Ersetzt ein Neubau das alte Landratsamt? Foto: Rath

Verwaltung: Neues, zentrales Gebäude könnte am Ende günstiger sein. Kreistag muss noch zustimmen.

Kreis Freudenstadt - Wäre ein neues, zentrales Landratsamt auf Dauer nicht günstiger als die Sanierung der alten und teils unzweckmäßigen Bestandsgebäude? Ein Gutachten soll’s zeigen. Dabei weiß ein Teil des Kreistags noch nicht, ob er wollen dürfte, wenn er denn neu bauen sollte.

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Das Fass aufgemacht hatte die FDP-Fraktion. Nach der Besichtigungsrunde des neuen Kreistags im Spätsommer 2019 waren die Liberalen um ihren Vorsitzenden Ernst Wolf einigermaßen erschüttert, unter welch beengten und ärmlichen Bedingungen die Behörde teils arbeitet. Lohnt es sich überhaupt noch, viel Geld in Erhalt, Dämmung und Sanierung zu stecken, oder wäre ein zentraler Neubau nicht gleich die günstigere Variante, auch was die Arbeitsabläufe angeht?

Knappe Mehrheit für Gutachten

Die Verwaltung griff den Steilpass dankbar auf, wenngleich das Thema aufgrund der Corona-Krise erst mal auf Eis lag. Am Montag eröffnete der Technische Ausschuss die Diskussion. Am Ende der Debatte stand eine knappe Mehrheit von acht zu sechs Stimmen dafür, ein externes Gutachten für rund 35 .000 Euro einzuholen. Drei Räte enthielten sich der Stimme. Als nächste Instanz muss der Kreistag noch darüber abstimmen.

Untersucht und verglichen werden sollen drei Varianten: die Sanierung des Bestands, eine Teilzentralisierung durch einen Anbau ans Hauptgebäude oder ein zentraler Neubau an anderer Stelle. Wenngleich es hierzu noch keinen Standortfavoriten gibt, fiel immer wieder das Krankenhaus in der Nordstadt; wenn der Teilneubau abgeschlossen ist, stünden dort Grund und Boden des Landkreises zur Verfügung, dazu Liegenschaften, deren Nachnutzung noch offen ist.

Aktuell ist Bhörde auf sechs Gebäude verteilt

Derzeit ist das Landratsamt mit mehreren hundert Beschäftigten auf sechs Gebäude verteilt, von denen zwei angemietet sind. Was dem Kreis gehört, stammt aus den 1920-er, 1950er- und 1980er-Jahren. Das Hauptgebäude in der Herrenfelder Straße war ursprünglich übrigens auch unverkennbar mal ein Krankenhaus. Für die Verwaltung wäre eine Vergleichsstudie für 35 .000 Euro schon deshalb "ein Schnäppchen", weil es Zuschüsse gäbe und das Büro Iecos ohnehin dran ist, den Aufwand für eine Generalsanierung zu ermitteln.

Diskutiert wurde am Montag mit viel Leidenschaft. Die Skeptiker saßen dabei vor allem in den Reihen von CDU und Freien Wählern. Hans-Dieter Rehm (CDU) bezeichnete einen Abriss des bestehenden Landratsamts vor allem als "eine riesige städtebauliche Chance" für Freudenstadt, äußerte aber Zweifel am Ablauf. Ohnehin werde sich der Kreis aufgrund Millionen schwerer Investitionen – und Schulden – in Klinik und Breitbandnetz frühestens "in fünf bis zehn Jahren an das nächste Großprojekt heranwagen können".

Bischoff: "Nicht die Zeit für hochfliegende Pläne"

Mit diesen laufenden Mega-Projekten "an der Brust" stelle sich die Frage, was der Kreis mit einem Ergebnis anfangen solle, pflichtete Dieter Bischoff (Freie Wähler) bei. Ohnehin sei derzeit nicht absehbar, welche Verwerfungen die Corona-Krise mit sich bringe. Es sei "nicht die Zeit" für so hochfliegende Pläne. Andere Kreisräte sprachen von den "Chancen", die sich eröffnen könnten. Man müsse "in die Zukunft denken".

Der Erste Landesbeamte Reinhard Geiser, der die Sitzung leitete, sagte: "Es handelt sich zunächst um den Auftrag für ein Gutachten, nicht um einen Baubeschluss." Das Ergebnis könne auch so lauten: "Dass wir solche Pläne für die nächsten zehn Jahre vergessen können." Kämmerer Ulrich Bischoff ließ sich von den Kreisräten nicht aus der Reserve locken: "Ich kann beide Seiten verstehen. Aus dem Bauch heraus würde ich auch zunächst sagen, dass der bald zweithöchst verschuldete Kreis im Land sich das nicht leisten kann. Aber der Bauch ist nicht der richtige Ratgeber. Wenn ein Gutachten vorliegt, wird sich zeigen, ob wir uns das leisten können."