent auf 113 837 Tickets. Auch der Freizeitverkehr ist weiter rückläufig: Hier sank die Zahl der beförderten Personen um 5,1 Prozent auf 20 7 343.

Mäule: "Dieser Rückgang ist vor allem auf die KONUS-Fahrgäste zurückzuführen." Durch einen Aufschlag auf die Kurtaxe können Feriengäste den öffentlichen Nahverkehr kostenlos nutzen. Durch die rückläufigen Übernachtungszahlen sei dieser Trend zu erklären.

Doch wie kann dieser Trend gestoppt werden? Landrat Klaus Michael Rückert: "Mir machen vor allem die noch offenen Finanzierungs-Fragen Sorgen. Die Verträge für Pauschalzahlungen vom Land laufen Ende nächsten Jahres aus." Insgesamt werde die Nahverkehrsförderung neu überlegt. Kreisrat Daniel Wochner (FDP) wollte wissen, wie es mit der Barrierefreiheit des ÖPNV aussieht. "Kommt man mit dem Rollator oder Rollstuhl in den Bus? Was ist mit Taxi-Ersatzverkehr?" Walter Trefz (Grüne) regte Rufbusse an.

Mäule: "In der Praxis haben wir da wenig Problemfälle. Nur bei selbstfahrenden Rollstühlen, die auf bis zu 300 Kilogramm kommen, wird es schwer." Und zu flexiblen ÖPNV-Angeboten meinte Mäule: "Es gibt jetzt neue Förderprogramme für kleinere Fahrzeuge. Weil aber die Schülerbeförderung am morgen die Größe der Busse bestimmt, ist es eine finanzielle Frage, ob man die Fahrzeuggröße zwischendrin wechseln sollte. Wir haben eher Sorge, das Grundangebot erhalten zu können."